Was Frauen zur Gleichstellung fehlt
Vor 100 Jahren wurde in Deutschland das Frauenwahlrecht eingeführt. Zwei SPD-Europaabgeordnete stören sich aber nach wie vor an einer gläsernen Decke
Zur Gleichberechtigung der Geschlechter ist in den vergangenen hundert Jahren viel erreicht worden. Doch das genügt Frauenrechtlerinnen nicht. „Wir wollen nicht Gleichberechtigung für Frauen und Männer, sondern Gleichstellung der Geschlechter“, sagen die beiden SPD-Europaabgeordneten Maria Noichl und Evelyne Gebhardt. Sie haben ihre Vorstellungen dazu am Freitag vor 20 Frauen und Männern im Restaurant „Konzertsaal“in Neu-Ulm erläutert.
Anlass war der Europa-Frauentag 2018, der daran erinnern sollte, dass vor 100 Jahren in Deutschland das aktive und passive Frauenwahlrecht eingeführt wurde. „Wer die menschliche Gesellschaft will“, zitierte Evelyne Gebhardt, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments aus Hohenlohe das SPD-Programm, „muss Männer überwinden“. Gleichstellung sei ihr eine Herzensangelegenheit. Aber da sei immer noch diese gläserne Decke, die den Aufstieg der Frauen behindere und die endlich gesprengt werden müsse. „Gleiches Recht reicht uns nicht mehr“, trug sie dem wohl rein zufällig paritätisch mit Männern und Frauen besetzten Publikum vor, „wir wollen Gleichstellung“. Das bedeute auch, dass Parlamente nicht immer nur Vizepräsidentinnen hervorbringen dürften, sondern auch mal eine Präsidentin. Schon die Römischen Verträge hätten gleiche Rechte für alle und gleichen Lohn für gleiche Arbeit gefordert. Doch so weit seien Gesellschaft und Poli- tik noch immer nicht. Gebhardt verlangte, zu Wahlen die „positive Diskriminierung“einzuführen. Das bedeute, das im Wahlergebnis unterrepräsentierte Geschlecht anschließend in der Sitzverteilung zu bevorzugen, was sich mit dem Reißverschlussverfahren leicht regeln lasse.
Die Rosenheimer Europaabgeordnete Maria Noichl diagnostizierte zwei große Angriffe, die immer wieder gegen die erkämpften Frauenrechte gefahren würden. Einerseits schränkten finanzielle Krisen immer gleich zuerst mal die Rechte der Frauen ein, weil die nachfolgenden sozialen Kürzungen stets zu ihren Lasten gingen. Zum anderen wende sich rechtsextremes Gedankengut, das sich gegen Minderheiten richte, immer gleich auch gegen Frauen. Und Deutschland? Das bekomme den blauen Brief der EU, weil es nach einer Familientrennung stets Männern nur einen sehr schlechten Zugang zu den eigenen Kindern gewähre. „Wir fallen da 100 Jahre zurück, wenn die Kinder immer nur zur Mutter kommen und der Mann zum Besuchspapa wird.“ Da sei Belgien doch sehr viel fortschrittlicher, weil es Kindern zwei gleichwertige Wohnsitze bei Mutter und Vater zubillige. „Wir wollen die partnerschaftliche Gesellschaft.“
Dazu rechnete Noichl auch die bevorstehende Kampagne „Keine sexistische Werbung in unserer Stadt“. Mit ihr solle erreicht werden, dass städtische Werbeflächen von der oft „unsäglichen Werbung mit Frauen“freigehalten würden. Wie Gebhardt forderte auch Noichl, nach Wahlen den Geschlechtern jeweils die Hälfte der gewonnenen Plätze zuzuweisen.
Im Grußwort hatte Daniel Fürst, SPD-Kandidat für den Stimmkreis Neu-Ulm zur Landtagswahl im Oktober, festgestellt, dass der Unterschied zwischen Mann und Frau heute auf den ersten Blick gar nicht mehr so stark wahrzunehmen sei. Doch bei näherem Betrachten existiere immer noch diese gläserne Decke, die Frauen benachteilige. „Wir müssen das in der Politik diskutieren und die Gesellschaft dahin bewegen, dass sich da endlich Grundlegendes ändert“, sagte Fürst.
Wo ist der nächste Spielplatz? Wie weit ist das Schwimmbad weg? Und wo ist eigentlich die Schule, auf die ich nächstes Jahr gehe? Fragen wie diese sollen Kinder und Jugendliche bald noch leichter beantworten können: Der zweite Kinderstadtplan rund um Wiley und Ludwigsfeld ist fertiggestellt – und gratis zu haben. NeuUlmer Kinder und Jugendliche der Christoph-Probst-Realschule und der Ludwigsfelder Erich-KästnerGrundschule hatten den kindgerechten Plan gemeinsam mit der Jugendund Erwachsenenhilfe Seitz und der Werbeagentur Ikons Intermedia Concepts gestaltet.
Es ist der zweite Kinderstadtplan, den die Stadt Neu-Ulm jetzt herausgebracht hat. Der erste wurde bereits im Jahr 2015 fertiggestellt und widmet sich der Innenstadt, dem Glacis-Park und dem Vorfeld. Der zweite Kinderstadtplan, der für Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis zwölf Jahren entwickelt wurde, nimmt das Quartier Wiley und den Stadtteil Ludwigsfeld genauer unter die Lupe. Neben Bildungseinrichtungen sind Spielplätze, Sport- und Freizeitangebote sowie öffentliche Grünanlagen und Einrichtungen im Plan verzeichnet.
Die Kinderstadtpläne Innenstadt und Vorfeld sowie Wiley und Ludwigsfeld sind im Rathaus, in der Musikschule, im Bürgerbüro, in der Stadtbücherei, im Edwin-ScharffMuseum, im Vorfeldbüro, im Oststadtbüro, im Familienzentrum und im Jugendhaus B21 kostenfrei erhältlich. (az) Die Vhs im Landkreis Neu-Ulm veranstaltet am heutigen Montag, 19. März, in der Gemeindehalle Nersingen einen Vortrag mit dem Titel „Raus aus dem Schmerz!“. Referent Thomas Weber ist als Heilpraktiker spezialisiert auf Schmerztherapie, Bewegungstherapie, Allergiebehandlung und Naturheilverfahren. Er ist auch Sachbuchautor. Sein Vortrag befasst sich mit den Ursachen und Lösungsmöglichkeiten der weitverbreiteten Krankheit der Rückenschmerzen. Weber hat vor Kurzem ein eigenes ganzheitliches SchmerztherapieKonzept entwickelt. Beginn der Veranstaltung ist um 19 Uhr. (az)