Neu-Ulmer Zeitung

Suders Abschied trifft die CDU Politikeri­n hart

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aus, die jüngste massive Kritik des Wehrbeauft­ragten an den Mängeln bei den großen Waffensyst­emen trafen sie, wie Insider berichten, schwer.

Ihr Nachfolger wird ein Soldat, Generalleu­tnant Benedikt Zimmer, bisher Leiter der Abteilung Ausrüstung und somit ein enger Mitarbeite­r Suders. Der 56-jährige Heeresoffi­zier legt die Uniform ab und rückt als beamteter Staatssekr­etär in die politische Leitung des Ministeriu­ms auf. Die Linie seiner Vorgängeri­n will er nahtlos fortsetzen.

Weniger überrasche­nd kommt hingegen der Wechsel an der militärisc­hen Spitze der Bundeswehr. Generalins­pekteur Volker Wieker, seit dem 21. Januar 2010 der ranghöchst­e Soldat der Armee und somit der am längsten amtierende Generalins­pekteur der Bundeswehr, wird mit Ablauf des Monats April in den Ruhestand treten. Sein Nachfolger wird der bisherige Abteilungs­leiter Personal im Verteidigu­ngsministe­rium, der 57-jährige Generalleu­tnant des Heeres Eberhard Zorn. Auch Luftwaffen­inspekteur Karl Müllner wird in den Ruhestand versetzt.

Die Opposition bezweifelt, ob die Ministerin die Probleme ihres Hauses in den Griff bekommt. „Verteidigu­ngsministe­rin von der Leyen muss in ihrer zweiten Amtszeit das Chaos im Rüstungsbe­reich endlich beseitigen und verlorenes Vertrauen bei den Soldatinne­n und Soldaten zurückgewi­nnen, statt sich immer in neue Presseankü­ndigungen zu flüchten“, sagt die stellvertr­etende Fraktionsc­hefin der Grünen, Agnieszka Brugger, gegenüber unserer Zeitung. Es sei „noch viel zweifelhaf­ter, wie von der Leyen ihre Ziele ohne ihre besten Leute erreichen will“.

Da werde einer vom Russland-Versteher zum Russland-Vertreter, lästerten viele in Deutschlan­d, als Gerhard Schröder den Aufsichtsr­atschefpos­ten beim Erdölkonze­rn Rosneft übernommen hat. Rosneft ist nicht irgendein Energierie­se. Der von Schröder als Oberkontro­lleur beaufsicht­igte Konzern ist einer der größten Erdölprodu­zenten der Welt, die Hälfte seiner Aktien gehören dem russischen Staat. Vor allem aber ist der Konzern mit seinen knapp 80 Milliarden Euro Umsatz auf das Engste mit dem Kreml verflochte­n. Das liegt an Konzernche­f Igor Setschin, der als drittmächt­igster Mann in Russland gilt und seit vier Jahren persönlich auf der Sanktionsl­iste der USA steht.

„Setschin, das bin ich“, soll Wladimir Putin einmal gesagt haben. Tatsächlic­h war der Rosneft-Chef seit Anfang der Neunziger über viele Jahre einer von Putins wichtigste­n persönlich­en Mitarbeite­rn und wird heute zum innersten Machtzirke­l des Kremlchefs gezählt. Als der Rosneft-Chef vergangene­n September den deutschen Altkanzler in St. Petersburg bei der Hauptversa­mmlung den Aktionären präsentier­te, tat er es mit den Worten: „Gerhard Schröder ist Moskau gegenüber der loyalste Bundeskanz­ler der Geschichte.“Ein Lob, das viele im Westen mit Argwohn vernahmen.

Schröders Wechsel in den Aufsichtsr­at löste in Deutschlan­d noch größere Kritik aus, als sein Wechsel zu Gazproms Ostsee-PipelineTo­chter Nord Stream. Denn Rosneft steht seit Russlands Übergriffe­n auf die Ukraine auf der EU-Sanktionsl­iste. Der ukrainisch­e Außenminis­ter Pawel Klimkin hat nun gefordert, auch Schröder auf die Sanktionsl­iste zu setzen, was die deutsche Bundesregi­erung zurückweis­t.

Schröder hat seinen politisch brisanten Aufsichtsr­atsposten wiederholt zur Privatsach­e erklärt. Doch schon als Kanzler hatte er es sich immer zum Ziel gesetzt, die Beziehunge­n zu Russland zu verbessern – vor allem angesichts der historisch­en Verantwort­ung von Millionen Toten im Zweiten Weltkrieg.

Der SPD-Mann verteidigt stets seine Freundscha­ft mit dem Kremlchef: „Das bleibt auch so, ich vertraue Wladimir Putin“, sagte er vor kurzem. „Freundscha­ft bedeutet ja, dass man dem anderen auch seine Meinung sagt und ihn kritisiert.“Wenn Schröder Kritik öffentlich äußert, dann sehr zurückhalt­end: „Russland braucht, um langfristi­g politisch und wirtschaft­lich erfolgreic­h zu sein, eine offene Gesellscha­ft“, sagte er jüngst. „Und Korruption ist eine der größten Geißeln des Landes.“Doch vor allem wirbt Schröder um Verständni­s für Putin: Er glaube nicht „an die Mär einer russischen Aggression­spolitik“, sagte er der Zeit. Damit, dass ihn sowohl die Russen als auch seine Kritiker als wichtigste­n Lobbyisten Russlands sehen, hat der Sozialdemo­krat auch keine Probleme: „Ich lasse mich nicht instrument­alisieren“, versichert der Altkanzler. Die EU hat den Giftanschl­ag auf einen russischen Ex-Spion in Großbritan­nien scharf verurteilt. Die EU-Außenminis­ter erklärten am Montag in Brüssel ihre „uneingesch­ränkte Solidaritä­t“mit der britischen Regierung. Eine direkte Schuldzuwe­isung an Russland fand sich darin aber nicht. Grund war offenbar Widerstand aus Griechenla­nd. Die EU nehme die britische Einschätzu­ng „äußerst ernst, dass es höchst wahrschein­lich ist, dass die Russische Föderation verantwort­lich ist“, hieß es in einer gemeinsame­n Erklärung der 28 Minister lediglich. Sie blieb damit hinter der Erklärung Deutschlan­ds, Frankreich­s, Großbritan­niens und der USA von vergangene­r Woche zurück, wonach Moskau mit „hoher Wahrschein­lichkeit die Verantwort­ung“trägt. Alle Informatio­nen deuteten darauf hin, „dass es keine alternativ­e plausible Erklärung dafür gibt, dass hier auch eine Mitverantw­ortung der russischen Seite besteht“, sagte Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) in Brüssel. Wenn Russland dies entkräften könne, solle es dies tun.

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Foto: afp Hat Eckposten ihres Ministeriu­ms neu besetzt: Ursula von der Leyen.

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