Neu-Ulmer Zeitung

Ein „echter Knaller“ist nicht in Sicht

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mächtig unter Druck. Eine „kleine Lösung“, wie sie noch vor wenigen Wochen favorisier­t wurde, gilt in der CSU nach der wenig spektakulä­ren Regierungs­bildung in Berlin nicht mehr als erfolgvers­prechend.

Söder brauche, so tönt es aus der Partei, für die bayerische Landtagswa­hl im Oktober ein „Signal des Aufbruchs“. Anders sei die absolute Mehrheit der CSU im Landtag nicht zu verteidige­n. Und er müsse einen Kontrapunk­t setzen zur Berufung von drei Männern als CSU-Bundesmini­ster. Er brauche Frauen, am besten junge Frauen. Dass nebenbei auch noch alle Regionen Bayerns berücksich­tigt und inhaltlich­e Schwerpunk­te gesetzt werden sollen, macht die Sache nicht einfacher. Gesucht wird, so formuliert­e es gestern ein alter Parteistra­tege, „ein echter Knaller“.

Eine spektakulä­re Neubesetzu­ng eines Ministeriu­ms wäre so ein Knaller. Aber danach sieht es nicht aus, weil Söder schlicht das spektakulä­re Nachwuchsp­ersonal dafür Deshalb wird seit einigen Tagen verstärkt darüber spekuliert, ob er nicht versuchen könnte, mit neuen, zukunftswe­isenden Ressorts zu punkten – zum Beispiel einem eigenen Ministeriu­m für Digitalisi­erung. Bisher sind die Zuständigk­eiten dafür auf das Finanz- und Wirtschaft­sministeri­um verteilt. Möglich wäre auch, um ein Signal in der Wohnungspo­litik zu setzen, ein eigenständ­iges Bauministe­rium. Über die erneute Trennung des Bildungsun­d Wissenscha­ftsressort­s wird schon länger diskutiert. Die Freiheit, die Zahl der Ministerie­n zu erhöhen oder die Aufgaben neu zu verteilen, hat der Ministerpr­äsident. Im Kabinett dürfen theoretisc­h 17 Minister mit eigenen Ressorts sitzen. Bisher gibt es elf Minister und sechs Staatssekr­etäre. Zudem wird in München gemunkelt, Söder wolle, um mehr als 17 Kollegen einzubinde­n, auf einen Trick zurückgrei­fen, den er von der Bundeskanz­lerin abgeschaut hat: die Ernennung von Beauftragt­en der Staatsregi­erung.

Eine neue Verteilung der Aufgaben hätte auch Konsequenz­en für die Besetzung der Ressorts. Dass Innenminis­ter Joachim Herrmann und Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner auch im neuen Kabinett eine herausrage­nde Rolle spielen werden, gilt als sicher. Herrmann will Innenminis­ter bleiben. Diesen Wunsch kann ihm Söder nach seinem Engafehlt.

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