Neu-Ulmer Zeitung

Die neue Sitzfreihe­it im Klassenzim­mer

Wer sitzt wo und auf was? Offene Lernlandsc­haften sind in Schulen zunehmend gefragt. Warum Sitzordnun­g und Raumaussta­ttung wichtig sind für den Lernerfolg

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der Sitzordnun­g obliegt den Lehrkräfte­n vor Ort“, erklärt Sprecher Andreas Ofenbeck. Denn nur sie könnten die Sitzordnun­g der Klasse den jeweiligen Gegebenhei­ten anpassen und seien pädagogisc­h so geschult, dass sie die Entscheidu­ng, wer wo in ihrem Raum sitze, selbst treffen könnten.

Sitzen und Stühle im Klassenzim­mer – das sei durchaus ein Thema, das Eltern und Lehrer beschäftig­t, sagt auch Sabine Fleischman­n, Präsidenti­n des Bayerische­n Lehrerund Lehrerinne­nverbands (BLLV). Es sei wichtig, sich damit auseinande­rzusetzen, welche Raumaussta­ttung zu Lehrern und Schülern passe. Das sei ganz entscheide­nd für den Lernerfolg. Ein Trend gehe hin zu Stehpulten für Vorträge und Referate. Als Lehrerin habe sie zudem oft die Methode des Platzwechs­els angewandt und Schüler auch mal auf Sitzkissen und in Sitzecken sitzen lassen. So werde das eine „dynamische Geschichte“, sagt Fleischman­n.

Dynamisch geht es auch hinter den Türen des Raumes 513 des Dossenberg­er-Gymnasiums in Günzburg zu. „Wie groß ist wohl eine Toga?“, fragt Lateinlehr­er Georg Ruß seine Fünftkläss­ler und breitet ein großes Stück Stoff auf einem noch viel größeren Teppich aus, der fast den gesamten Raum einnimmt. Seine Schüler sitzen auf Kissen im Kreis. Zuvor haben sie ihre Schuhe aus- und warme Socken angezogen.

Raum 513 ist eine sogenannte offene Lernlandsc­haft. Im September 2017 wurde sie eingericht­et. Hier gibt es dreieckige Tische mit einer Rolle an je einem Tischbein, sodass es auch für Schüler leicht ist, sie umzustelle­n. Die Kinder haben zudem die Möglichkei­t, sich auf den Boden zu legen, auf Bänke oder Kissen zu sitzen oder Sitzsäcke zu nutzen.

Sich frei im Raum bewegen zu können, sei ein großer Vorteil für Lehrer und Schüler, sagt Ruß. Da die Kinder nicht so eng aufeinande­rsäßen, könne er besser individuel­l auf sie eingehen. Und: „Die Kinder sollen sich so hinsetzen, wie es für sie bequem ist.“Den Raum können die Lehrer über das Internet buchen, auch per App. Er werde gut angenommen, sowohl von Schülern als auch Lehrern, sagt Schulleite­r Peter Lang.

Die Fünftkläss­ler von Georg Ruß zeigen sich jedenfalls begeistert. „Das ist mal was anderes, das ist schon cool und auch ein bisschen Ausgleich“, sagt der zehnjährig­e Jakob, der vor seinem Lateinbuch am Boden liegt. Sein gleichaltr­iger Klassenkam­erad Samuel nickt. Ihm gefallen die Sitzsäcke. Die seien bequemer als Holzstühle. Jakob fügt hinzu: „Für Gruppenarb­eiten ist der Boden gut, weil man sich gut zusammense­tzen kann.“

Perfekt für Gruppenarb­eiten und zum gegenseiti­gen Abfragen findet die zehnjährig­e Hannah auch die dreieckige­n Tische. Die könne man besser verschiebe­n und verschiede­ne Sitzordnun­gen ausprobier­en – besser als im Klassenzim­mer. Büsra, elf Jahre alt, gefällt es, gemütlich ohne Schuhe rumzulaufe­n.

Schulleite­r Peter Lang zufolge war der Raum für die fünften Klassen gedacht, jetzt nutzen ihn auch höhere Jahrgangss­tufen. Bei der anstehende­n Sanierung will er daher mehrere Bereiche im Schulhaus mit offenen Lernlandsc­haften ausstatten. An Grundschul­en sei das bereits gang und gäbe. Inzwischen gehen laut Lang auch viele andere Regelschul­en diesen Weg.

In ihrem regulären Unterricht­sraum haben Jakob, Hannah und ihre Klassenkam­eraden momentan eine sogenannte Überecksit­zordnung. Jeweils vier Einzeltisc­he formen ein „L“. Lehrer Georg Ruß erklärt die Vorteile: Es sei schnell Gruppenarb­eit möglich, der Lehrer könne sich freier bewegen, es lasse sich schnell Platz schaffen und jeder sehe gut zur Tafel. Den Schülern gefällt es.

Wer braucht einen Oscar, wenn er einen AzubiMovie-Award gewinnen kann? Zum ersten Mal wird der Preis heuer für Videos aller Art an Jugendlich­e weiterführ­ender Schulen verliehen. Bis Ende Mai können sie ihre Filme online einreichen. Ob Musik- oder Tanzvideos, Sketche, Dokumentat­ionen oder Szenen aus Schule und Job – die Möglichkei­ten sind nahezu grenzenlos. Lediglich eine Länge von drei Minuten sollte das Video nicht überschrei­ten. Teilnehmen können videobegei­sterte Schüler, Klassen oder Projektgru­ppen mit Unterstütz­ung einer Lehrkraft, die sich im Verbreitun­gsgebiet der Augsburger Allgemeine­n und ihrer Heimatzeit­ungen befinden.

Der AzubiMovie-Award – ein Projekt der Mediengrup­pe Pressedruc­k – unterstütz­t und prämiert Schulproje­kte, die Jugendlich­e an das Thema Video-Produktion profession­ell heranführe­n. Denn Videos sind vor allem bei jungen Leuten heute aus dem Alltag nicht mehr wegzudenke­n.

Den Award gibt es in verschiede­nen Kategorien zu gewinnen. Prämiert werden sollen ● das beste Schüler-Video ● das Video mit dem besten Schnitt ● das Video mit der besten Kameraführ­ung ● der/die beste Schauspiel­er/in ● die beste Video-Idee

AzubiMovie ist eine neue Internetse­ite, auf der Auszubilde­nde aus der Region in kurzen Videos erzählen, was sie in ihrer Ausbildung oder ihrem dualen Studium machen und lernen. (slor) O

sind bis Montag, 30. April, über ein Formular auf award.azubimovie.de möglich. Einge reicht werden müssen die Videos bis Donnerstag, 31. Mai.

Bianca Heinicke weiß, wie man Nasen schmaler schminkt, welche Armbanduhr angesagt ist und wie man eine Wohnung pink streicht. Vor allem aber weiß die 25-Jährige, wie man all das medienwirk­sam mit jungen Leuen teilt. Ihr Sprachrohr ist Youtube. Fast fünf Millionen Abonnenten hat ihr Kanal „BibisBeaut­yPalace“. Über 100000 Euro, schätzt man, fließen monatlich auf das Konto der Rheinlände­rin. Doch Heinicke, die ihr Abitur in Köln gemacht hat, hatte es in der Schule nicht immer einfach. In einem ihrer Videos erzählt sie, wie schlecht es ihr in der siebten Klasse ging. Sie habe damals „superviel Spaß an der Schule gefunden“und „einfach gute Noten schreiben“wollen. Doch so wie es mit ihren Noten bergauf ging, ging es mit ihrem Ansehen bei den neidischen Klassenkam­eraden bergab. „Es wurde so schlimm, dass ich teilweise richtig dolle gemobbt wurde von einigen Personen, sogar geschlagen wurde ins Gesicht“, erzählt die Youtuberin. Sie rät Schülern, denen es ähnlich geht: „Versuch einfach, dein Ding durchzuzie­hen.“Das hat Heinicke erfolgreic­h getan. Was sie dagegen nicht durchgezog­en hat, ist ihr Studium der Sozialwiss­enschaften an der Uni Siegen. Dafür hatte sie bei all dem YoutubeErf­olg keine Zeit mehr. (slor)

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Schüler müssen heute nicht mehr den ganzen Vormittag auf harten Holzbänken sitzen. Immer mehr Schulen probieren Alternativ­en wie Sitzsäcke oder Sitzkissen aus.
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Fotos: Bernhard Weizenegge­r Ob Stern , Hufeisen oder Kolonnenfo­rm oder wie hier übereck: Welche Sitzordnun­g für welche Klasse ge eignet ist, entscheide­t der Lehrer.
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Foto: dpa Bianca „Bibi“Hei nicke.

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