Deutsche Bummelbahn
Mit bis zu 230 Sachen werden die Züge eines Tages durch den neuen Tunnel unter dem Brenner hindurch von Italien nach Österreich (und zurück) rasen. Verglichen damit ähnelt die Geschwindigkeit, die Deutschland bei der Planung der Zulaufstrecken an den Tag legt, der einer Bummelbahn.
Die Schwierigkeiten, die Streitereien, die verschiedenen Interessenslagen im Inntal, das mit den neu zu bauenden Gleisen sicher nicht schöner wird – all die Probleme sind verständlich. Dennoch müssen sie gelöst werden und das möglichst bald. Fakt ist: Die Brennerautobahn ist überlastet. Fakt ist auch: Der Brennerbasistunnel für den Zugverkehr soll 2026 in Betrieb gehen. Die Prognose: Italien und Österreich werden darauf drängen, mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Schon allein, um die Investitionen in den rund zehn Milliarden teuren Tunnel zu rechtfertigen. Sie werden den Zugverkehr fördern und den Lastwagenverkehr, wenn nötig, ausbremsen.
Auf Deutschland werden sie dabei kaum Rücksicht nehmen. Im Gegenteil. Maßnahmen wie Blockabfertigungen, Mauterhöhungen oder Ähnliches treffen die Exportnation ganz besonders hart, vom drohenden Verkehrskollaps im Inntal ganz zu schweigen.
Deutschland muss in Sachen Brennertunnel nicht die Lokomotive spielen. Aber mit der Bummelbahn den Entwicklungen hinterherzufahren, kann böse enden.