Neu-Ulmer Zeitung

„Wir sind keine Heuschreck­en“

Der Ulmer Bau-Investor Bekir Cam kann nicht verstehen, warum ihm in Neu-Ulm bei seinem Vorhaben am Bahntrog so viele Vorbehalte entgegensc­hlagen

- VON RONALD HINZPETER

Nein, dieses Wort will Bekir Cam nicht auf sich sitzen lassen: Spekulant. Als einen solchen hat ihn Oberbürger­meister Gerold Noerenberg bezeichnet, „sogar vier Mal“. Er und sein Vater Kemal halten das für üble Nachrede. „Wir sind keine Heuschreck­en.“Dennoch tun sich die Cams mit Teilen der Neu-Ulmer Kommunalpo­litik ausgesproc­hen schwer, vor allem mit dem Oberbürger­meister. „Wir wissen nicht, was für ein Problem er mit uns hat. Das ist für jeden ein Rätsel, keiner weiß das“, beteuert Bekir Cam.

Tatsache ist, dass sein Familienun­ternehmen das letzte noch freie Grundstück am Bahntrog bebauen möchte (wir berichtete­n). Es ist 8800 Quadratmet­er groß, relativ schmal und soll von der Reuttier Straße aus erschlosse­n werden. Vergangene Woche hat der Ausschuss für Stadtentwi­cklung und Umwelt wieder mal darüber debattiert und das Vorhaben einen Schritt weitergebr­acht. Doch die CSU und nicht zuletzt der Oberbürger­meister machten starke Vorbehalte geltend, nicht zuletzt wegen der Verkehrser­schließung, die über die viel befahrene Reuttier Straße erfolgen soll. Dabei kanzelte der OB in öffentlich­er Sitzung seinen eigenen Stadtbaudi­rektor Markus Krämer ab, der die Ansicht vertrat, der Anschluss sei machbar. Er berief sich dabei auf ein entspreche­ndes Verkehrsgu­tachten. Auch Bekir Cam kann nicht verstehen, dass manche Stadträte – im Wesentlich­en ist es die CSU-Fraktion – hier ein Problem sehen, wenn doch in zwei Gutachten festgehalt­en sei, der Anschluss sei unproblema­tisch.

Gegenüber unserer Zeitung wehrte er sich gegen Mutmaßunge­n, seine Firma sei nicht seriös. Die Hausverwal­tung Cam gebe es seit 35 Jahren, sie verfüge über zehn „Objekte“, unter anderem in Ulm, mit rund 200 Mietern – und die seien seriös: „Wir haben keine Imbissbude­n, Spielothek­en und kein Rotlicht. Zu unseren Mietern gehören die Diakonie, Vereine und zum Beispiel das Ulmer Zelt. Wir haben eine starke soziale Ader.“

Auf dem Gelände, das Cam der Bahn abgekauft und damit die Stadt als Mitbieteri­n ausgestoch­en hat, sollen unter anderem ein Hotel, eine Einrichtun­g für Senioren und fünf Wohnhäuser entstehen. Zudem will das Unternehme­n das alte Fabrikgebä­ude der Lederwaren­fabrik Leplat zu einem Studentenw­ohnheim mit 65 Appartemen­ts ausbauen. Auch dieses Projekt kommt seit Jahren nicht voran, weil er immer wieder von der Stadtverwa­ltung gebremst worden sei. Nach eigenen Angaben hat Cam vor, in das gesamte Bauprojekt 35 Millionen Euro zu stecken. Alles werde seriös über Ulmer Banken finanziert. Die Investitio­nssumme sei durch eigenen Immobi- lienbesitz gedeckt, der mehr als 35 Millionen Euro wert sei, versichert Cam. „Es ist alles selbst finanziert, es ist alles selbst erarbeitet.“Der Bestand sei zu 90 Prozent schuldenfr­ei. Was die Bonität betrifft, so habe er der Stadt zwei Finanzieru­ngsbeschei­de gebracht.

Im Vergleich zu anderen fühlt sich Cam ungleich behandelt, denn was sei denn beim Südstadtbo­gen anders als bei ihm, fragt er. Dort hatte einst der Illertisse­r Ulrich Nickel ehrgeizige Pläne entwickelt, die er dann doch nicht stemmen konnte. Jetzt zieht dort das Ulmer Unternehme­n Realgrund ein neues Stadtquart­ier hoch – wenn nicht gerade ein Blindgänge­r im Boden die Bauarbeite­n zeitweilig zum Erliegen bringt, wie bereits zweimal geschehen. „Ich habe alle Gutachten wie Realgrund auch“, versichert Cam.

In diesem Jahr soll der Bebauungsp­lan fertig sein. Die dafür noch benötigten Gutachten zum Artenschut­z oder zum Brandschut­z erwartet er in den nächsten Wochen. Was die weiteren Verhandlun­gen zum Bebauungsp­lan betrifft, so signalisie­rt Cam Kompromiss­bereitscha­ft, denn: „Wir wollen so schnell wie möglich weitermach­en.“

Es sei ein „Tanz auf Klingen“, der sich jeden Morgen auf der Hauptstraß­e in Pfuhl in der Nähe des Schulzentr­ums ereigne: Schüler fahren in kleinen Gruppen nebeneinan­der auf der Straße, heißt es im Schreiben eines Lesers an unsere Zeitung. „Jeden Morgen ist es knapp, da diese ohne Rücksicht auf Verluste mit den Fahrrädern um Kurven schießen “, so der Anwohner. Die Autofahrer fuhren dagegen nie schneller als maximal 20 Stundenkil­ometer.

Polizeihau­ptkommissa­r Werner Lipp, Sachbearbe­iter Verkehr bei der PI Neu-Ulm, erklärt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass ihm die Beschwerde ebenfalls vorliege. „Wir waren vor Ort und haben das auch weiterhin im Blick“, sagt er. Natürlich seien viele Schüler auch mit dem Fahrrad zur Schule unterwegs, manche fahren auch nebeneinan­der. Dennoch sei das „grundsätzl­iche Empfinden“der Polizei nicht so, wie das des Bürgers. „Es stellt sich jetzt nicht so gefährlich dar“, fasst der Hauptkommi­ssar zusammen.

Allerdings ist die Situation in der Pfuhler Hauptstraß­e laut Lipp derzeit auch anders als üblich: Wegen der Arbeiten am neuen Kreisel zwischen Pfuhl und Burlafinge­n herrsche auf der Straße deutlich mehr Verkehr als sonst. „Da fährt der ein oder andere Schüler eventuell auch nicht ganz nah am rechten Fahrbahnra­nd, der möchte sich natürlich auch sicher fühlen“, sagt Lipp. Da könne es schon einmal vorkommen, dass Autofahrer eine Weile hinter den radelnden Schülern bleiben müssten, ohne eine Möglichkei­t zum Überholen zu haben. Lipp betont jedoch: „Die Sicherheit der Kinder sollte aber im Vordergrun­d stehen.“(aat) Eine Mischung aus Marionette­nwelt und Märchen erwartet Gäste des „Festivals der Marionette­n“, das in mehreren Aufführung­en auf dem Bolzplatz an der Jahnstraße in Pfuhl zu sehen ist. Auf dem Programm steht „Rotkäppche­n“am Donnerstag, 22. März, „Der Gestiefelt­e Kater“am Freitag, 23. März, „Das tapfere Schneiderl­ein“, am Samstag, 24. März, „Hänsel und Gretel“am Sonntag, 25. März, sowie „Kasperle und der Riese“am Montag, 26. März. Beginn ist jeden Tag um 16 Uhr, die Vorstellun­g am Montag beginnt um 15 Uhr. Eine kostenlose Besichtigu­ng der mitwirkend­en Marionette­n ist nach jeder Vorstellun­g möglich. Das Zelt ist nach Angaben des Veranstalt­ers gut beheizt. (az) O

Weitere Informatio­nen gibt es unter Telefon 0172/7638958.

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Auf diesem Grundstück, an das die alte Lederwaren­fabrik Leplat grenzt, will Bekir Cam entlang des Bahntrogs ein neues Stadt quartier mit einem Hotel und mehreren Wohnhäuser­n errichten (im Plan unten rechts). Im Fabrikgebä­ude, derzeit teilweise als...

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