„Wir sind keine Heuschrecken“
Der Ulmer Bau-Investor Bekir Cam kann nicht verstehen, warum ihm in Neu-Ulm bei seinem Vorhaben am Bahntrog so viele Vorbehalte entgegenschlagen
Nein, dieses Wort will Bekir Cam nicht auf sich sitzen lassen: Spekulant. Als einen solchen hat ihn Oberbürgermeister Gerold Noerenberg bezeichnet, „sogar vier Mal“. Er und sein Vater Kemal halten das für üble Nachrede. „Wir sind keine Heuschrecken.“Dennoch tun sich die Cams mit Teilen der Neu-Ulmer Kommunalpolitik ausgesprochen schwer, vor allem mit dem Oberbürgermeister. „Wir wissen nicht, was für ein Problem er mit uns hat. Das ist für jeden ein Rätsel, keiner weiß das“, beteuert Bekir Cam.
Tatsache ist, dass sein Familienunternehmen das letzte noch freie Grundstück am Bahntrog bebauen möchte (wir berichteten). Es ist 8800 Quadratmeter groß, relativ schmal und soll von der Reuttier Straße aus erschlossen werden. Vergangene Woche hat der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt wieder mal darüber debattiert und das Vorhaben einen Schritt weitergebracht. Doch die CSU und nicht zuletzt der Oberbürgermeister machten starke Vorbehalte geltend, nicht zuletzt wegen der Verkehrserschließung, die über die viel befahrene Reuttier Straße erfolgen soll. Dabei kanzelte der OB in öffentlicher Sitzung seinen eigenen Stadtbaudirektor Markus Krämer ab, der die Ansicht vertrat, der Anschluss sei machbar. Er berief sich dabei auf ein entsprechendes Verkehrsgutachten. Auch Bekir Cam kann nicht verstehen, dass manche Stadträte – im Wesentlichen ist es die CSU-Fraktion – hier ein Problem sehen, wenn doch in zwei Gutachten festgehalten sei, der Anschluss sei unproblematisch.
Gegenüber unserer Zeitung wehrte er sich gegen Mutmaßungen, seine Firma sei nicht seriös. Die Hausverwaltung Cam gebe es seit 35 Jahren, sie verfüge über zehn „Objekte“, unter anderem in Ulm, mit rund 200 Mietern – und die seien seriös: „Wir haben keine Imbissbuden, Spielotheken und kein Rotlicht. Zu unseren Mietern gehören die Diakonie, Vereine und zum Beispiel das Ulmer Zelt. Wir haben eine starke soziale Ader.“
Auf dem Gelände, das Cam der Bahn abgekauft und damit die Stadt als Mitbieterin ausgestochen hat, sollen unter anderem ein Hotel, eine Einrichtung für Senioren und fünf Wohnhäuser entstehen. Zudem will das Unternehmen das alte Fabrikgebäude der Lederwarenfabrik Leplat zu einem Studentenwohnheim mit 65 Appartements ausbauen. Auch dieses Projekt kommt seit Jahren nicht voran, weil er immer wieder von der Stadtverwaltung gebremst worden sei. Nach eigenen Angaben hat Cam vor, in das gesamte Bauprojekt 35 Millionen Euro zu stecken. Alles werde seriös über Ulmer Banken finanziert. Die Investitionssumme sei durch eigenen Immobi- lienbesitz gedeckt, der mehr als 35 Millionen Euro wert sei, versichert Cam. „Es ist alles selbst finanziert, es ist alles selbst erarbeitet.“Der Bestand sei zu 90 Prozent schuldenfrei. Was die Bonität betrifft, so habe er der Stadt zwei Finanzierungsbescheide gebracht.
Im Vergleich zu anderen fühlt sich Cam ungleich behandelt, denn was sei denn beim Südstadtbogen anders als bei ihm, fragt er. Dort hatte einst der Illertisser Ulrich Nickel ehrgeizige Pläne entwickelt, die er dann doch nicht stemmen konnte. Jetzt zieht dort das Ulmer Unternehmen Realgrund ein neues Stadtquartier hoch – wenn nicht gerade ein Blindgänger im Boden die Bauarbeiten zeitweilig zum Erliegen bringt, wie bereits zweimal geschehen. „Ich habe alle Gutachten wie Realgrund auch“, versichert Cam.
In diesem Jahr soll der Bebauungsplan fertig sein. Die dafür noch benötigten Gutachten zum Artenschutz oder zum Brandschutz erwartet er in den nächsten Wochen. Was die weiteren Verhandlungen zum Bebauungsplan betrifft, so signalisiert Cam Kompromissbereitschaft, denn: „Wir wollen so schnell wie möglich weitermachen.“
Es sei ein „Tanz auf Klingen“, der sich jeden Morgen auf der Hauptstraße in Pfuhl in der Nähe des Schulzentrums ereigne: Schüler fahren in kleinen Gruppen nebeneinander auf der Straße, heißt es im Schreiben eines Lesers an unsere Zeitung. „Jeden Morgen ist es knapp, da diese ohne Rücksicht auf Verluste mit den Fahrrädern um Kurven schießen “, so der Anwohner. Die Autofahrer fuhren dagegen nie schneller als maximal 20 Stundenkilometer.
Polizeihauptkommissar Werner Lipp, Sachbearbeiter Verkehr bei der PI Neu-Ulm, erklärt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass ihm die Beschwerde ebenfalls vorliege. „Wir waren vor Ort und haben das auch weiterhin im Blick“, sagt er. Natürlich seien viele Schüler auch mit dem Fahrrad zur Schule unterwegs, manche fahren auch nebeneinander. Dennoch sei das „grundsätzliche Empfinden“der Polizei nicht so, wie das des Bürgers. „Es stellt sich jetzt nicht so gefährlich dar“, fasst der Hauptkommissar zusammen.
Allerdings ist die Situation in der Pfuhler Hauptstraße laut Lipp derzeit auch anders als üblich: Wegen der Arbeiten am neuen Kreisel zwischen Pfuhl und Burlafingen herrsche auf der Straße deutlich mehr Verkehr als sonst. „Da fährt der ein oder andere Schüler eventuell auch nicht ganz nah am rechten Fahrbahnrand, der möchte sich natürlich auch sicher fühlen“, sagt Lipp. Da könne es schon einmal vorkommen, dass Autofahrer eine Weile hinter den radelnden Schülern bleiben müssten, ohne eine Möglichkeit zum Überholen zu haben. Lipp betont jedoch: „Die Sicherheit der Kinder sollte aber im Vordergrund stehen.“(aat) Eine Mischung aus Marionettenwelt und Märchen erwartet Gäste des „Festivals der Marionetten“, das in mehreren Aufführungen auf dem Bolzplatz an der Jahnstraße in Pfuhl zu sehen ist. Auf dem Programm steht „Rotkäppchen“am Donnerstag, 22. März, „Der Gestiefelte Kater“am Freitag, 23. März, „Das tapfere Schneiderlein“, am Samstag, 24. März, „Hänsel und Gretel“am Sonntag, 25. März, sowie „Kasperle und der Riese“am Montag, 26. März. Beginn ist jeden Tag um 16 Uhr, die Vorstellung am Montag beginnt um 15 Uhr. Eine kostenlose Besichtigung der mitwirkenden Marionetten ist nach jeder Vorstellung möglich. Das Zelt ist nach Angaben des Veranstalters gut beheizt. (az) O
Weitere Informationen gibt es unter Telefon 0172/7638958.