Neu-Ulmer Zeitung

Hasenwiese kein Fall mehr für Landtag

Der Petitionsa­usschuss in München weist die Einwände von drei Weißenhorn­ern gegen die Baugenehmi­gung für Aldi zurück. Ein Abgeordnet­er wundert sich allerdings

- VON JENS NOLL

Bis in die Landeshaup­tstadt München haben Gegner des Supermarkt-Baus auf der Hasenwiese ihren Protest getragen. Die Hoffnung der drei Bürger: Dass der Ausschuss für Eingaben und Beschwerde­n des bayerische­n Landtags, besser bekannt als Petitionsa­usschuss, im Rahmen seines Kontrollre­chts über die Staatsregi­erung die Sache noch einmal genauer anschaut und die Baugenehmi­gung für Aldi letztlich kippt. Doch wie sich schon im Voraus abgezeichn­et hatte (wir berichtete­n), hat sich das Thema Hasenwiese nach der Sitzung des Ausschusse­s am Mittwochmo­rgen für den Landtag erledigt.

Eine große Mehrheit des Petitionsa­usschusses aus den Abgeordnet­en von CSU, SPD und Freien Wählern war der Ansicht, dass die vom Landratsam­t Neu-Ulm erteilte Baugenehmi­gung für Aldi vom Juni 2015 bestandskr­äftig ist. Und das unabhängig davon, dass der Bebauungsp­lan zwischendu­rch aus rein formalen Gründen für unwirksam erklärt worden war. „So ist die Rechtslage“, sagt der CSU-Abge- ordnete Eberhard Rotter, der Berichters­tatter zu diesem Tagesordnu­ngspunkt des Ausschusse­s, im Gespräch mit unserer Zeitung. Das hätten auch schon mehrere Gerichtsur­teile bestätigt. „Auch die Staatsregi­erung hat festgestel­lt, dass das Landratsam­t richtig gehandelt hat“, ergänzt er.

Lediglich die zwei Abgeordnet­en der Grünen hielten die Einwände der Beschwerde­führer – zwei Anlieger und ein weiterer, nicht an der Hasenwiese wohnender Projektgeg­ner – für gerechtfer­tigt. „Es gibt einige offene Fragen, vor allem was die Verkehrssi­cherheit von Schülern und Kindergärt­en angeht“, sagt Martin Stümpfig, einer der beiden Grünen-Abgeordnet­en im Ausschuss. An der Rechtslage hat aber auch der Mittelfran­ke keinen Zweifel: „Wir haben gültige Gerichtsur­teile, da müssen wir uns natürlich auch dran halten.“Es sei eben so, dass die Baugenehmi­gung bestehen bleibe, wenn der Bebauungsp­lan unwirksam wird. Zum Hintergrun­d: 2016 hatte der Verwaltung­sgerichtsh­of München den Bebauungsp­lan für unwirksam erklärt, weil die Unterlagen nicht lange genug ausgelegt worden waren.

Als Erfolg für die Petenten wertet Stümpfig allerdings, dass die Stadt einen neuen Bebaungspl­an ausarbeite­t, der aktuelle Lärmschutz- und Verkehrsgu­tachten berücksich­tigt. Nicht ganz verstehen kann der Abgeordnet­e, dass Aldi schon nach Ostern mit den Bauarbeite­n beginnen will, obwohl es noch gar keinen neuen Bebauungsp­lan gibt.

Wie Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt auf Nachfrage sagt, ist das neue Bebauungsp­lanverfahr­en allerdings kein Resultat daraus, dass sich der Petitionsa­usschuss mit dem Thema befasst hat. Von der Stadt sei dazu keine Stellungna­hme angefragt worden. „Die aktuellen Gutachten machen wir sowieso“, sagt Fendt.

Am 16. April, heißt es, sollen die Bauarbeite­n auf der Hasenwiese beginnen. Auf einer großen Tafel ist schon zu sehen, wie die beiden Supermarkt-Filialen von Aldi und Feneberg einmal aussehen sollen.

Aus erster Hand können sich Jugendlich­e am morgigen Freitag über Wege in den Beruf informiere­n. Erstmals veranstalt­et die Mittelschu­le Weißenhorn eine Berufsmess­e. 26 Betriebe aus dem Raum Weißenhorn – vom kleinen Handwerksb­etrieb bis zum großen Schalungs- und Gerüsthers­teller Peri – sowie zwei Berufsfach­schulen stellen sich dabei vor.

Jörg Mayer, Konrektor der Mittelschu­le und Organisato­r der Berufsmess­e, hat die Idee dafür aus Illertisse­n mitgebrach­t. „Dort gibt es das seit einigen Jahren, organisier­t von der Stadt“, sagt er. Für Mayer ist es wichtig, dass Schulabgän­ger und Firmen frühzeitig in Kontakt kommen. Seine Erfahrung: „Die Jugendlich­en kennen die meisten Firmen in der Stadt gar nicht oder haben Hemmungen.“Auf großen Berufsinfo­tagen wie etwa in Ulm gehe vieles unter, ist der stellvertr­etende Schulleite­r überzeugt. In der Aula und in den Klassenzim­mern der Mittelschu­le sollen die Jugendlich­en Gelegenhei­t für ergiebiger­e Gespräche haben.

In Weißenhorn könnte diese erste Berufsmess­e am Freitag jedenfalls Schule machen. Die Kommunalpo­litik hat das Konzept wohlwollen­d aufgenomme­n, Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt zufolge werden bereits Gespräche geführt, um eine solche Berufsmess­e künftig auf größere Beine zu stellen. „Das wird kommen“, sagte er im Stadtrat. Auch die Stadträte Marcus Biberacher (CSU) und Herbert Richter (SPD) hatten angeregt, sämtliche weiterführ­ende Schulen in der Fuggerstad­t mit einzubezie­hen. „Wir halten eine solche Berufsmess­e für eine sehr gute Idee, werden hiermit auf einfache Weise Schüler und interessie­rte Unternehme­n zusammenge­bracht, um Möglichkei­ten für die Berufsausb­ildung auszutausc­hen“, schrieb der SPD-Fraktionsv­orsitzende an den Rathausche­f.

Der Konrektor der Mittelschu­le freut sich über die positive Resonanz. „Wir besprechen noch, wie wir das in den nächsten Jahren gestalten“, sagt er. (jsn) O

Die Berufsmess­e der Mittel schule Weißenhorn, Kolpingstr­aße 4, findet am morgigen Freitag, 23. März, statt. Eltern und Schüler der Mittel schule haben von 13 bis 15 Uhr Zutritt, alle anderen von 15 bis 16 Uhr.

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Foto: Alexander Kaya Eine Tafel an der Hasenwiese kündigt das Bauvorhabe­n an. Nach Ostern sollen die Bauarbeite­n beginnen.
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