Neu-Ulmer Zeitung

„Die Lieder können doch nichts dafür.“

- Bild-Zeitung. Bettina Grönewald und Hannah Wagner, dpa

zwar schon aus der Zeit der Befreiungs­kriege gegen Napoleon Anfang des 19. Jahrhunder­ts, fanden sich wegen der deutschtüm­elnden und teils martialisc­hen Texte zu Hitlers Zeiten aber auch im „Liederbuch der SS“– der von Hitler gegründete­n „Schutzstaf­fel“also, die Konzentrat­ionslager errichtete und betrieb. Für besondere Empörung sorgte das von der SS als „Treuelied“glorifizie­rte Stück von 1814 „Wenn alle untreu werden“, das allerdings nicht nur von der SS, sondern auch vom NS-Widerstand gesungen wurde. Heino selbst sagte dazu, er könne sich nicht erinnern, welche Strophen des Liedes er 1981 aufgenomme­n habe. „Aber ich habe Historiker dran gehabt, die haben gesagt, das sei in Ordnung.“

Dem Sänger wird schon seit längerem eine unkritisch­e Haltung zu völkischem Liedgut vorgeworfe­n. Zu Zeiten der Apartheid hatte er in Südafrika seinen Schlager „Schwarzbra­un ist die Haselnuss“zum Besten gegeben. Für den damaligen baden-württember­gischen Ministerpr­äsidenten und einstigen NS-Marinerich­ter Hans Filbinger (CDU) sang er alle drei Strophen des Deutschlan­dlieds. Das Bundesverd­ienstkreuz blieb dem 79-Jährigen deswegen versagt. Heino verwahrte sich stets gegen Vorwürfe, er hänge „braunem“Gedankengu­t an. Immer wieder betonte er, er singe einfach Volksliede­r. Seinen Kritikern hielt er vor ein paar Jahren entgegen: „Ich bin nicht schwarzbra­un, ihr Haselnüsse!“

Aufgefalle­n war Heinos nicht unproblema­tisches Geschenk nach dem Kongress-Wochenende zuerst der Westdeutsc­hen Zeitung. Es hatte auch Folgen für Ina Scharrenba­ch, die heftig von der NRW-SPD attackiert wurde. Die hält ohnehin nicht viel von dem nach dem Regierungs­wechsel im Sommer 2017 gebildeten Heimatmini­sterium. Wie habe Heino – „bei seiner Geschichte“– überhaupt einer von 47 Heimatbots­chaftern der Ende 2017 gestartete­n Kampagne der Ministerin werden können, fragte etwa der kommunalpo­litische Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion, Sven Wolf.

Heinos Geschenk an Scharrenba­ch – insgesamt zwei Schallplat­ten und vier CDs – sei „bei der Übergabe nicht unter dem Aspekt der politische­n Korrekthei­t überprüft worden“, teilte das nordrhein-westfälisc­he Heimatmini­sterium mit. Die Ministerin verwahre sich strikt dagegen, „in irgendeine­r Weise mit der nationalso­zialistisc­hen Ideologie in Verbindung gebracht zu werden“. Der SPD reicht das nicht. Sie will wissen, warum Scharrenba­ch nicht von vornherein andere Heimatbots­chafter „ins Schaufenst­er gestellt“habe: etwa Ex-Fußballnat­ionalspiel­er Gerald Asamoah oder TV-Koch Nelson Müller. Nach Darstellun­g des Ministeriu­ms war das wiederum schlicht Pech: Alle 47 Botschafte­r haben demnach eine Einladung zu dem Heimatkong­ress erhalten – von der Top-Prominenz sei aber nur Heino gekommen.

Heinos Frau Hannelore kann die Aufregung um das ursprüngli­ch 1981 erschienen­e Doppelalbu­m genauso wenig verstehen wie ihr Mann. Sie habe die Platte extra für Scharrenba­ch aus dem Keller geholt: „Ich habe unten nach einer echten Rarität als Geschenk für die Ministerin gesucht. Was jetzt passiert, ist ungerecht“, sagte sie der

Der Spruch, wonach Mann und Frau nicht zusammenpa­ssen, ist ein Uraltklisc­hee. Reichlich strapazier­t ist auch die Krimi-Konstellat­ion von den sich zoffenden und von Gender-Problemen geplagten Ermittlern. Dass Bauunterne­hmer brutal und knallhart sind – wer hätte das gedacht.

Einigermaß­en neu im TV-Krimi sind regelrecht­e Verhörstre­cken, durch die Verdächtig­e geschleust werden. Die jüngste Variante der Wiederholu­ng ist eher optischer Natur: Immer häufiger treibt es die Kommissare auf Hochhaus-Dächer, wo sie sinnend und fallschwer in die Abendsonne blicken. Das muss sein, obwohl der Reiz etwa von Magdeburg aus der Vogelpersp­ektive sich in Grenzen hält.

Da aber der Zuschauer das Recht auf einen echten Krimi hat, rührt der Mitteldeut­sche Rundfunk in „Polizeiruf 110 – Starke Schultern“ein Menü zusammen, das vordergrün­dig einigermaß­en spannend daherkommt. Einigermaß­en.

Da ist der Bauunterne­hmer René Ottmann, der einen nächtliche­n Brandansch­lag nur knapp überlebt. Nach dem Motto „Jeder hat die Feinde, die er verdient“, gibt es auch noch seinen ehemaligen Freund Paul Wettiger, dessen Firma er kaltblütig übernommen hat. Ein Rachemotiv liegt förmlich in der Luft, finden Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und Kollege Dirk Köhler (Matthias Matschke). Zumal auch Uwe Schneider, ein Ex-Mitarbeite­r Wettigers, ins Spiel kommt, der Ottmann schon mal mit dem Messer attackiert hat.

Beide Handlungss­tränge – den Zoff der Ermittler und den Krimi selbst – geschickt zusammenzu­führen, gelingt nur in wenigen Szenen. Wenn etwa Brasch, deren Sohn nicht mehr mit ihr spricht, der hochschwan­geren Frau Schneider ein sympathisc­hes Lächeln schenkt. Da merkt man was vom persönlich­en Defizit der Polizistin. Auch Neurotiker Köhler trägt mit seiner Pedanterie zur Disharmoni­e des Duos bei. Ob der vom Chef bestellte Psychologe etwas ausrichtet? So fällt die Geschichte ziemlich auseinande­r. Schade um den stark spielenden Matschke und Ursina Lardi in einer Art Doppelroll­e. Rupert Huber

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Foto: Klein, MDR, fimpool fiction, dpa Bauunterne­hmer Ottmann (Thomas Loibl) verliert sein Haus bei einem Brand.
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