Lange war unklar: herrichten oder neu bauen?
unserer Zeitung. Im vergangenen Jahr sei das Bauwerk provisorisch in Betrieb gehalten worden. Ob es eine Sanierung werden würde oder eine ganz neue Brücke, hing nicht zuletzt an den Kosten. So hätte eine neue Brücke etwa 200000 Euro gekostet, sagt Fraidel weiter. Inzwischen ist die Entscheidung gefallen: Die alte Brücke wird saniert. Dafür wird vorhandenes Material weiter genutzt, wie etwa die Betonpfeiler.
Die neue Konstruktion soll den Abmessungen der alten Holzbrücke entsprechen. „Die Kosten werden ungefähr bei 50000 Euro liegen“, sagt Fraidel. Dabei soll die sanierte Brücke den aktuellen gesetzlichen Vorschriften entsprechen. Das Geländer wird demnach nicht mehr waagrecht, sondern senkrecht verlaufen. Der Abstand zwischen den Streben beträgt dann in etwa zwölf Zentimeter. So könne kein Kind hindurchschlüpfen, sagt Fraidel. Bei der alten Brücke sei es möglich gewesen, über das Geländer zu klettern. Das sollen die vertikalen Streben verhindern. Dass das Bauwerk nicht schon früher saniert wurde, liegt Fraidel zufolge am Bestandsschutz, unter dem die Brücke stand. Doch beim Bau von Spielplätzen – wie es gerade in der Friedrichsau geschieht – müssen für in der Nähe gelegene Brücken aktuelle Vorgaben eingehalten werden.
Noch unklar ist, aus welchem Material die gesamte Brücke bestehen wird. Als Längsträger dient eine Stahlunterkonstruktion, bisher war diese aus Holz. Das Geländer wird entweder aus Stahl und Holz oder komplett aus Stahl gefertigt. Das soll zunächst getestet werden, bevor die ganze Brücke steht. Spaziergänger und Radfahrer erwartet beim Überqueren der Brücke künftig ein rutschfester Boden. Das neue Bauwerk soll dem bisherigen und jenem am Stadtregal an der Blau ähnlich sehen.
Umgesetzt wird die Sanierung durch den Baubetriebshof. Ziel ist es, dass die Brücke begehbar ist, wenn der neue Spielplatzes Mitte Mai fertiggestellt ist.
Vier Stockwerke und eventuell ein Staffelgeschoss hatte der ursprüngliche Entwurf für das neue Quartier am Weinberg vorgesehen. Jetzt hat sich der Ulmer Bauausschuss anders entschieden. Das höchste Gebäude auf dem früheren Bundeswehr-Areal wird acht Etagen hoch, andere Häuser bekommen zwischen fünf und sechs Stockwerke.
Eine Entscheidung, mit der nicht alle einverstanden waren. Seit dem Sommer hat CDU-Stadtrat Bertram Holz immer wieder gegen die neue Planung angeredet und schließlich beantragt, die Höhen beim ursprünglichen Entwurf zu belassen. Das führt zu einer Grundsatzdebatte. Wie hoch ist zu hoch? Was verträgt Ulm? Steigen die Probleme in einem Viertel mit der Zahl der Etagen? Und will überhaupt jemand in einem Viertel mit solchen Häuserschluchten wohnen?
Ja, sagte die Mehrheit der Räte im Ausschuss. Unbegrenzt in die Höhe gebaut werden soll in Ulm jedoch nicht. „Wir Freien Wähler haben mit dieser Zustimmung die Grenze dessen erreicht, was wir mitmachen“, sagte deren Fraktionsvorsitzender Gerhard Bühler in der jüngsten Sitzung. Andere Stadträte stellten die Vorzüge des achtstöckigen Eckhauses auf dem Weinberg heraus. Grünen-Stadträtin Birgit Schäfer-Oelmayer brachte eine öffentliche Dachterrasse ins Gespräch: „Das könnte auch ein Anziehungspunkt sein.“Brigitte Dahlbender (SPD) sprach sogar von einer „vorsichtigen Annäherung an die Baukultur des 21. Jahrhunderts“.
Chefstadtplaner Volker Jescheck hält die Aufstockung der Häuser für dringend notwendig. Die Verwaltung rechnet damit, dass jedes Jahr 1500 Menschen neu nach Ulm ziehen. Am Ziel der Stadt, jährlich 700 neue Wohnungen zu bauen, führe kein Weg vorbei. Doch Bertram Holz und die CDU-Fraktion bezweifeln, dass es da auf die 90 Wohnungen ankommt, die durch die zusätzlichen Stockwerke am Weinberg entstehen. Schließlich gebe es weitere Baugebiete und die Wohnungen würden schattiger und anonymer.
Soziale Probleme gebe es nicht wegen Zahl der Etagen, sondern wegen der Belegung von Wohnungen, sagte Jescheck in der Sitzung. Er widersprach Holz: „Die Menschen mögen Dichte, sie mögen nur eine entsprechende Qualität dazu.“Die sieht der Stadtplaner am Weinberg gegeben. Dort sind auch ein weitläufiger Platz und ein von Bäumen gesäumter Boulevard geplant. Zudem liegt das Viertel am Stadtrand und damit im Grünen. Die Dichte sei im Übrigen in anderen Vierteln noch höher. Und Jescheck führte ein weiteres Argument an: Die Häuser sollen energieeffizient gebaut und mit Fernwärme versorgt werden. Doch das lohne sich erst ab einer gewissen Zahl von Haushalten.
Das neue Baugebiet Kohlplatte, über das die Stadtpolitiker im Herbst debattieren wollen, soll fünf Mal so groß werden wie das Quartier am Weinberg. Der Streit über die Höhe könnte dann aufs Neue entfacht werden. Denn die Stadträte sind sich noch nicht einmal einig, ob sich die Frage über die Stockwerke für eine Grundsatzdebatte eignet – oder ob für jedes Stadtgebiet andere Maßstäbe gelten.