Hoeneß gegenüber Tuchel skeptisch
Denn Tuchel wird die Mannschaft wohl nicht übernehmen. Die Bild am Sonntag berichtet, er habe den Münchnern in der vergangenen Woche abgesagt, weil er bei einem anderen europäischen Top-Klub im Wort stehe. Laut Kicker soll es der FC Arsenal aus der englischen Premier League sein. Bild und das Portal Sportbuzzer berichteten über einen möglichen Wechsel zu Paris St. Germain.
Offenbar war Bayern schlichtweg zu spät dran mit einer offiziellen Anfrage. Vor allem Präsident Uli Hoeneß galt als skeptisch hinsichtlich einer Verpflichtung Tuchels. Dessen Hang, viel mit sich und wenig mit seinen Vorgesetzten auszumachen, ließ ihn zweifeln. Allerdings gingen die Münchner auch eine Beziehung mit dem nicht minder eigenwilligen Louis van Gaal ein. Das war mehr Zweckgemeinschaft als romantische Liaison, funktionierte aber immerhin so lange, wie die Mannschaft erfolgreich spielte.
Etwas anderes ist sowieso nur von nachhaltiger Bedeutung. Nun, da sich der Patriarch zu Tuchel durchringen konnte, ist es wohl zu spät und die Bayern stehen weiterhin vor der Frage, wer ab der kommenden Saison das Team trainiert.
Jupp Heynckes, immerhin das ist klar, gilt als Favorit der Führung. Nur leider läuft das Arbeitspapier des 72-Jährigen am Ende der Spielzeit aus, und bis vor einigen Tagen galt es in dieser Situation voller Ungewissheiten als einzige Klarheit, dass er nicht an die Verlängerung seines Arbeitspapieres dachte. Dann aber sprach Jupp: „Ich habe bislang noch nie definitiv gesagt, dass ich am 30. Juni aufhören werde.“Nun ist es reichlich unschicklich, die Aussage eines Ehrenmannes auf seinen Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. In diesem einen Falle sei es aber doch gestattet. Gegenüber der Welt am Sonntag sagte er nämlich im vergangenen November noch auf die Frage, ob er vielleicht doch über das Saisonende hinaus arbeite: „Nein. Das ist ausgeschlossen.“
Freilich galt es in der Karriere des Trainers auch schon als nahezu ausgeschlossen, sich vom puterrot anlaufenden Opfer seiner Emotionen zum Bank-Buddhisten zu entwickeln. Die Rückkehr auf die Trainerbank schien in den vergangenen Jahren ebenfalls schon mehrmals ausgeschlossen. Das Trainerleben: Wie eine Reise mit der Deutschen Bahn. Man weiß nie wann und ob es weitergeht.
Am wahrscheinlichsten ist, dass sich Heynckes doch noch mal die weniger schönen Seiten seines Jobs in Erinnerung ruft. „Wenn ich spät nach Hause komme, ist da niemand. Für eine gewisse Zeit geht das, aber das ist nicht das Leben, das man sich wünscht“, sagte er gegenüber der Süddeutschen Zeitung vor einigen Monaten. Daran dürfte auch die Absage Tuchels nichts ändern. Noch immer warten Ehefrau Iris und Schäferhund Cando zu Hause in Schwalmtal auf ihren Jupp.