Fruchtbarer Einsatz
Immer mehr Menschen leisten freiwillige Arbeit, aber sie müssen dabei auch entsprechend betreut werden. Das findet die Chef-Organisatorin der Neu-Ulmer Ehrenamt-Messe
Landauf, landab klagen Vereine, sie fänden immer weniger Menschen, die sich aktiv einbringen und Verantwortung übernehmen wollen. Es hat ja keiner mehr Zeit. Ist das wirklich so? Es gibt da eine breit angelegte sozialwissenschaftliche Untersuchung, die das Gegenteil behauptet: der sogenannte bundesweite Freiwilligensurvey. Die repräsentative Studie wird alle fünf Jahre erhoben und gibt Auskunft darüber, wo und wie sich die Deutschen engagieren. Die letzten Zahlen stammen von 2014 und belegen: Das freiwillige Engagement hat in den vergangenen Jahren sogar zugenommen, die Menge an Vereinen und Organisationen ist gewachsen. Waren es beim ersten Survey im Jahr 1999 noch 34 Prozent der deutschen Wohnbevölkerung über 14 Jahre, die freiwillig und unbezahlt in verschiedensten Bereichen arbeiteten, so waren es 2014 schon 43 Prozent. Das entspricht 31 Millionen Menschen.
Müssen sich also Organisationen und Vereinigungen, die auf solche Unterstützer angewiesen sind, keine Sorgen mehr machen? So einfach ist das nicht, findet Christina Richtmann. Sie ist Projektleiterin der Neu-Ulmer Ehrenamt-Messe, bei der sich alle vier Jahre sehr unterschiedliche Einrichtungen präsentieren, um Freiwillige zu gewinnen. Zwar gibt es etliche Menschen, die neben ihrem Beruf oder im Ruhestand etwas tun wollen, doch auch sie müssen in Kontakt gebracht werden mit Einrichtungen, die ihre Unterstützung benötigen. Dafür soll wiederum die Messe sorgen. Zumal gemeinnützige Organisationen wie Initiativen oder Selbsthilfegruppen nicht mehr darauf bauen können, dass einmal gefundene Unterstützer auch dauerhaft zupacken. Das tun sie nämlich nicht.
Wie aus dem Freiwilligensurvey ebenfalls hervorgeht, wollen sich die Deutschen nicht mehr so lange binden und nicht mehr so viel Zeit opfern: Waren sie früher im Schnitt vier Stunden pro Woche aktiv, sind es mittlerweile eher zwei. Und vor allem wollen sich gerade junge Menschen nicht mehr so lange an eine Tätigkeit hängen wie die Altvorderen. „Da muss man sich drauf einstellen“, sagt Christina Richtmann, deshalb schaffen manche Organisa-
tionen sogenannte Pools von Helfern, mit denen sie dann eben stärker jonglieren, also flexibler planen müssen als früher.
Christina Richtmann hat in ihrem Leben schon viele Ehrenämter bekleidet und sich auch im professionellen Management von Ehrenamtlichen fortbilden lassen. Aus ihrer Erfahrung heraus empfiehlt sie Vereinen und anderen Organisationen, sich einen Freiwilligenmanager zuzulegen, der eine Art Mittler bildet zwischen dem Vorstand und den Mitgliedern. Er solle Ansprechpartner für alle sein, die sich ehrenamtlich engagieren. Gerade in größeren Einrichtungen, Institutionen und
Verbänden fehlen oft solche Leute, die Einsätze der Freiwilligen koordinieren, Fragen beantworten, sich Probleme anhören und auch mal als eine Art Schiedsrichter auftreten.
Das Landesnetzwerk Ehrenamtliches Engagement Bayern empfiehlt, solche Freiwilligenmanager könnten die Motivation Ehrenamtlicher fördern und „zur Attraktivität der Freiwilligenarbeit beitragen“, denn sie sorgen dafür, dass Interessenten beispielsweise entsprechende Schulungen bekommen, um ihre Aufgaben besser erledigen zu können. Das trägt nach Meinung von Christina Richtmann zur Professionalisierung des Ehrenamts bei, sorge
aber auch für das nötige Gefühl von Wertschätzung bei den Engagierten. Anerkennung ist ungleich wichtiger als Bezahlung. „Die Allerwenigsten machen etwas für Geld“, weiß Christina Richtmann. Eine Anerkennungskultur, die sich nicht in Medaillen und Auszeichnungen festmacht, hält sie für eminent wichtig.
Ehrenamtsbeauftragte sollte es ihrer Ansicht nach auch in Stadtoder Ortsverwaltungen geben. Für Neu-Ulm, wo sie für die Freien Wähler im Stadtrat sitzt, wünscht sie sich zudem ein „Haus des Ehrenamts“, das man sich als eine Art besseres Vereinsheim vorstellen kann.
Es solle Räume für Schulungen und Versammlungen bereitstellen, aber auch Lagerräume für Material. Viele Organisationen verfügen nicht über eigene Räumlichkeiten und müssen sich in Gaststätten-Hinterzimmern treffen. Für sie könnte das Haus nach Ansicht Richtmanns Abhilfe schaffen.
Wenn möglich solle auch ein Bürgersaal dabei sein. Konkrete Immobilien hat sie jedoch noch nicht im Auge – und sie ist sich bewusst, dass so etwas einiges kostet: „Das ist nichts, wo Geld rauskommt.“Doch Freiwilligenarbeit benötige eine gewisse Infrastruktur. „Und es würde die Stadt schmücken.“ Drei Autofahrer haben sich am Freitag auf der Staatsstraße 2031 zwischen Senden und Neu-Ulm offensichtlich ein Rennen geliefert. Wie die Polizei mitteilt, fuhren die Wagen gegen 16.30 Uhr mit hoher Geschwindigkeit von Senden in Fahrtrichtung Neu-Ulm und überholten dabei unter anderem auf Höhe der Autobahnanschlussstelle Senden unbeteiligte Verkehrsteilnehmer verkehrswidrig. Zeugen des Fahrzeugrennens, insbesondere ein Fahrschulfahrzeug, werden gebeten sich bei der Polizeiinspektion Neu-Ulm persönlich oder telefonisch unter der Rufnummer 0731/80130 zu melden. (az)