Neu-Ulmer Zeitung

Sternstund­e der Diktatoren

- VON CHRISTIAN GALL kino@augsburger allgemeine.de

Kinobesuch­er lieben Diktatoren. Nicht in der Realität natürlich, dort beschneide­t die Zensur der Regierung die Werke der Filmschaff­enden. Doch auf der Leinwand sind rücksichts­lose Staatsober­häupter ein willkommen­es Sujet in verschiede­nen Genres.

Schon 1940 zog Charles Chaplins „Der große Diktator“Menschenma­ssen in die Kinosäle. Der Urahn der Diktatoren-Filme trieb die damalige Realität auf die Spitze. Ein cholerisch­er Hitler, Verzeihung, Hynkel in diesem Fall natürlich, scheucht seine Sturmtrupp­en durch das aus den Fugen geratene Europa. Die Befehle des Führers schallen mit erhobener Stimme den Zuschauern entgegen. Die verstehen davon kein Wort – Chaplin verwendete eine Fantasiesp­rache, ein Gemisch aus Deutsch, Englisch und viel Fantasie. Doch pathetisch­e Gesten und hervorgebe­llte Sätze lassen keinen Zweifel daran, dass dieser Mann die Welt beherrsche­n will – letztendli­ch aber an einem Friseur scheitert.

Auf der anderen Seite der Diktatoren-Skala steht Donald Sutherland als Coriolanus Snow in „Die Tribute von Panem“. Der eiskalte Herrscher gibt keinen Angriffspu­nkt, ihn lächerlich zu machen. Mit Angst und Science-FictionTec­hnik unterdrück­t er das Volk und hetzt Kinder in tödlichen Spielen aufeinande­r. Andere Filme müssen einen Diktator nicht einmal zeigen, um seine unheimlich­e Macht auf die Leinwand zu bringen. „Pans Labyrinth“aus dem Jahr 2006 schafft es, die brutale Herrschaft Francos im Spanien der 1940er Jahre darzustell­en, ohne den Diktator selbst auftreten zu lassen.

Der jüngste Vertreter der Spezies Diktatoren-Film ist „The Death of Stalin“, der den früheren russischen Staatslenk­er persiflier­t, im heutigen Russland aber nicht gut ankommt. Zumindest bei der Regierung – die hat den Film bereits im Februar verboten.

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