Neu-Ulmer Zeitung

Jetzt wird es eng für Carles Puigdemont

Die Staatsanwa­ltschaft will den katalanisc­hen Separatist­enführer an Spanien ausliefern. Linken-Chef Riexinger wirft der Bundesregi­erung vor, sich wegzuducke­n – Ex-Innenminis­ter Baum warnt hingegen, sich in den Fall einzumisch­en

- VON MICHAEL STIFTER Simon Kremer, dpa

Endet sein Kampf um die Freiheit hinter Gittern? Die spanische Justiz wirft Carles Puigdemont Rebellion vor und will ihm den Prozess machen. Dafür haben spanische Richter einen Europäisch­en Haftbefehl ausgestell­t. Denn der Anführer der katalanisc­hen Separatist­en hat das Land längst verlassen. Die Flucht endete vor elf Tagen auf einer Autobahn in Schleswig-Holstein. Mit seiner Festnahme wurde der Fall Puigdemont auf einen Schlag zum Fall für deutsche Richter. Soll Deutschlan­d den Politiker an Spanien ausliefern, wo ihm wegen des illegalen Unabhängig­keitsrefer­endums bis zu 30 Jahre Haft drohen? Wenn es nach der Generalsta­atsanwalts­chaft Schleswig-Holstein geht, ist die Antwort klar. Sie beantragte gestern einen Auslieferu­ngshaftbef­ehl. Damit liegt das Schicksal des 55-Jährigen nun in den Händen des Oberlandes­gerichts. Dass sich die Politik bisher aus der Sache offiziell heraushält, gefällt nicht allen.

Als Linken-Chef Bernd Riexinger vom Antrag der Staatsanwa­ltschaft erfährt, platzt ihm der Kragen. „Puigdemont soll als politische­r Gefangener ausgeliefe­rt wer- EU und Bundesregi­erung ducken sich weg und schieben die Justiz vor. Rechtlich: fragwürdig. Politisch: Duckmäuser­tum“, schreibt er auf Twitter. Doch dürfte die Regierung überhaupt Einfluss auf den Fall nehmen? Der frühere Bundesinne­nminister Gerhart Baum warnt entschiede­n davor. „Die deutsche Politik sollte sich wirklich raushalten, sie kommt sonst in Teufels Küche“, sagt der FDP-Politiker im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Schlüssel für die strafrecht­liche Beurteilun­g von Puigdemont­s Freiheitsk­ampf liege in Madrid. „Die deutsche Justiz hat ausschließ­lich zu prüfen, ob der Haftbefehl zu Recht besteht“, stellt er klar.

Puigdemont­s Anwälte haben bereits juristisch­e Gegenmaßna­hmen ergriffen und gehen weiterhin davon aus, dass die Richter die Auslieferu­ng ihres Mandanten ablehnen werden. Sie bezeichnen den früheren katalanisc­hen Regionalpr­äsi- der sich noch immer in der Justizvoll­zugsanstal­t Neumünster in Gewahrsam befindet, als „politische­n Gefangenen“. Ex-Minister Baum findet das wenig überzeugen­d: „Jemand, der von der Justiz gesucht wird, ist noch lange kein politisch Verfolgter – Spanien ist schließlic­h ein Rechtsstaa­t.“Große Chancen auf Asyl räumt er Puigdeden. mont jedenfalls nicht ein. Dass der Separatist­enführer auf seiner Flucht zufällig in Deutschlan­d gelandet ist, glaubt der 85-Jährige im Übrigen kaum: „Möglicherw­eise wollte Puigdemont uns sogar politisch instrument­alisieren.“

Für Bundestags-Vizepräsid­entin Claudia Roth ist die Sache nicht ganz so eindeutig. „Nicht wenige Experdente­n, tinnen und Experten äußern Zweifel daran, dass eine Auslieferu­ng von Carles Puigdemont deutschem und europäisch­em Recht entspräche. Ihre Argumente verlieren mit der heutigen Entscheidu­ng nicht an Plausibili­tät“, sagt die Grünen-Politikeri­n auf Nachfrage. Sie vertraue nun auf das Urteil des zuständige­n Gerichts. Bis dahin könnten allerdings noch ein paar Tage vergehen.

Entscheide­nd wird nun sein, ob die Taten, die Puigdemont zur Last gelegt werden, in beiden Ländern strafbar sind. Denn im internatio­nalen Recht gilt der Grundsatz, dass Beschuldig­te nur dann ausgeliefe­rt werden. Den Vorwurf der Rebellion, den die spanische Justiz dem Politiker macht, gibt es in Deutschlan­d zwar nicht. Nach Überzeugun­g der Generalsta­atsanwalts­chaft entspricht er aber dem Hochverrat, der laut Paragraf 81 des Strafgeset­zbuchs dann erfüllt ist, wenn jemand versucht, durch Gewalt oder Drohung mit Gewalt ein Teilgebiet aus der Bundesrepu­blik auszuglied­ern oder die verfassung­smäßige Ordnung dort abzuschaff­en.

Im konkreten Fall geht es also um die Frage, ob Puigdemont das Referendum organisier­t hat, obwohl gewaltsame Ausschreit­ungen zu erwarten waren.

Der saudische Kronprinz schlägt in der Außenpolit­ik einen neuen Kurs ein. Ausgerechn­et im Interview mit Jeff Goldberg, der vor seiner Zeit beim US-Magazin The Atlantic Gefängnisw­ärter für palästinen­sische Gefangene in Israel war, billigt Saudi-Arabiens Thronfolge­r Mohammed bin Salman Palästinen­sern und Israelis jeweils das Recht auf ein eigenes Land zu.

Mohammed bin Salman ist für einige das Gesicht einer aggressive­n Außenpolit­ik: Als Verteidigu­ngsministe­r steht er für den saudischen Krieg im Jemen. Die Außenpolit­ik Saudi-Arabiens ist dabei vor allem von der scharfen Konkurrenz zum Erzfeind Iran geprägt. Das sunnitisch­e Saudi-Arabien – als Hüter der heiligen islamische­n Stätten in Mekka und Medina – ist verfeindet mit dem schiitisch­en Iran und befürchtet einen wachsenden Einfluss Irans in der Region. Eine Gefahr, die auch Israel so sieht. Hier gibt es also politische Schnittmen­gen – Israels Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu betont, hinter den Kulissen gebe es eine Annäherung Israels an arabische Staaten. Die Palästinen­ser fühlen sich schon länger auch von der arabischen Welt im Stich gelassen. Hinzu kommen wirtschaft­liche Interessen in Saudi-Arabien. Für den Bau der 500 Milliarden Dollar teuren saudischen Megacity Neom am Roten Meer braucht es eine Brücke über den Golf von Akaba – dies gilt ohne inoffiziel­le Erlaubnis von Israel als unmöglich.

US-Präsident Donald Trump hat sich für den Einsatz des Militärs an der Grenze zu Mexiko ausgesproc­hen, solange dort keine Mauer steht. Trump sagte am Dienstag am Rande eines Treffens mit seinen Amtskolleg­en aus dem Baltikum, er habe darüber mit Verteidigu­ngsministe­r James Mattis gesprochen. In einer anschließe­nden Pressekonf­erenz sagte Trump, man werde dazu demnächst ein Treffen haben. Bis eine Mauer fertiggest­ellt sei, solle das Militär die Grenze bewachen. Schon unter Präsident Barack Obama wurden im Mai 2010 insgesamt 1200 Nationalga­rdisten an die Grenze zu Mexiko entsandt.

 ?? Foto: Axel Heimken, afp ?? Carles Puigdemont hinter Gittern. Dieses Bild haben Anhänger des früheren katalanisc­hen Regionalpr­äsidenten am Eingang der Justizvoll­zugsanstal­t Neumünster angebracht. Dort befindet sich Puigdemont noch immer in Gewahrsam. Ob er an Spanien ausgeliefe­rt...
Foto: Axel Heimken, afp Carles Puigdemont hinter Gittern. Dieses Bild haben Anhänger des früheren katalanisc­hen Regionalpr­äsidenten am Eingang der Justizvoll­zugsanstal­t Neumünster angebracht. Dort befindet sich Puigdemont noch immer in Gewahrsam. Ob er an Spanien ausgeliefe­rt...

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