Wo alle Pakete der Region verladen werden
Jede Sendung, die über DHL in die Region oder aus ihr verschickt wird, landet zunächst im Günzburger Paketzentrum. Der Onlinehandel hat die Branche revolutioniert. Warum der Chef immer auf den Wetterbericht schaut
Ein Paket nach dem anderen rauscht vorbei. Egal, was im DHL-Paketzentrum Günzburg getan wird, es geht schnell. Keines der Laufbänder steht still, im Sekundentakt hieven Arbeiter Pakete auf sie. Der Nachmittag neigt sich dem Ende, damit beginnt an diesem Tag im Paketzentrum der Hochbetrieb.
Seit 1995 ist die U-förmige Halle, die in der Nähe des Legolands liegt, in Betrieb. Sie erstreckt sich über fast 23000 Quadratmeter, das sind gut drei Fußballfelder, sagt Wilfried Hänel, Chef des Paketzentrums. Der Onlinehandel boomt, und mit ihm die Paketzustellung. 32000 Pakete werden im Gebäude pro Stunde abgewickelt. In Deutschland gibt es 34 solcher Zentren. Hänel spricht häufiger von 33 und korrigiert sich dann. „Ich muss mich erst noch dran gewöhnen.“Vor Kurzem sei ein neues in Frankfurt dazugekommen, ein „Megazentrum“, wie er es nennt. Täglich verlassen Lastwagen in Richtung aller anderen Paketzentren Deutschlands das Gelände, genauso kommen täglich Container an.
In der Betriebslenkung laufen alle Fäden zusammen. Drei Mitarbeiter sitzen vor einigen Bildschirmen. Einer beobachtet die Schranken, wo Lastwagen an- und abfahren. Er diskutiert über eine Sprechanlage mit einem Fahrer, der mit ausländischem Akzent spricht. „Jedes Mal das Gleiche“, beklagt sich der Angestellte. Hänel erklärt, die Kommunikation mit den Fahrern sei nicht immer einfach, weil viele aus dem Ausland kämen. Wenige Schritte entfernt ist der Eingang zur eigentlichen Anlage. Zig Bahnen, auf denen Pakete liegen, bis diese zu ihrem Ziel in der Halle gelangen, kreuzen sich dort. Hänel erklärt die Anlage im Detail, als mache er eine Betriebsübergabe. Der Grund dafür wird schnell klar: Er ist Ingenieur und hat das Zentrum mitentworfen.
Im Paketzentrum wird in zwei Schichten gearbeitet. Zwischen 14.30 und 20 Uhr kommen die Lastwagen mit Paketen, die in die Region des Paketzentrums sollen. Zwischen Mitternacht und 6.30 Uhr verlassen die Güter, die aus der Region in andere Zentren gebracht werden müssen, das Günzburger Gelände. Das Paketzentrum ist zuständig für die Postleitzahlbereiche 88 und 89 sowie Teile der Bereiche 73 und 87. Anders ausgedrückt: Das Gebiet erstreckt sich von Oberstdorf bis Aalen und von Burgau bis Friedrichshafen (siehe Grafik).
Von den Paketzentren geht es weiter in die Zustellzentren und von dort entweder zu den Adressaten, in eine Filiale oder eine Packstation.
Manchmal geht die Verpackung der Pakete kaputt. An der Verarbeitung im Zentrum liege das nicht, sagt Hänel. Es gibt eine Stelle, wo die Schalen, auf denen das Laufband die Pakete transportiert, umklap- pen. So gleiten die Boxen in eine der vielen Rutschen, die dort münden, wo die Ware hin soll. „Das ist alles so gebaut, dass es nur weiche Übergänge gibt.“Wenn Verpackungen kaputtgingen, liege es daran, dass sie falsch verpackt worden sind. Dieses Problem habe man mit gewerblichen und privaten Kunden. Ist die Verpackung kaputt, muss das Paket im Zentrum neu verpackt werden. Dafür gibt es eine eigene Abteilung. Manchmal stelle sich heraus, dass die unmöglichsten Dinge verschickt würden. „Einmal waren in einem Lastwagen Vogelspinnen unterwegs“, sagt Hänel. Ein andermal sei eine Säure, die ein Arzt an einen Kollegen verschickt hatte, ausgelaufen. „Dann musste alles professionell gereinigt werden, Sicherheit geht vor.“Ein Rechtsstreit folgte.
Häufig sehen Kunden bei der Sendungsverfolgung im Internet, dass ein Paket in Günzburg liegen