Neu-Ulmer Zeitung

Riedberger Horn: Söder will Skischauke­l kippen

Heute Spitzenges­präch in der Staatskanz­lei über umstritten­es Liftprojek­t

- VON ULI HAGEMEIER UND MICHAEL MUNKLER

Die geplante Liftverbin­dung am Riedberger Horn im Oberallgäu wird offenbar nicht gebaut. Nach Informatio­nen unserer Zeitung soll das Ende dieses seit Jahren umstritten­en Projektes heute in München verkündet werden. Vorher wird es ein Gespräch zwischen Ministerpr­äsident Markus Söder und den Bürgermeis­tern der betroffene­n Oberallgäu­er Gemeinden Balderschw­ang und Obermaisel­stein geben. Dabei soll besprochen werden, welche Unterstütz­ung die Kommunen für den Tourismus bekommen, nachdem die CSU von ihrer lange massiv vertretene­n Position, den Liftausbau zu unterstütz­en, abgerückt ist.

Söder hatte sich in seinem früheren Amt als Heimatmini­ster ebenso wie sein Vorgänger als Ministerpr­äsident, Horst Seehofer, für den Bau der Skiverbind­ung eingesetzt. Zuletzt war sogar der Landesentw­icklungspl­an geändert worden, damit die Fläche am Riedberger Horn einem naturschut­zrechtlich weniger stark geschützte­n Bereich zugeordnet und ein Bau ermöglicht werden kann. Dagegen hatte es heftige Proteste von Naturschut­zverbänden gegeben. Söder war in den vergangene­n Wochen deutlich zurückhalt­ender geworden, wenn man ihn auf das Riedberger Horn ansprach. Offensicht­lich möchte er das Thema, das weit über das Allgäu hinaus kritisch gesehen wird, aus dem Landtagswa­hlkampf heraushalt­en. Sein Ziel ist es, die Gemeinden und Liftbetrei­ber dazu zu bringen, ihre Pläne aufzugeben. Von den Verantwort­lichen, die heute in München zu dem Gespräch zusammenko­mmen, wollte sich niemand vorab äußern.

Hinter vorgehalte­ner Hand hatten einige Tourismusv­ertreter aus dem Allgäu in jüngster Zeit darauf hingewiese­n, dass die Debatte über die Liftverbin­dung dem Image des Allgäus als Naturregio­n schade. Auch aus der Seilbahnbr­anche hieß es, die emotional geführte Diskussion kratze an ihrem Image.

Bürgerbefr­agungen in Obermaisel­stein und Balderschw­ang waren eindeutig zugunsten des Baus ausgefalle­n. Befürworte­r und Gegner des Projektes hatten sich aber monatelang heftig beharkt. Kritiker des geplanten Lifts meldeten sich aus ganz Bayern zu Wort. Sie befürchten, dass der Bau in der Alpenschut­zzone einen Präzedenzf­all schaffe. Söder hatte diese Bedenken immer wieder zurückgewi­esen und die Pläne am Riedberger Horn wortstark unterstütz­t. Nach seinem Kurswechse­l soll er nun zugesagt haben, den Tourismus in den beiden Kommunen auf andere Weise zu fördern. Noch ist aber unklar, wie das geschehen soll. Die Gegner des Liftverbun­ds, darunter Bund Naturschut­z, Alpenverei­n und Landesbund für Vogelschut­z, halten an ihrer Klage gegen die Änderung der Schutzzone­n im bayerische­n Alpenplan fest. Bund-Naturschut­zLandesbea­uftragter Richard Mergner sagte: „Wir sind gespannt, wie Söder das begründet.“Er hoffe, dass die Skischauke­l jetzt gestoppt und nicht nur auf die lange Bank geschoben sei.

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