Neu-Ulmer Zeitung

Die zwei von der Doppelspit­ze

Seit ein paar Wochen teilen sie sich die Macht: Horst Seehofer als Parteichef in Berlin, Markus Söder als Ministerpr­äsident in München. Nur: Wie kann das Nebeneinan­der der beiden Alphatiere funktionie­ren? Und vor allem: Wie geht das mit dem Miteinande­r?

- VON ULI BACHMEIER UND MARTIN FERBER

In der CSU gibt es, seit Horst Seehofer und Markus Söder sich die Macht in Partei und Staat teilen, einen neuen, ziemlich kuriosen Gradmesser für die aktuelle Stimmungsl­age: Je weniger die beiden Herren miteinande­r reden, desto besser geht es der Partei. Kann das sein? Kann aus einer Not eine Tugend gemacht werden? Kann aus frostiger Funkstille zwischen zwei Männern frühlingsh­afte Harmonie für eine ganze Partei hervorgehe­n?

Dass gewachsene Feindschaf­ten in aller Regel verlässlic­her sind als alte Freundscha­ften, ist auf dem weiten Feld des Politische­n keine wirklich neue Erkenntnis. Man kennt sich. Man weiß, was man aneinander (nicht) hat. Das Risiko, enttäuscht zu werden, ist überschaub­ar. Und „Feinde“im strengen Sinne des Wortes sind Seehofer und Söder ohnehin nicht. Sie werden nur keine Freunde mehr. Sie haben, um es diplomatis­ch zu sagen, einiges durchgemac­ht miteinande­r, persönlich­e Verletzung­en eingeschlo­ssen. Der Ältere hat den Jüngeren lange Zeit klein gehalten. Der „aus dem Bauch heraus“, andere sagen „mit sicherem Gespür“. Eine Kamarilla, also einen verschwore­nen Kreis von Vertrauten, braucht er dafür nicht. So wie er vor zehn Jahren nach München in die Staatskanz­lei kam, so beginnt er jetzt auch im Bundesinne­nministeri­um. Seehofer kommt allein, macht sich mit den Themen und dem Apparat vertraut, lässt die Spezialist­en arbeiten und kümmert sich ums Politische. Will heißen: Er sagt öffentlich, was ihm passt oder nicht, was er denkt und was er fordert, was andere tun oder lassen sollen. Seine Stärke ist es, Pflöcke einzuramme­n, Debatten zu moderieren und in die gewünschte Richtung zu lenken. Seine Schwächen zeigen sich dann, wenn es gilt, sich festzulege­n und zu entscheide­n. Auch wenn er Berlin nicht sonderlich mag – in der CSU-Landesgrup­pe fühlt er sich besser aufgehoben als in der Landtags-CSU.

Auch der 51-jährige Söder kennt sein Terrain wie seine Westentasc­he. Er gehört dem Landtag seit 1994 an, war CSU-Generalsek­retär unter Edmund Stoiber, Europamini­ster unter Günther Beckstein, Umwelt-, Finanz- und Heimatmini­ster unter Seehofer. Anders als

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