Söder kriegt, was Seehofer nie bekam: Nestwärme
sein Vorgänger aber war Söder noch nie der „einsame Wolf“. Ein kleiner Kreis von Vertrauten – Büroleiter, Sprecherin, Sekretärin – begleitet ihn seit Jahren. Noch wichtiger freilich ist seine Machtbasis: die CSULandtagsfraktion.
Söder hat sich bei den Abgeordneten eine Stellung erarbeitet, die ihm aktuell fast alle Freiheiten lässt. Sein weitreichender Umbau des Kabinetts wurde trotz einiger persönlicher Härten, die damit verbunden waren, auf breiter Front akzeptiert. Seine Regierungserklärung wird – dazu muss man kein Prophet sein – von den CSU-Abgeordneten als großer Wurf, als Aufbruch und Erneuerung für Bayern gefeiert werden. Söder gibt der Fraktion Zuversicht. Sie gibt ihm, was sie Seehofer nie gegeben hat: Nestwärme.
Das Nebeneinander der beiden Alphatiere also ist offenbar wohl organisiert. Und das Miteinander? Dafür sind andere zuständig. Vor allem CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt und Innenstaatssekretär Stephan Mayer in Berlin, Innenminister Joachim Herrmann und CSU-Generalsekretär Markus Blume in München sollen dafür sorgen, dass nicht nur alle an einem Strang, sondern möglichst auch in die gleiche Richtung ziehen. In den ersten Wochen soll das ganz ordentlich funktioniert haben, auch weil Söder und Seehofer damit aufgehört haben, ihre gegenseitige Abneigung öffentlich zu zelebrieren. Beide Herren übrigens bewerten die Funkstille durchaus positiv: Wenn sie nicht miteinander reden müssen, dann sei das der beste Beweis dafür, dass der Laden läuft.