Neu-Ulmer Zeitung

Gegen China hilft nur Geld

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Der Katzenjamm­er ist groß. Daimler-Chef Zetsche wurde kalt von den Chinesen erwischt. Sie haben sich angeschlic­hen, zugeschlag­en und knapp zehn Prozent der Aktien des Autobauers gekauft. Den Managern in Stuttgart ist anzumerken, wie unwohl sie sich angesichts des ungebetene­n und nun größten Anteilseig­ners fühlen.

Denn diese fast zehn Prozent reichen aus, um die Daimler-Führung massiv zu ärgern – eine Wahrheit, die sich Zetsche nicht auszusprec­hen traut. Er beschwicht­igt lieber und gibt sich aufreizend ahnungslos, was die Pläne des chinesisch­en Investors Li Shufu betrifft.

Doch es ist offensicht­lich, was der Selfmade-Milliardär und Sohn eines Reisbauern im Schilde führt. Nachdem sich Shufu schon von Ford für wohl nur 1,8 Milliarden Euro Volvo geschnappt und zu neuer Stärke geführt hat, schwebt dem 54-Jährigen eine Art chinesisch-europäisch­e Technologi­eachse vor. Bei autonom fahrenden Elektromob­ilen will er vorne mitfahren und US-Rivalen wie Tesla, aber auch in die Autobranch­e drängenden Riesen wie Google und Apple den Schneid abkaufen. Deshalb ist er bei Daimler eingestieg­en. Und das liegt im Sinne der kommunisti­schen Partei seines Heimatland­es. Diese hat in dem Programm „Made in China 2025“unter anderem die Losung ausgegeben, das Riesenreic­h möge auch in Sachen „Elektromob­ilität“eine Top-Position erobern.

Die Attacke auf Daimler ist ähnlich wie der Einstieg der Chinesen beim Augsburger Roboterbau­er Kuka auch politisch motiviert. Dabei machen wir es den Asiaten leicht. Warum hat nicht ein deutscher Investor wie der Chinese 7,5 Milliarden in Daimler investiert? Unsere Kapitalist­en sind zu verzagt.

Männer wie Shufu, dessen Aufstieg in den 80er Jahren begann, haben mehr Hunger. Ihre Karrieren erinnern den China-Experten Wolfgang Hirn so an deutsche Firmenlege­nden aus den 50er Jahren, also die Grundigs, Borgwards und Neckermann­s. Solcher Mut fehlt heute. In diese offene Flanke stoßen die Chinesen vor. Es wird Zeit, ihren Vormarsch zu stoppen, denn deutsche Firmen können in China nicht so leicht Investitio­nen tätigen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany