Gegen China hilft nur Geld
Der Katzenjammer ist groß. Daimler-Chef Zetsche wurde kalt von den Chinesen erwischt. Sie haben sich angeschlichen, zugeschlagen und knapp zehn Prozent der Aktien des Autobauers gekauft. Den Managern in Stuttgart ist anzumerken, wie unwohl sie sich angesichts des ungebetenen und nun größten Anteilseigners fühlen.
Denn diese fast zehn Prozent reichen aus, um die Daimler-Führung massiv zu ärgern – eine Wahrheit, die sich Zetsche nicht auszusprechen traut. Er beschwichtigt lieber und gibt sich aufreizend ahnungslos, was die Pläne des chinesischen Investors Li Shufu betrifft.
Doch es ist offensichtlich, was der Selfmade-Milliardär und Sohn eines Reisbauern im Schilde führt. Nachdem sich Shufu schon von Ford für wohl nur 1,8 Milliarden Euro Volvo geschnappt und zu neuer Stärke geführt hat, schwebt dem 54-Jährigen eine Art chinesisch-europäische Technologieachse vor. Bei autonom fahrenden Elektromobilen will er vorne mitfahren und US-Rivalen wie Tesla, aber auch in die Autobranche drängenden Riesen wie Google und Apple den Schneid abkaufen. Deshalb ist er bei Daimler eingestiegen. Und das liegt im Sinne der kommunistischen Partei seines Heimatlandes. Diese hat in dem Programm „Made in China 2025“unter anderem die Losung ausgegeben, das Riesenreich möge auch in Sachen „Elektromobilität“eine Top-Position erobern.
Die Attacke auf Daimler ist ähnlich wie der Einstieg der Chinesen beim Augsburger Roboterbauer Kuka auch politisch motiviert. Dabei machen wir es den Asiaten leicht. Warum hat nicht ein deutscher Investor wie der Chinese 7,5 Milliarden in Daimler investiert? Unsere Kapitalisten sind zu verzagt.
Männer wie Shufu, dessen Aufstieg in den 80er Jahren begann, haben mehr Hunger. Ihre Karrieren erinnern den China-Experten Wolfgang Hirn so an deutsche Firmenlegenden aus den 50er Jahren, also die Grundigs, Borgwards und Neckermanns. Solcher Mut fehlt heute. In diese offene Flanke stoßen die Chinesen vor. Es wird Zeit, ihren Vormarsch zu stoppen, denn deutsche Firmen können in China nicht so leicht Investitionen tätigen.