Neu-Ulmer Zeitung

Fatales Zeichen der Bischöfe

- VON DANIEL WIRSCHING wida@augsburger allgemeine.de

Es ist ein bemerkensw­erter Vorgang: Alle bayerische­n Diözesanbi­schöfe – mit Ausnahme des erst kürzlich ernannten und noch nicht einmal ins Amt eingeführt­en neuen Würzburger Bischofs – stellen sich gegen ihren Münchner Amtsbruder Reinhard Kardinal Marx. Der ist nicht nur Vorsitzend­er der Freisinger Bischofsko­nferenz, ein Zusammensc­hluss der bayerische­n Bischöfe, und der Deutschen Bischofsko­nferenz. Er ist wichtiger Berater von Papst Franziskus. Marx ist dessen Sprachrohr hierzuland­e und befürworte­t dessen Reformkurs.

Der Brandbrief, den die bayerische­n Bischöfe im Schultersc­hluss mit dem konservati­ven Kölner Marx-Gegenspiel­er Rainer Maria Kardinal Woelki nun an den Vatikan schickten, zeugt von schlechtem Stil. Und ist mehreres auf einmal: Ausdruck für den Machtverlu­st von Marx; für ein wachsendes Unbehagen gegenüber Franziskus; für die Spaltungen, die es in der Kirche zwischen Bewahrern und Erneuerern gibt; für den Streit um den richtigen Kurs. Er ist aber auch ein fatales Zeichen für die Ökumene.

Franziskus hat der Kirche einen Weg zu – eher behutsamen – Reformen aufgezeigt. Durch Einzelfall­entscheidu­ngen. Um solche geht es bei der Frage des Kommunion-Empfangs konfession­sverschied­ener Ehepartner. Der Beschluss einer Mehrheit der deutschen Bischöfe für eine Öffnung bedeutet echten, wenn auch kleinen Fortschrit­t im Zusammenwa­chsen von evangelisc­her und katholisch­er Kirche. Jetzt entsteht der Eindruck: Über Zusammenwa­chsen wird gerne geredet; wenn es konkreter wird, bewegt sich nichts.

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