„Mir kommt es vor, als ob ich bei Grün über die Ampel gefahren wäre und man mir den Führerschein abgenom men hätte.“
worden war. Und das auch nach der Berufungsverhandlung am Mittwoch vor dem Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).
Die Instanz hatte Baum nach stundenlanger Verhandlung vom Vorwurf der Beleidigung freigesprochen. Wie wichtig ihm die Klarstellung gewesen sei, nicht „Ihr Blinde“zu den Schiedsrichtern geschrien zu haben, betont der FCATrainer. „Wenn ich das gesagt hätte, hätte ich das zugegeben. Das gehört sich nicht.“
Gänzlich zufrieden ist er allerdings nicht mit dem Ausgang der Verhandlung. Schließlich sei er nach Frankfurt gefahren, um einen kompletten Freispruch zu bewirken, begründet er. Doch er wurde enttäuscht. Seine Geldstrafe wegen unsportlichen Verhaltens, die er selbst bezahlen muss, reduzierte sich lediglich von 8000 auf 6000 Euro. Baum zieht einen Vergleich: „Mir kommt es vor, als ob ich bei Grün über die Ampel gefahren wäre und man mir den Führerschein abgenommen hätte.“Im Fortgang der hatte sich herausgestellt, dass es den Mitgliedern des Sportgerichts nicht ausschließlich um Baums Wortwahl gegangen war. Ebenso störten sie sich an seinem Habitus während des Spiels. Baum erklärt, dem Schiedsrichter hätte die Summe an Gestiken und Mimiken nicht gepasst, dass er etwa den Kopf geschüttelt habe oder sich die Hände vors Gesicht geschlagen hätte. Während das Sportgericht dies bestrafte, sieht Baum darin nichts Verwerfliches. Baum schlussfolgert daraus, dass es für ihn und seine Trainerkollegen auf Basis seines Urteils immer schwierig werde, das Erlaubte vom Unerlaubten zu trennen. Ihm stellt sich die allgemeine Frage: Was darf ein Bundesligatrainer eigentlich noch am Spielfeldrand? Wie soll er sich in seiner Coachingzone verhal- ten? Baum kritisiert, Schiedsrichter und deren Assistenten würden sich während eines Spiels mehr als nötig den Trainern widmen. Seit dem Vorfall gegen Stuttgart fühlte er sich extrem unter Beobachtung, erzählt Baum und fügt hinzu: „Wenn man sich nach jeder Aktion angegriffen fühlt und nur noch darauf schaut, was macht der Trainer, dann ist das absolute Themaverfehlung.“
Vor seiner Tätigkeit als Fußballtrainer unterrichtete Baum in einer Realschule, bringt soziale Kompetenz im Umgang mit Menschen mit. Er regt an, sich mit dem „sozialadäquaten Verhalten eines Bundesligatrainers“auseinanderzusetzen. Baum bekräftigt: „Allein die Körpersprache kann kein Kriterium sein, um vom Platz zu fliegen.“
Unabhängig von den GeschehnisVerhandlung sen unter der Woche wird Baum am Samstag unter Beobachtung stehen. Fußballfans blicken nach Augsburg, wo der kleine FCA den Titelgewinn des schier übermächtigen FC Bayern hinauszögern will. Ein Sieg würde den Münchnern die sechste Meisterschaft in Serie bescheren, selbst bei einem Unentschieden hätte die Konkurrenz nur mehr theoretische Titelchancen.
Die Augsburger wollen mit ihren Mitteln dagegenhalten, wollen „eklig verteidigen und mutig auftreten“, wie es Linksverteidiger Philipp Max formuliert. Helfen könnte dabei ein Rückkehrer: Alfred Finnbogason steht nach über zweimonatiger Verletzungspause wieder im Kader eines Spiels. Trainer Baum stellt in Aussicht, den isländischen Torjäger von Beginn an aufzubieten. in der DEL um den Finaleinzug gekämpft wird, jagt am gleichen Abend die Nationalmannschaft dem Puck hinterher. Doch solche Tests wie heute in Sotschi müssen sein. Selbst wenn ein AEV-Profi wie Jaroslav Hafenrichter sein Länderspiel-Debüt geben wird. Ein Mittelstürmer, der beim DEL-Zwölften Augsburg allerhöchstens in der dritten Reihe aufläuft, soll den Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele nach vorne bringen? Auch das macht Sinn, denn einige Akteure aus dem heutigen Team werden bei der WM ab dem 4. Mai in Dänemark dabei sein und müssen sich in Form halten. Marco Sturm fängt wieder bei null an, muss wieder aus einer Anhäufung von Namenlosen eine Einheit formen. In Südkorea hat das sensationell gut funktioniert.