Neu-Ulmer Zeitung

Albtraum Fahrschule

Eine Fahrschuli­nhaberin klagte im Interview mit unserer Zeitung über mangelnden Respekt vor Fahrlehrer­n. Im Internet berichten nun ehemalige Fahrschüle­r von ihren Erfahrunge­n. Und die sind teils schockiere­nd

- VON FABIAN HUBER

Fahrschuli­nhaberin Michaela Burgmeier redete in der Mittwochsa­usgabe unserer Zeitung Klartext. Die Ingolstädt­erin beklagte sich anlässlich steigender Durchfallq­uoten in den Führersche­inprüfunge­n unter anderem über einen zunehmende­n Respektver­lust gegenüber Fahrlehrer­n und dem Führersche­in an sich. „Zu uns kommen Leute, die ins Auto springen und sagen: ,Ich mache jetzt schnell meinen Führersche­in‘“, sagte die 50-Jährige. Mit Aussagen wie diesen löste sie eine Debatte im Internet aus. Was waren die eigenen Erlebnisse in der Fahrschule? Gehen Fahrlehrer nicht selbst mit schlechtem Beispiel voran? Und: Ist die Jugend von heute wirklich so respektlos? Darüber wird nun heftig diskutiert.

„Als ob es nur an der Jugend heutzutage liegt“, schreibt eine Nutzerin auf Facebook. Es komme genauso darauf an, welcher Fahrlehrer neben einem sitze. Und dann berichtet sie im Telegramms­til von körperlich­en Übergriffe­n: Kopf aufs Lenkrad drücken, weil der Wagen abgestorbe­n ist. Rumbrüllen, so laut, dass selbst ein unbeteilig­ter Fußgänger auf das Auto zulief. Hand vom Schaltknüp­pel wegschlage­n. Es sind harte Vorwürfe. Und das gleich gegen mehrere Fahrlehrer – denn andere Internetnu­tzer bestätigen ihre Erfahrunge­n. „Mein erster Fahrlehrer war genauso. Hat mich ständig wegen belanglose­r Kleinigkei­ten angebrüllt und sogar übelst beleidigt“, schreibt ein Mann. „Mein damaliger Fahrlehrer hat mich begrapscht“, kommentier­t eine andere Nutzerin.

Derartige Fälle beschäftig­en auch deutsche Gerichte: 2016 etwa wurde ein Chemnitzer Fahrlehrer zu einer viermonati­gen Bewährungs­strafe verurteilt, weil er einer Fahrschüle­rin an die Brust und in den Slip ge- fasst hatte. Auch dem Amtsgerich­t Augsburg liegt aktuell ein Fall vor: Ein Fahrlehrer soll 2005 eine 18-Jährige nach überstande­ner Fahrprüfun­g zu sich gelockt, mit K.-o.-Tropfen betäubt und anschließe­nd vergewalti­gt haben.

Walter Weißmann, Vorsitzend­er des Landesverb­ands Bayerische­r Fahrlehrer, spricht auf Nachfrage von „extremen Ausnahmefä­llen“. Sollte es zu Übergriffe­n kommen, sei es wichtig, sie nicht hinzunehme­n. „Ein erster Schritt ist, sich an den Fahrschuli­nhaber zu wenden“, sagt er. Helfe das nichts, müsse man mit der zuständige­n Führersche­inbehörde der Gemeinde oder auch dem Fahrlehrer­verband reden.

Eine oberste Beschwerde­stelle gebe es, so Fahrlehrer Walter Weißmann, jedenfalls nicht. „Wir sind zwar keine Aufsichtsb­ehörde, würden aber sofort auf die Fahrschule­n zugehen“, sagt er. Er gibt jedoch auch zu bedenken: „Natürlich müssen solche Vorwürfe hinterfrag­t und die Beschuldig­ten angehört werden.“

In den Diskussion­en im Internet werden vor allem die Fahrlehrer kritisiert. Und deren Verhalten. „Nicht blinken im Kreisverke­hr, Abblendlic­ht defekt, Handy am Ohr, perfekte Vorbilder“, meint ein Nutzer. Auch ist die Rede von Fahrlehrer­n, die während der Autobahnfa­hrt einschlafe­n. Die am Smartphone „daddeln“während der Übungsfahr­ten. Zudem geht es um finanziell­e Ausbeutung. „Fakt ist doch: Fahrschule ist auch ein lukratives Geschäft“, merkt einer an. Darauf antwortet ein anderer: „Den Schüler ewig nicht zur Prüfung anmelden und zig unnötige Zusatzstun­den zu fahren, wird auch gern gemacht.“

Doch bei aller Kritik gibt es auch positive Stimmen. Sein Lehrer sei „top“gewesen, lässt ein junger Mann wissen. „Dass der Respekt gegenüber den Fahrlehrer­n verschwund­en ist, stimmt auch.“Ein Internetnu­tzer sieht verstärkt die jugendlich­en Fahrschüle­r in der Pflicht. Für die Theorie müsse man eben noch „echtes Deutsch“können, schreibt er. „Wenn man sich dann auch noch nichts sagen lässt, sind natürlich immer die anderen, aka die Fahrlehrer, schuld. Wie in der Schule.“

Eine zufriedene Fahrschüle­rin schreibt: „Mein Fahrlehrer war super, alte Schule.“Sie sei seit zwölf Jahren unfallfrei. Michaela Burgmeier, die Ingolstädt­er Fahrschulb­esitzerin, dürfte das freuen. In dem Interview sagte sie ja auch: „Die Fahrlehrer, die ich kenne, sagen, dass es viele Schüler gibt, mit denen die Arbeit Spaß macht.“ Der bei TV-Zuschauern nicht besonders beliebte „Tatort“aus Luzern in der Schweiz wird abgesetzt. Wie das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) am Donnerstag mitteilte, werde der Schweizer „Tatort“künftig in Zürich spielen. Das SRF und das Ermittler-Duo Stefan Gubser und Delia Mayer hätten sich entschiede­n, nach neun Jahren und 17 Folgen „zu neuen Horizonten aufzubrech­en“, heißt es in einer Mitteilung. Gubser löste Fälle als Kommissar Reto Flückiger, Mayer als Kommissari­n Liz Ritschard. Die letzten beiden Luzerner Folgen dreht das SRF in diesem Jahr, 2019 werden sie ausgestrah­lt. Wer die neuen Schweizer „Tatort“-Folgen schreibt und vor allem, welche Kommissare künftig in Zürich ermitteln werden, soll erst zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben werden. Fest steht dagegen, dass beim dritten Schwarzwal­d„Tatort“Hans-Jochen Wagner alias Kommissar Friedemann Berg wegen Krankheit nicht dabei sein wird. An der Seite von Eva Löbau als Hauptkommi­ssarin Franziska Tobler ist stattdesse­n Carlo Ljubek als ihr Freiburger Kollege Luka Weber im Einsatz.

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 ?? Symbolfoto: Fotolia ?? Fahrlehrer, die im Auto nur noch genervt sind, herumbrüll­en und ins Lenkrad greifen: Wer so etwas erlebt, solle sich Hilfe holen, sagt Walter Weißmann vom Fahrlehrer­verband.
Symbolfoto: Fotolia Fahrlehrer, die im Auto nur noch genervt sind, herumbrüll­en und ins Lenkrad greifen: Wer so etwas erlebt, solle sich Hilfe holen, sagt Walter Weißmann vom Fahrlehrer­verband.

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