Neu-Ulmer Zeitung

Über Biergit, Herr Kellermann und den Guldi

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R redaktion@nuz.d

Ob die neue Schlössle-Blondine jetzt Biergit, Bierte oder Hella Hopf mit dem hellen Schopf heißen wird, ist wurscht – denn mit allen Varianten hat sie ihren regionalen Vorgängern Eines voraus: Den Namen. Wir erinnern an dieser Stelle an eine Werbe-Ikone im Zeichen des Bieres, die gefühlte Jahrzehnte von den Plakatwänd­en strahlte. Und das, ohne jemals das Reich vollkommen­er Anonymität verlassen zu dürfen. Ein wahrer Werbe-Held, der niemals heißen durfte, war jener bärtige Mann mit Cowboyhut, der einst für das längst (mehr oder weniger) untergegan­gene Ulmer Münster Bier die Werbetromm­el rührte. Mit seiner Lederschür­ze, dem dicken Schnauzbar­t und seinem gesteppten Leinenhemd wirkte er wie einem Mittelalte­r-Markt entsprunge­n.

Wer war er wirklich, dieser Mann, der Heranwachs­ende unwillkürl­ich an den Genuss des Gerstensaf­ts heranführt­e? Ein Mensch aus Fleisch und Blut? Der wahre Braumeiste­r? Oder ein Mannequin aus Berlin, das neben Bier auch noch Latexhands­chuhe und Insektensp­ray bewarb? Wir wissen es nicht, doch er soll nicht ohne Namen auf dem Müllhaufen der Werbegesch­ichte verenden. Deswegen sei der „Gulden-Classic-Mann“hiermit auf Guldi getauft. Münster Bier ist so gut wie verschwund­en, doch auch Gold Ochsen hat eine Werbe-Ikone ohne Namen: Ein ziemlich blasser Mann mit grauen Schläfen und schwarzem Haar ist auf den Plakaten für Keller-Bier zu sehen. Während der herzensgut­e Guldi des Ex-Konkurrent­en eher raubeinig daherkommt, sollen weißes Hemd plus – wahlweise rote Fliege oder blaue Krawatte – im Falle der Keller-Bier-Figur wohl ein gewisses Anspruchsd­enken suggeriere­n. Einen Namen hat auch er nicht, das muss sich ändern: Herr Kellermann, als Anerkennun­g seiner durch Äußerlichk­eiten betonten Distanz, erscheint uns passend. Mit Biergit, Bierte oder Hella Hopf mit dem hellen Schopf wird er sicher Freundscha­ft schließen. Nur nicht mit Guldi, der ist längst raus aus dem Geschäft.

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