Über Biergit, Herr Kellermann und den Guldi
Ob die neue Schlössle-Blondine jetzt Biergit, Bierte oder Hella Hopf mit dem hellen Schopf heißen wird, ist wurscht – denn mit allen Varianten hat sie ihren regionalen Vorgängern Eines voraus: Den Namen. Wir erinnern an dieser Stelle an eine Werbe-Ikone im Zeichen des Bieres, die gefühlte Jahrzehnte von den Plakatwänden strahlte. Und das, ohne jemals das Reich vollkommener Anonymität verlassen zu dürfen. Ein wahrer Werbe-Held, der niemals heißen durfte, war jener bärtige Mann mit Cowboyhut, der einst für das längst (mehr oder weniger) untergegangene Ulmer Münster Bier die Werbetrommel rührte. Mit seiner Lederschürze, dem dicken Schnauzbart und seinem gesteppten Leinenhemd wirkte er wie einem Mittelalter-Markt entsprungen.
Wer war er wirklich, dieser Mann, der Heranwachsende unwillkürlich an den Genuss des Gerstensafts heranführte? Ein Mensch aus Fleisch und Blut? Der wahre Braumeister? Oder ein Mannequin aus Berlin, das neben Bier auch noch Latexhandschuhe und Insektenspray bewarb? Wir wissen es nicht, doch er soll nicht ohne Namen auf dem Müllhaufen der Werbegeschichte verenden. Deswegen sei der „Gulden-Classic-Mann“hiermit auf Guldi getauft. Münster Bier ist so gut wie verschwunden, doch auch Gold Ochsen hat eine Werbe-Ikone ohne Namen: Ein ziemlich blasser Mann mit grauen Schläfen und schwarzem Haar ist auf den Plakaten für Keller-Bier zu sehen. Während der herzensgute Guldi des Ex-Konkurrenten eher raubeinig daherkommt, sollen weißes Hemd plus – wahlweise rote Fliege oder blaue Krawatte – im Falle der Keller-Bier-Figur wohl ein gewisses Anspruchsdenken suggerieren. Einen Namen hat auch er nicht, das muss sich ändern: Herr Kellermann, als Anerkennung seiner durch Äußerlichkeiten betonten Distanz, erscheint uns passend. Mit Biergit, Bierte oder Hella Hopf mit dem hellen Schopf wird er sicher Freundschaft schließen. Nur nicht mit Guldi, der ist längst raus aus dem Geschäft.