Die Polizei zeigt Flagge
Die Ordnungshüter wollen in Neu-Ulm weiterhin stark auf Straßen und Plätzen präsent sein. Das Konzept scheint erfolgreich zu sein
Es kann schon mal passieren, dass ein einzelnes Ereignis die Statistik ordentlich durcheinanderbringt. So sorgte eine aus dem Ruder gelaufene Hochzeitsfeier in der Leibnitzstraße dafür, dass sich die Bilanz der Neu-Ulmer Polizeiinspektion in Sachen Gewaltkriminalität etwas schlimmer darstellt, als sie in Wirklichkeit ist.
Um 43 Prozent ist im Jahr 2017 die Zahl der Körperverletzungen auf öffentlichen Straßen und Plätzen nach oben geschnellt – dahinter verbergen sich jedoch nur zehn Fälle, denn die Gewaltkriminalität im Bereich der Neu-Ulmer Inspektion bewegt sich auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Und dann passiert so etwas in einer Juninacht: 13 Streifenwagen müssen ausrücken, weil Gäste einer Hochzeitsfeier auf offener Straße handgreiflich aneinandergeraten sind. Daraus wurden im Zuge der Ermittlungen sieben Einzel-Gewaltdelikte. Die Statistik war in Schieflage geraten.
Dennoch sieht Neu-Ulms Polizeichef Marcus Hörmann keinen zur Entwarnung, weil die Gewaltkriminalität im Raum NeuUlm bereits im dritten Jahr hintereinander angestiegen ist, wenngleich sie sich auf vergleichsweise niedrigem Niveau bewegt, wie er bei der Vorstellung der aktuellen Kriminalstatistik betonte. Er führt das darauf zurück, dass die Polizei verstärkt auf Straßen und Plätzen Präsenz zeigt. Das habe auch das Sicherheitsgefühl der Menschen erhöht, denn gerade bei Großveranstaltungen wie dem lebendigen Kreuzweg am Karfreitag oder beim Nabada im Sommer zeigen die Ordnungshüter massiv Flagge. Das ist eine direkte Folge der Terroranschläge in Bayern und Berlin im Jahr 2016. Deshalb werden bei Großveranstaltungen verstärkt Sperren aufgefahren. Das führe aber zu „phänomenalen“Rückmeldungen in der Bevölkerung: „Es wird sehr gut angenommen. Ich möchte mich ausdrücklich für das Verständnis bedanken“, so Hörmann.
Die verstärkte Präsenz der Polizei hat nach seinen Worten auch dazu geführt, dass etwa der Petrusplatz befriedet werden konnte, der einst ein Drogenumschlagplatz war: „Die Kontrollen zeigen Wirkung, das hat viel gebracht.“Einen Schwerpunkt der Rauschgiftkriminalität gebe es nicht mehr. Derzeit jedoch hat die Polizei ein Auge auf den Bereich Bahnhof/Caponniere, wo sie intensiv Streife läuft und kontrolliert. Durch die starke Präsenz sei die Zahl der Rauschgiftdelikte zurückgegangen.
Auch auf die Fahrraddiebstähle habe sich der Kontrolldruck ausgewirkt. Nach Darstellung von HörGrund mann habe dies zu einer vergleichsweise hohen Aufklärungsquote von 13,6 Prozent geführt, was bei Fahrraddiebstählen ungewöhnlich gut sei. Dabei haben diese Delikte den Autoaufbrüchen den Rang abgelaufen, zumindest was die Schadenshöhe angeht. Die liege, angesichts immer teurerer Zweiräder, im sechsstelligen Bereich, wohingegen der Schaden durch Fahrzeugknacker „nur“30000 Euro erreiche.
Was die Diebstähle allgemein betrifft, so sind die Zahlen deutlich rückläufig, allerdings gilt das nicht für Langfinger in Läden. Dort wird etwas mehr geklaut. Die Polizei vermeldet ein Plus von 6,6 Prozent.
Unter dem Strich ist Polizeichef Hörmann stolz darauf, dass die allgemeine Kriminalitätsbelastung im Raum Neu-Ulm nicht so stark wächst wie die Bevölkerung. Sie befinde sich sogar auf einem „historischen Tiefstand“. Ebenfalls stolz ist er darauf, dass seine Kollegen die Aufklärungsquote noch ein bisschen steigern konnten: Sie liegt bei knapp 66 Prozent. Das sei für den städtischen Bereich „keine Selbstverständlichkeit“.
Vier Hochschulen, ein Vorhaben, eine Region: So präsentierten sich am Donnerstag die Hochschulen Biberach, Neu-Ulm, Ulm sowie die Universität Ulm. Zu einem „Hochschulverbund InnoSüd“haben sich die Partner zusammengeschlossen – umfangreich gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): 14 Millionen Euro erhält der Hochschulverbund in den kommenden fünf Jahren. Eingesetzt werden die Mittel, um die Region Donau-Iller-Riss, die sich in einer Sandwichposition zwischen den Metropolen Stuttgart und München befindet, mittelfristig unter den 25 wettbewerbsfähigsten Regionen Europas zu positionieren.
„Der Verbund Inno-Süd zeigt, wie Innovation heute funktioniert: Mit einem dynamischen Netzwerk, Partnern aus Wirtschaft und Gesellschaft und starken Hochschulen in der Mitte. Ob OpenLab, Innovationszirkel oder Reallabor – in innovativen Kooperations- und Veranstaltungsformaten entwickeln die Hochschulen in den Bereichen Biotechnologie, Energie, Mobilität und Transformationsmanagement die Lösungen von morgen“, sagte die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Durch eine zielgerichtete Übertragung der Forschungsergebnisse in die Anwendung würden insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen unterstützt. „Damit etabliere der Verbund in der Region Donau-Iller eine übergreifende Innovationskultur“, so die Ministerin.
Professor Volker Reuter, Rektor der Hochschule Ulm, skizzierte die vier Themenfelder, auf denen InnoSüd wirken will: Im Themenfeld Energie gehe es um einen Beitrag für den intelligenten Umbau der derzeitigen Energieversorgung; im Bereich Mobilität sollen verschiedene Akteure besser vernetzt und Produkte oder Infrastrukturen als Basis für Entwicklungen und Innovationen eingesetzt werden.
Aspekte der biotechnologischen Wertschöpfungskette werden laut Reuter im Bereich Gesundheit und Biotechnologie eine wesentliche Rolle spielen, um den Wissens- und Technologietransfer transdisziplinär auszubauen. Mit dem vierten Baustein, dem Transformationsmanagement, wollen die Hochschulen gezielt Innovationspotenziale in Unternehmen und Organisationen aufspüren.
Ein wesentlicher Aspekt des Verbunds ist für die Präsidentin der Hochschule Neu-Ulm, Professor Uta M. Feser, die bundesländerübergreifende Kooperation der Hochschulen. Es solle einen engen Austausch von Wissenschaftlern und Projekten geben. (az)