Neu-Ulmer Zeitung

Brauchen wir mehr Polizei?

- VON RONALD HINZPETER redaktion@nuz.de

Diese Woche war viel von Sicherheit die Rede. Erst stellte das Polizeiprä­sidium in Kempten die neusten Kriminalit­ätszahlen vor, dann die Neu-Ulmer Polizeiins­pektion. Beide Male wurde als Kernbotsch­aft ausgesandt: Die Menschen hier können eigentlich ganz beruhigt leben. Die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, ist gering.

Das liegt nicht unbedingt daran, dass die Menschen besser und vernünftig­er werden, die Sicherheit ist hart erarbeitet – im Wesentlich­en von der Polizei. Die muss dafür einiges leisten und kräftig Überstunde­n schieben. Neu-Ulms Inspektion­sleiter Marcus Hörmann stellt hohe Anforderun­gen an seine Leute. Das ist grundsätzl­ich zu begrüßen, aber eigentlich bräuchte die Polizei im Norden des Landkreise­s deutlich mehr als die 80 Frauen und Männer, die hier für die Sicherheit zuständig sind. Hörmann betonte diese Woche zwar ausdrückli­ch, er wolle „keine Personalde­batte führen“und er mochte sich auch zu den Überstunde­n nicht konkret äußern, doch die Zahl der Einsätze in dieser Boom-Region war noch nie so hoch wie jetzt. Das geht irgendwann an die Substanz. Um die Belastunge­n zu begrenzen, braucht die Inspektion mehr Personal.

Als die SPD im März die Debatte über die hohe Zahl unbesetzte­r Planstelle­n lostrat, hieß es von der Staatsregi­erung prompt, die seien eigentlich alle besetzt. Es stünden halt aus verschiede­nen Gründen nicht immer alle Beamten zur Verfügung. Nun ja, Sicherheit wird nicht dadurch erzeugt, dass auf dem Papier alles okay ist. Die Polizistin­nen und Polizisten müssen tatsächlic­h verfügbar sein, um die hohe Überstunde­n-Belastung abzubauen. Zumal es dem Sicherheit­sgefühl der Menschen auf jeden Fall zuträglich ist, öfter mal einem Ordnungshü­ter auf der Straße zu begegnen. Und die Anforderun­gen etwa bei größeren Veranstalt­ungen sind deutlich gestiegen: Hier ist mehr Polizeiprä­senz gefragt.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Wir leben in einem Land, das deutlich sicherer ist, als es Kriminalro­mane, Filme und Fernsehser­ien vorgaukeln. Wir lassen uns in unserer Freizeit mit Morden in Masse berieseln. Wer will, kann an einem TV-Abend mehr Tötungsdel­ikte auf der Mattscheib­e erleben, als im gesamten Bereich des Polizeiprä­sidiums, das immerhin von der Donau bis zum Kleinwalse­rtal reicht – in mehreren Jahren tatsächlic­h begangen werden. Das verschiebt zuweilen die Maßstäbe und schürt unnötig Ängste.

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