Am meisten freut sich Eva „auf alles“, sagt sie
feiern, gemeinsam mit 23 anderen Buben und Mädchen. Während des Gottesdienstes tragen die Kinder einheitliche Gewänder über ihren Kleidern und Anzügen. Eine Entscheidung,welche die Verantwortlichen der Gemeinde gemeinsam getroffen haben: Das Sakrament der Erstkommunion soll im Vordergrund stehen. Eva gefielen die acht Gruppenstunden und die Gottesdienste gut – sie erzählt begeistert davon, wie alle gemeinsam Brot gebacken haben, und sieht dabei lächelnd zu Manuela Bosch hinüber.
Denn die 34-Jährige ist nicht nur Evas Mutter, sondern auch ihre Gruppenleiterin, ihre „Kommunionsmama“, wie sie sagt. Sie bereitete Eva und andere Kinder der Gemeinde vor, im vergangenen Jahr hatte sie dies auch für Evas große Schwester Paula getan. Das motivierte sie, auch dieses Jahr wieder eine Gruppe zu übernehmen – und dennoch ist manches schwieriger geworden. Es gab weniger Eltern, die dieses Jahr bereit waren, Gruppen zu leiten, und auch die Kinder mussten mit mehr Aufwand für die Inhalte begeistert werden. Dass das religiöse Interesse bei manchen fehlt, führt Manuela Bosch insbesondere auf das Elterhaus zurück. Sie berichtet von einer Mutter, welche die Kommunionkerze ihres Kindes nicht abholen wollte da sie dafür in einen Gottesdienst hätte gehen müssen. Diese Situation beschreibt eine Entwicklung, die die Gruppenleiterin nicht verstehen kann. Denn der Bezug zum Glauben scheint zur Nebensache geworden zu sein, während die Tradition in den Vordergrund rückt. Dennoch freut sich Manuela Bosch darüber, ihre Töchter in der Vorbereitung zu begleiten, „da ist man einfach ganz anders dabei“, meint sie. Auch erlebte sie hier und da „Aha-Momente“: So mancher Inhalt erschließt sich ihr erst heute, auch wenn er vielleicht schon Teil ihrer eigenen Vorbereitung im Jahr 1993 war. Sie erinnert sich noch gut an ihren großen Tag. Das schlichte Kleid, das ihre Mutter damals für sie ausgesuchte, hatte einen weißen Kragen: Die Mutter zweier Kinder muss lächeln, als sie ihr altes Foto betrachtet. „Schrecklich katholisch“, findet sie. Die anderen Mädchen trugen zum Teil brautkleidähnliche Reifröcke, das war damals in Mode – einheitliche Gewänder während des Gottesdienstes gab es nicht.
Auch Evas Oma Brunhilde erinnert sich noch gut an ihre eigene Erstkommunion und deren Vorbereitung. In Weißenhorn aufgewachsen, besuchte sie die Unterrichtsstunden noch in der Schule, begleitet von Gottesdienstbesuchen. Die donnernde Stimme des Stadtpfarrers hat sie damals „ganz schön eingeschüchtert“– und ihr eigenes Kleid, das knielang und schlicht ausfiel, durfte sie sich ebenfalls nicht selbst aussuchen. Dennoch denkt sie gerne an das familiär gehaltene Fest im Frühjahr 1971 zurück. Beschenkt wurde sie mit ihrer ersten Armbanduhr und Geld, von dem sie sich ein Fahrrad leisten konnte.
Ihre Enkelin Eva wünscht sich von ihrer Oma auch eine Armbanduhr – um nicht mehr die alte ihrer Schwester Paula tragen zu müssen. Und sie will sich von dem Geld, das sie bekommen wird, ein Taschenmesser kaufen, denn bald darf sie endlich am Zeltlager teilnehmen, das die Jugendlichen der Gemeinde jedes Jahr organisieren.
Trotz aller Unterschiede über die Jahre sind sich die drei Generationen in einem einig: Vor der Beichte, die Teil der Vorbereitung war und noch immer ist, waren sie alle sehr aufgeregt – und was man beichten soll, wenn man zarte neun Jahre alt ist, wusste weder ihre Oma, ihre Mama noch Eva selbst.
Jetzt freut Eva sich bei ihrer Kommunion am Weißen Sonntag vor allem auf die Feier im eigenen Garten. Und natürlich darauf, als frischgebackenes Erstkommunionkind ihr weißes Kleid tragen zu dürfen – ganz ohne Moosfleck darauf.