Brauchen wir noch die Deutsche Bank?
Das größte private Finanzhaus des Landes ist angeschlagen und befindet sich in einem chaotischen Zustand. Nur ein Befreiungsschlag kann das Institut retten
Der frühere Deutsche-BankVorstand Ulrich Cartellieri irrte sich nur in der Zeit, sonst war seine Diagnose, die Banken seien die Stahlindustrie der 90er Jahre, richtig. Denn die Finanzbranche wird seit der Jahrtausendwende immer heftiger durchgerüttelt: Filialen verschwinden, Arbeitsplätze fallen weg, Fusionen sind unausweichlich und Pleiten wie die der US-Investmentbank Lehman Brothers lassen sich irgendwann nicht mehr verhindern. Die Stahlbranche wurde ähnlich massiv, wenn auch früher erschüttert.
Die Deutsche Bank kommt mit diesem Prozess – also einem auch technologisch durch die Digitalisierung forcierten Strukturwandel – besonders schlecht zurecht. Der wirtschaftliche Absturz und damit einhergehende Bedeutungsverlust des Konzerns sind erschreckend.
Ein Blick auf die wieder verheerenden Geschäftszahlen und den Aktienkurs von nur noch mickrigen gut elf Euro zeigt die Misere der Finanzadresse. Dabei war sie einst unter wirklichen Bankiers wie Hermann Josef Abs und Alfred Herrhausen ein stolzes und international angesehenes Geldhaus.
Am Anfang des Niedergangs der Bank stand der Vorstandssprecher Hilmar Kopper. Mit seiner Arroganz fügte er 1994 dem Unternehmen einen irreparablen Imageschaden zu. Denn der Manager (von Bankier konnte keine Rede mehr sein) bezeichnete offene Handwerkerrechnungen von damals etwa 50 Millionen D-Mark im Zuge der Pleite des Immobilien-Unternehmers Jürgen Schneider als „Peanuts“. Die Verharmlosung stieß nicht nur Handwerkern sauer auf.
Sein Nachfolger Rolf-Ernst Breuer spielte während des Niedergangs von Medien-Unternehmer Leo Kirch eine unglückliche Rolle, weil er wie Kopper nicht an sich halten konnte und, anders als es einem Bankier ziemt, gegen die Gesetze der Diskretion verstieß. Derart rufschädigend ging es weiter: Auf Breuer folgte der Investmentbanker Josef Ackermann und brachte viele gegen sich auf, als er den Abbau von tausenden Stellen verkündete, aber gleichzeitig bekannt gab, 25 Prozent Rendite anzustreben. Diese Kette des Grauens setzte sich mit einem weiteren Investmentbanker (Anshu Jain) und Milliardenstrafen für gravierende Rechtsverstöße fort. Bis heute ist es auch dem Briten John Cryan nicht gelungen, das Haus zu sanieren. Deshalb muss er gehen. Ist die Deutsche Bank ein rettungsloser Fall, ein Finanzinstitut, das sich überlebt hat? Kann auch der neue Chef Christian Sewing das Ruder nicht mehr rumreißen? So schnell sollte man die Bank nicht abschreiben. Es lohnt, um eine bessere Zukunft für das Haus zu kämpfen und den aktuellen Werbespruch „Neue Zeit braucht neues Banking“umzusetzen. Denn die deutsche Wirtschaft braucht einen Finanzratgeber, der Firmen weltweit begleitet. Insofern ist es beschämend für die Bank, dass sie trotz des weltweiten Erfolgs heimischer Unternehmen derart desaströs abschneidet.
Vielleicht muss das Institut auch einen Partner finden, um das Privatund Firmenkundengeschäft als stabilen Faktor auf eine breitere Basis zu stellen. Hier würde sich eine Fusion mit der Commerzbank anbieten. Doch so ein Prozess ist enorm heikel und muss deshalb klug gemanagt werden. Auf den Neuen an der Spitze der Deutschen Bank wartet eine HerkulesAufgabe. Zunächst muss er die „Chaos-Tage“, wie das Handelsblatt treffend schreibt, beenden. Äußerungen wie von der IT-Vorstandsfrau Kim Hammonds, die Bank sei die unfähigste Firma, für die sie je gearbeitet habe, mögen zwar berechtigt sein, haben aber in der Öffentlichkeit nichts zu suchen.
Wer mit Geld umgeht, handelt mit einer der sensibelsten Waren der Welt. Da ist Schweigen Gold. Zu „Warum Azubis ihre Lehre abbre chen“(Wirtschaft) vom 5. April: Dieser Artikel ist meiner Meinung nach unvollständig, denn er übergeht die Rolle oder auch Bedeutung der Eltern völlig. Sie zeigt sich in mehreren Bereichen: In erster Linie ist es ihre Aufgabe, herauszufinden, für welchen Beruf oder zumindest Berufszweig ihre Kinder geeignet erscheinen. Die Eltern kennen sie doch am besten und können somit auch die besten Ratgeber in Sachen Berufsfindung sein. Man ist heute geneigt, Aufgaben auf die Schule abzuwälzen, mit denen diese schlichtweg überfordert ist. Im Übrigen unternehmen die Schulen inzwischen viel, vielleicht sogar zu viel für die Berufsorientierung. So ist auch Herrn Heckmann deutlich zu widersprechen, wenn er mehr Berufsorientierung fordert.
Die eigentliche Ursache für die signifikant zunehmende Anzahl der Lehrstellenabbrecher bzw. -abbrecherinnen sind eklatante Erziehungsdefizite, die offensichtlich Zeichen unseres modernen Lebens geworden sind. „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ist eine bekannte Lebensweisheit. Eine gelungene Erziehung zeigt sich auch darin, dass Jugendliche imstande sind, Schwierigkeiten zu überwinden.
Kaufbeuren Zum Interview „Alle sollten dem Beispiel Bayerns folgen“(Politik) vom 4. April: Nein, Herr Wendt, wir wollen definitiv keine messertragende Jugend haben. Wenn ich an meine eigene Jugend in den 1980er Jahren zurückdenke, war dies auch nie ein Thema, maximal kam es unter Jugendlichen einmal zu einer Rangelei.
Was Sie hier sehr vorsichtig andeuten, dass nämlich die Zunahme von derartigen Delikten in Zusammenhang mit der Migration steht, sollten wir zunächst einmal als Ursache ehrlich benennen. Und definitiv sollten wir hier eine Verbotsdiskussion führen, mir persönlich ist die Motivation, die ein Jugendlicher hat, ein Messer mit sich herumzutragen, nämlich nachrangig. Es muss allen Jugendlichen völlig klar sein, dass dies hier nicht akzeptiert wird.
Wenn Herr Wendt hier ausführt, dass er vor einem Verbot erst einmal verstehen will, warum die Jugendlichen ein Messer mit sich herumtragen, ist dies für mich ein weiteres Zeichen für eine völlig falsch verstandene Toleranz.
Neu Ulm Zu „Pschierer fordert Zuwanderung von Fachkräften“(Seite 1) vom 5. April: Was soll dieses Rumgeeiere um den Begriff „Flüchtling“? Ein Flüchtling wird nicht zur Fachkraft, nur weil er einen Hammer halten kann. Und eine Fachkraft, die den Anforderungen unserer Industriegesellschaft gerecht wird, wird bei einer Politik, die sich weigert, echte Einwanderungspolitik zu betreiben, auch nicht kommen.
Bissingen