Immerhin: Die Kanzlerin kann mit Olaf Scholz
parteiinternen Kritiker haben eben ein „konservatives Manifest“beschlossen, obwohl sie den jungen konservativen Lautsprecher Jens Spahn zum Minister gemacht hat. Doch leiser ist der nicht geworden und auf sein Gesundheitsressort beschränkt er seine provokanten Äußerungen schon gar nicht. Mal sagt Spahn, dass Hartz IV nicht gleich Armut bedeute, mal sieht er die Innere Sicherheit in Deutschland in Gefahr – obwohl das Unions-Lager seit 13 Jahren den Innenminister stellt.
Der Koalitionspartner SPD ist mächtig genervt von derlei Tönen – Fraktionschefin Andrea Nahles wirft Spahn und Seehofer übermäßige „Eigenprofilierung“vor. Und bevor die Berliner Minister überhaupt in das 70 Kilometer außerhalb der Hauptstadt gelegene Meseberg aufbrechen, tobt ein Streit um den Familiennachzug für Flüchtlinge mit eingeschränktem Schutzstatus. Innenminister Seehofer will nach Meinung mancher Sozialdemokraten zu harte Maßstäbe anlegen. SPD-Vize Ralf Stegner fürchtet, dass so die vereinbarte Quote von 1000 Personen unterschritten werde, und fordert, verbleibende Kontingente auf andere Monate zu übertragen, sodass in jedem Fall 12000 Familienangehörige von subsidiär geschützten Flüchtlingen kommen können.
Immerhin scheint Merkel in Finanzminister Olaf Scholz einen Verbündeten zu haben, der die Truppe endlich aufs effektive Regieren trimmen möchte. Wer weiß, vielleicht stellt sich doch noch der „Geist von Meseberg“ein. Auf die Frage, ob er einen solchen gespürt habe, hatte der damalige Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) 2014 geantwortet, dass ihm im Schloss nachts „nur ein Himbeergeist“begegnet sei. Doch ein guter Schnaps muss für die Gruppendynamik ja nicht das Schlechteste sein.