Heilung mit Herz und Humor
Mit Musik und guter Laune kurierten die Mitglieder der Theatergruppe der Chor- und Musikgemeinschaft Biberachzell ihre zahlreichen Gäste im Neu-Ulmer Edwin-Scharff-Haus. Unter der Leitung von Karin Binder (Zweite von rechts) spielte die Laienschauspielgruppe die Komödie „Die fidele Kurklinik“. Weiter auf unserem Bild zu sehen sind (von links) Simone Binder, Walter Kindermann und Werner Pistracher.
Freundlich gingen die Mitglieder der islamischen Gemeinschaft Millî Görüs auf die Passanten zu, doch deren Zahl hielt sich am Samstag in recht überschaubaren Grenzen. Nicht, dass alle Fußgänger um den Stand der Aktion „Gestatten, Muslim“an der Hauptstraße nahe dem Bahnübergang einen großen Bogen gemacht hätten, die Menschen gingen in der Stadt vorwiegend andernorts ihren Besorgungen nach. „Wir werden uns im nächsten Jahr um einen besseren Platz für unsere Aktion bemühen“, sagte Özver Sükrü, Vorstandsmitglied des Millî-Görüs-Regionalverbands Schwaben.
Wer vorbeikam oder gar zu einem Gespräch anhielt, wurde mit einer roten Rose, Bonbons, Luftballons oder auf Wunsch mit Informationsmaterial zum Beispiel über Mohammed, Allah, eine Moschee und natürlich Millî Görüs bedacht. Die Gläubigen dieser Gemeinschaft gaben sich viel Mühe, zurückhaltend zu bleiben beim Versuch, mit Sendener Bürgern in Kontakt zu treten.
Ziel der Aktion, die nach Aussage des Generalsekretärs vom Regionalverband Schwaben, Muhammed Bedelce, welt- und europaweit zum wiederholten Mal stattfand, sei es, „mit Menschen in Kontakt zu kommen, sich gegenseitig kennenzulernen“. Dabei gehe es, versicherte Bedelce, „nicht so sehr um islamische Themen“. Der Generalsekretär versuchte, klarzumachen, dass es viele Missverständnisse in der nicht islamischen Bevölkerung gebe: „Die ganzen politischen Geschehnisse in Europa und im Mittleren Osten verunsichern die Leute. Sie haben Hemmungen und Angst. Wir wollen dem entgegenwirken. 99 Prozent der Muslime sind okay. Aber die werden nicht ernst genommen.“
Ob die Sendener Bürger die Aktion „Gestatten, Muslim“ernst genommen haben, ließ sich kaum feststellen. Mehrere Passanten wichen den Mitgliedern von Millî Görüs aus, andere hatten kein Interesse oder keine Zeit, wieder andere ließen sich nur eine Rose schenken und zogen von dannen.
Ernst genommen hat die islamische Gemeinschaft nach eigenem Bekunden natürlich den Brandanschlag in der Ulmer Schillerstraße. Nähere Ausführungen dazu wollte aber auch der deutsche Angehörige der Gemeinschaft, Mikail Kramer, nicht machen. „Wir sind eine religiöse und keine politische Gemeinschaft“, sagte er. „Wir verurteilen jeden Terrorismus. Wir sind eine internationale Vereinigung, in der die meisten Mitglieder Türken, türkische Kurden und Deutsche sind. In jeder Religion steckt der Wunsch nach Frieden.“
Ein längeres Gespräch hatte Mikail Kramer mit der Sendener Katholikin Maria Groß, die sich ihm gegenüber sehr aufgeschlossen zeigte. Letztlich meinte sie, sie toleriere alle Menschen, egal welchen Glaubens, „Hauptsache, die Menschen sind dabei friedfertig und schaden niemandem“. Auf die Erfahrungen aus der Aktion – in Senden fand sie erstmals statt – in den vergangenen Jahren andernorts angesprochen, bekannte Özver Sükrü, das Kopftuch für die islamischen Frauen sei bei den Passanten am häufigsten Thema gewesen.