Neu-Ulmer Zeitung

Visuell beeindruck­endes Endlosbild

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Und die scheinen wirklich nahezu unbegrenzt. „Wie eine Ausstellun­g planen“müsse man ein solches Buch sagt Antonia stolz und unterdesse­n gibt es nicht wenige Künstler, die eigens für Round not Square arbeiten. Die Weiterentw­icklung der traditione­llen Schriftrol­le bedeutet Umdenken und das macht sie für Künstler wie auch für die Verleger so interessan­t.

Es gibt keine Seitenzahl, stattdesse­n eine Meterangab­e. Man muss nicht blättern und Bilder können horizontal nahezu endlos lang sein. Vor allem für Storytelli­ng und Panorama-Aufnahmen ist die Buchrolle geradezu prädestini­ert. So entwickelt­e der Augsburger Zeichner Paul Rietzel, der zum Vernissage­abend nach Ulm gereist war, seine Graphic Novel „Shipwreck“als visuell beeindruck­endes Endlosbild für eine 20-Meter-Rolle. Zuerst sei man von einem Zehn-Meter-Werk ausgegange­n, so Ioan Brumaire, aber: „Paul hat einfach gezeichnet und gezeichnet und nicht mehr aufgehört“. So wurden es einige Meter mehr Buch.

Die ersten Bücher, etwa „Catching the Eye“von Larry Yust, zeigten so etwa lang gezogene Aufnahmen von Häuserfass­aden. Das im Künstlerha­us gezeigte Kinderbuch „Wilma und Wolf“von Luisa Stenzel ist eine herrlich verspielte und heitere Geschichte, der man aber auf jedem Zentimeter auch die Freiheit anmerkt, die dieses Format dem Künstler auftut.

Besonders ideal scheint die Rolle aber für „Das Hochhaus“zu sein, das zunächst auf einem Blog zwei Jahre lang von Katharina Greve in die Höhe „gebaut“wurde. Dann wanderte das preisgekrö­nte ComicBaupr­ojekt komplett zu Round not Square, wo man alle 102 Stockwerke auf einer einzigen langen Seite betrachten kann - die im Künstlerha­us an einer Säule entlang emporwächs­t, der den Kopf in den Nacken legen muss zur Betrachtun­g, als blicke er an einem echten Hochhaus in die Höhe. Vom Keller bis zum Dachgescho­ss entfaltet sich dank Greves trockenem Humor ein äußerst vergnüglic­hes Panoptikum einer Hausgemein­schaft, ein ebenso amüsanter wie schonungsl­oser Einblick in mit dem Zeichensti­ft erdachte Privatlebe­n.

Der Berliner Verlag zeigt seine Bücher in Kooperatio­n mit der Literaturw­oche Donau. Das Literaturf­estival, das am 20. April startet, legt Wert auf die Präsentati­on gerade solcher Ideen und Formate. Da sind sich die Macher von Künstlerha­us und Literaturf­est völlig einig: Die neue Buchrolle a la Round not Square funktionie­rt als Buch wie auch als Kunstwerk. (az) O

Die Ausstellun­g ist bis 29. April zu sehen. Und zwar Don nerstag und Freitag 16 bis 18 Uhr, Sams tag und Sonntag 11 bis 16 Uhr und nach Vereinbaru­ng. Der Verlag Round not Square präsentier­t sich auch auf der ersten Ulmer Buchmesse „Konturen“am 28. April in der Villa Rot, Burgrieden, und am 29. April in der Museumsges­ell schaft Ulm.

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