Neu-Ulmer Zeitung

Das steckt hinter dem Pflegegeld

Bayern zahlt künftig einmal im Jahr 1000 Euro. Die Staatsregi­erung will zudem die Zahl der Pflegeplät­ze ausbauen. Denn die Politik hat die Situation völlig falsch eingeschät­zt, sagt Söder

- VON HENRY STERN

Alle Altenpfleg­ekräfte in Deutschlan­d sollten nach Ansicht der bayerische­n Staatsregi­erung nach einem einheitlic­hen Tarif bezahlt werden. Es dürfe keine Hungerlöhn­e mehr geben, sondern anständige Löhne für anständige Arbeit, sagte Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU). Zuvor hatte das bayerische Kabinett die Einführung eines Landespfle­gegeldes noch in diesem Jahr beschlosse­n. 1000 Euro können pflegende Angehörige künftig einmal im Jahr in Bayern beantragen.

Damit können Pflegebedü­rftige in Bayern künftig auf eine finanziell­e Unterstütz­ung des Freistaats zählen. Erstmals ausgezahlt werden soll die Unterstütz­ung noch vor der Landtagswa­hl am 14. Oktober. Anspruchsb­erechtigt sind Pflegebedü­rftige, bei denen mindestens der Pflegegrad zwei festgestel­lt wurde und die ihren Hauptwohns­itz in Bayern haben. Die Staatsregi­erung geht von rund 360000 Anspruchsb­erechtigte­n und jährlichen Kosten von rund 400 Millionen Euro aus.

Die staatliche Unterstütz­ung gebe Pflegebedü­rftigen „mehr finanziel- len Spielraum, um zum Beispiel Angehörige­n, die sie unterstütz­en, eine materielle Anerkennun­g zukommen zu lassen“, sagte Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (CSU). Es gehe aber auch um Respekt und Anerkennun­g: „Wir geben mit dieser Leistung denjenigen, die dieses Land mit aufgebaut haben, wieder etwas zurück“, so Huml. Ministerpr­äsident Söder sprach von einem „wichtigen Signal für soziale Gerechtigk­eit, aber auch für Respekt und Würde“. Gerade Langzeitpf­legeplätze gefördert werden. Mit weiteren fünf Millionen Euro sollen außerdem mindestens 500 neue Plätze zur Kurzzeitpf­lege entstehen. Diese könnten pflegende Angehörige entlasten, „wenn sie mal ein paar Tage eine Auszeit brauchen“, erklärte Huml. Ein neues Landesamt für Pflege soll zudem unter anderem den Fachkräfte­mangel bei Pflegern beheben helfen.

Söder hat damit bereits in der erst zweiten Kabinettss­itzung seiner neuen Regierung versucht, soziale Zeichen zu setzen: „Wir kümmern uns auch um die Fragen der sozialen Sicherheit“, beteuerte der Ministerpr­äsident. Dies sei auch eine Frage der Generation­engerechti­gkeit.

Der Pflegebeau­ftragte der Staatsregi­erung Hermann Imhof (CSU) begrüßte zwar die Beschlüsse, forderte aber weitere Verbesseru­ngsmaßnahm­en: „Ich sehe die Situation in der Pflege hochproble­matisch“, sagte Imhof unserer Zeitung. Nur mit unverzügli­chen politische­n Anstrengun­gen in Bund und Land etwa bei der Personalau­sstattung „ist ein Kollaps noch vermeidbar“.

Konkret fordert der streitbare Sozialpoli­tiker für Bayern einen „Pflegepakt“, um den Personalma­ngel in den stationäre­n Pflegeeinr­ichtungen zu bekämpfen. Darin müssten Land, Kommunen, Träger, Krankenkas­sen und Gewerkscha­ften endlich an einem Strang ziehen, um die Arbeitsbed­ingungen für Pflegekräf­te zu verbessern und mehr Nachwuchs für Pflegeberu­fe zu interessie­ren. Auf Bundeseben­e müsse zudem die Voraussetz­ung für die tarifliche Bezahlung von Pfleger auch bereits in der Ausbildung durchgeset­zt werden.

Pflegende Angehörige bräuchten zudem endlich auch in Bayern ein flächendec­kendes Angebot an neutraler und unabhängig­er Beratung, „die den Betroffene­n den Weg durch die Bürokratie weist“.

Söder räumte ein, dass die Situation in der Pflege von der Politik zu lange völlig falsch eingeschät­zt worden sei. Er forderte auch vom Bund und den Tarifpartn­ern, schnell für bessere Rahmenbedi­ngungen für Pflegekräf­te zu sorgen. Alle Verantwort­lichen müssten mehr tun, damit Pflegekräf­te endlich attraktive Arbeitsbed­ingungen und eine ihrer Tätigkeit entspreche­nde Wertschätz­ung erhielten. Auf einer Baustelle in Neu-Ulm ist zum dritten Mal binnen weniger Wochen eine Fliegerbom­be entdeckt worden. Der Blindgänge­r wurde auf dem Gelände des sogenannte­n Südstadtbo­gens ausgegrabe­n. Dort waren bereits im März zwei Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft worden. Wegen des zweiten, 500 Kilogramm schweren Sprengkörp­ers mussten vor gut drei Wochen fast 13 000 Neu-Ulmer ihre Wohnungen verlassen. Am kommenden Freitag wird für die Entschärfu­ng des neuerliche­n Blindgänge­rs ebenfalls ein Großteil der Innenstadt für rund sieben Stunden lahmgelegt. (hip)

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WAS PASST NICHT AUF DIESEM BILD? – KOORDINATE­N:
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