Ulm steht an vielen Stellen still
Busse und Straßenbahnen, Parkplätze, Kitas, Sparkasse und mehr: Bürger werden den Arbeitskampf spüren
In ganz Deutschland legen Müllmänner, Kindergärtner, Busfahrer und andere Beschäftigte im Öffentlichen Dienst ihre Arbeit nieder – sie kämpfen für höhere Löhne. Einer der Streik-Schwerpunkte im Südwesten ist Ulm, wie die Gewerkschaft Verdi ankündigt. Auch NeuUlm ist betroffen, weil die SWU Verkehr für die Buslinien in beiden Städten zuständig ist. Die Beschäftigen seien bereit zu kämpfen, kündigte Maria Winkler, die Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Ostwürttemberg-Ulm an.
Ein Überblick über die Einschränkungen heute und morgen: ● Am heutigen Mittwoch müssen Pendler und Schüler womöglich auf Auto oder Fahrrad umsteigen, denn sämtliche Straßenbahnen sowie alle Busse der Linien 10 und 15 stehen heute alle still. Mitarbeiter der SWU Verkehr und von Schwaben Mobil streiken, Fahrzeuge der Subunternehmen wie Gairing und RBA sind nach Angaben der SWU jedoch zum Teil in Betrieb. Bei den Buslinien 3, 4, 5, 7, 9, 13 und E kommt es voraussichtlich zu massiven Fahrausfällen – genauere Informationen zum Fahrplan liegen der SWU nicht vor. Unternehmenssprecher Bernd Jünke empfiehlt Fahrgästen, sich über das Echtzeit-Tool der Stadtwerke zu informieren. Damit können Passagiere überprüfen, welche Busse in Betrieb sind und wo sie sich im Moment befinden. Die Echtzeitauskunft ist über www.echtzeit.swu.de abzurufen. Für die Linien 8, 11 und 14 gibt Jünke jedoch Entwarnung: Sie fahren auch heute gemäß dem regulären Fahrplan. ● Mit einem Scherz kommentiert die Ulmer Stadtsprecherin Marlies Gildehaus das, was Autofahrer am Donnerstag erwartet: Dann treten Politessen in der Stadt in den Ausstand. „Das ist das einzige Segment, wo sich die Bevölkerung zumindest in Teilen über den Streik freut – wenn nicht gerade die eigene Einfahrt zugeparkt ist.“Strafzettel für Falschparker und Temposünder werde es am Donnerstag nicht geben, kündigt die Ge- werkschaft Verdi in einer Pressemitteilung an. Dass Autofahrer ihren Wagen im Parkverbot abstellen dürfen, ohne eine Strafe zu fürchten, bedeutet dies aber nicht. Denn alle Mitarbeiter der Parkraumüberwachung ihre Arbeit niederlegen, steht keineswegs fest. Es könnte noch weitere Probleme für Autofahrer geben: Auch die städtische Parkbetriebsgesellschaft PBG wird bestreikt. Darum bleibt die Rathaus-Tiefgarage voraussichtlich von 6 bis 14 Uhr geschlossen. Die Ausfahrt aus dem Parkhaus sei aber gedass währleistet, versichert Verdi. Die übrigen Parkhäuser sind nach Auskunft der PBG wohl nicht betroffen. ● Auch die Ulmer Sparkasse wird am morgigen Donnerstag betroffen sein – wie stark, ist noch unklar. „Es könnte sein, dass kleinere Filialen geschlossen bleiben“, bestätigt Sprecher Boris Fazzini. Dort sollen Plakate auf die nächste geöffnete Niederlassung und auf eine zentrale Info-Telefonnummer hinweisen. Die großen Filialen, insbesondere die Hauptstelle in der Neuen Mitte, sollen geöffnet bleiben. ● Die städtischen Kitas bleiben am Donnerstag höchstwahrscheinlich geschlossen. Die Eltern sind bereits am vergangenen Freitag darüber informiert worden. Für kommende Streiks hat die Stadt mit der Gewerkschaft eine Notdienstvereinbarung ausgehandelt: Dann sollen in Ulm fünf Notdienstgruppen für jeweils insgesamt 40 Kinder offen bleiben. Das sei vor allem für längere Streiks wichtig, sagt Stadtsprecherin Marlies Gildehaus. „Einen einzelnen Tag kann man oft mit Kreativität und Nachbarschaftshilfe überbrücken.“● Verdi kündigt an, dass auch die Kultureinrichtungen in Ulm wegen des Streiks geschlossen bleiben. Eine Ausnahme wird es am Theater Ulm geben: Es hat sich selbst zur „Subkultureinrichtung“erklärt. Die Vorstellung von „Die Krönung Richards III.“am Donnerstagabend, die schon vom jüngsten Streik betroffen war, wird nach aktuellem Stand stattfinden. Voraussichtlich geschlossen bleibt am Donnerstag dagegen der Tierpark in der Friedrichsau. Das teilt Verdi mit. ● Zu den Beschäftigten im Öffentlichen Dienst zählen auch die Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe Ebu. Wenn sie am Donnerstag streiken, bleiben die Recyclinghöfe geschlossen und die Müll wird mit Verzögerungen abgeholt. Nur Gelbe Säcke werden nach Plan eingesammelt. ● Am Donnerstag ziehen die Arbeitskämpfer in fünf Demonstrationszügen zum Münsterplatz, wo um 10 Uhr eine Kundgebung stattfindet, bei der Verdi rund 2000 Teilnehmer erwartet.
Bei der jüngsten Solidaritätskundgebung für die Neu-Ulmer Journalistin Mesale Tolu haben ihre Unterstützer eine Petition an die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und an Bundespräsident FrankWalter Steinmeier gerichtet.
In der Petition ersuchen die Unterzeichner die Regierungschefin und das Staatsoberhaupt, sich für die sofortige Beendigung des Prozesses gegen die deutsche Staatsbürgerin Mesale Tolu in der Türkei einzusetzen. Tolu drohe eine Freiheitsstrafe von bis zu 20 Jahren, nur weil sie als Journalistin gearbeitet habe. Der Prozess gegen die gebürtige Ulmerin und ihren Ehemann Suat Corlu soll am 26. April fortgesetzt werden. Merkel und Steinmeier werden auch dringend ersucht, die Ausreise des Ehepaars und seines dreijährigen Sohns mit allen diplomatischen Mitteln zu erreichen.
Tolus Unterstützer fordern Merkel und Steinmeier zudem auf, im Europarat, in den Europäischen Institutionen und in den Vereinten Nationen darauf hinzuwirken, dass die Türkei sofort alle inhaftierten Journalisten freilässt, freie Meinungsäußerung und Pressearbeit nicht mit Strafen versieht und politische Schauprozesse sofort beendet.
Erstunterzeichner der Petition waren die Ulmer Solidaritätsinitiative „Freiheit für Mesale Tolu“, Reporter ohne Grenzen Deutschland und der Österreichische Journalisten Club. (az) Während der Gleisarbeiten für die neue Straßenbahnlinie 2 kommen in Ulm Schienen-Ersatzbusse zum Einsatz. Die jedoch seien stark überfüllt, wie die Stadträte der Grünen-Fraktion in einem Antrag an Oberbürgermeister Gunter Czisch schreiben. Dieser soll prüfen lassen, ob insbesondere zu Zeiten des Berufsverkehrs auch zwei Busse als Ersatz für eine Straßenbahn fahren können. (az)