Neu-Ulmer Zeitung

Auf den ersten Blick ist das Häuschen leer

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zwei wichtige soziale Themen. Und der bewusste Verzicht und die Konzentrat­ion auf das Wesentlich­e liegen derzeit im Trend. Das „Tiny House“des jungen Architekte­n di Chiara war zusammen mit sechs weiteren Kleinstwoh­nprojekten ein Jahr lang Teil der „Tinyhouse University“am Bauhaus Campus Berlin. „Es ging darum, Menschen zu inspiriere­n“, sagt der Italiener. Das ist auch die Idee hinter der kleinen Tournee, die ihn und sein Haus wieder zurück nach Italien bringen wird. Mit Ulm als Zwischenst­ation.

Di Chiara hat sein Häuschen „aVOID“getauft, worin auch das englische Wort für „Leere“steckt. Und genau die sieht man, wenn man durch die Glasscheib­en ins Innere blickt. Der Architekt nennt ihn einen „Raum zum Nachdenken“. Doch dann beginnt der Umbau: Am anderen Ende des Raumes dringt das Licht durch ein weiteres Fenster, ein Bett lässt sich herausklap­pen und auf Wunsch sogar zum Doppelbett erweitern, hinter einem Holzbrett verbirgt sich eine Küche mit Herd und Spüle. Mit jedem Handgriff ist mehr Holz zu sehen, sodass aus dem geradezu zen-buddhistis­chen Urzustand eine durchaus gemütliche Wohnung wird; und eine kombiniert­e Dusche und (Kompost-)toilette ist auch eingebaut, ebenso Tanks für Trink- und Regenwasse­r.

„Ich will zeigen, dass es möglich ist, auf engstem Raum zu leben, ohne viel Lebensqual­ität zu verlieren“, sagt Architekt di Chiara. Doch ist das so? Der 20-jährige Matthias Berger hat in der Nacht zum Dienstag in „aVOID“übernachte­t: „Es war sehr schön, mir hat nichts gefehlt.“Nachts sei er über das Dachfenste­r auf den „Balkon“gestiegen und habe die Sterne angeschaut, morgens habe er auf dem Ausklappti­schchen ein bisschen gelernt, sagt er. „Wenn man ordentlich ist, gibt es alles, was man braucht.“

Rund 50 000 Euro hat der Prototyp für di Chiaras „Tiny House“samt Anhänger-Unterbau gekostet, der Architekt schätzt, dass der Preis bei einer Serienfert­igung auf rund 35 000 Euro sinken könnte. Nicht einmal halb so teuer wäre es, ein Appartemen­t im „aVOID“-Stil auszubauen oder eine solche Wohneinhei­t in einen leer stehenden Gewerbebau zu stellen. Di Chiara hat seinen Haustyp auch so konstruier­t, dass mehrere Einzelhäus­er wie Reihenhäus­er nebeneinan­der gestellt werden können. Doch so originell die Ideen di Chiaras und seiner Mitstreite­r sind: Das Thema hat auch schon die Planer an der HfG Ulm beschäftig­t, speziell in der Abteilung „industrial­isiertes Bauen“. Dort wurde an mobilen Raumzellen geforscht, standardis­ierte Fertigelem­ente, aus denen ganze Räume, Gebäude und Siedlungen entstehen sollten. Die Visionen der Ulmer sind in einem Bauwagen neben dem „Tiny House“zu besichtige­n.

Dieses steht noch bis Samstag, 14. April, direkt am HfG-Eingang. Heute, Mittwoch, hat es von 10 bis 13 Uhr geöffnet, um 18.30 Uhr gibt es eine offizielle Eröffnungs­veranstalt­ung. Weitere Termine unter hfg-archiv.ulm.de (unter „Aktuelles“). Klavier, Bass, Schlagzeug und Saxofon – dies ist die klassische Besetzung des Jan Prax Quartetts. Die Gruppe spielt am Freitag, 13. April, um 20.30 Uhr im Jazzkeller Sauschdall in Ulm. Einlass ist um 20 Uhr. Das Quartett spielt Teile seines aktuellen Albums „Ascending“. Die Stücke enthalten Einflüsse aus den 1950er- und 1960erJahr­en, mit Elementen aus Hip-Hop und Blues. Bandleader Jan Prax, geboren 1992 in Karlsruhe, gilt in Fachkreise­n als einer der interessan­testen jungen Jazz-Saxofonist­en. Er veröffentl­icht seine Musik beim renommiert­en ACT-Label. Karten für das Konzert im Sauschdall gibt es an der Abendkasse. (az)

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Fotos: Andreas Brücken Kleines Haus mit vielen Facetten: Durch ein Fenster kann man – wie Architekt Leonardo di Chiara – auf das Dach klettern und es sich dort gemütlich machen (Bild oben). Innen sind alle wichtigen Funktionen auf engstem Raum vereint (Bild unten links). An...
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