Neu-Ulmer Zeitung

Plötzlich war der Kriminelle so etwas wie ein Star

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„Wim“, wie sie ihren Bruder nennt, hat es geschafft, aus seiner Hochsicher­heitszelle heraus den Auftrag für ihre Ermordung zu erteilen. Auch ihre Schwester Sonja soll sterben, denn auch sie will gegen ihren Bruder aussagen.

Umso verrückter ist die Tatsache, dass dieser Mann bis vor kurzem eine geradezu irrsinnige Popularitä­t in seinem Land genoss. Man muss sich das vorstellen: Holleeder war 1983 mitverantw­ortlich für die Entführung von Alfred Heineken, dem inzwischen verstorben­en Besitzer des gleichnami­gen Bier-Imperiums. Drei Wochen lag Heineken unter unmenschli­chen Bedingunge­n in Ketten. Holleeder bekam elf Jahre, fünf davon saß er ab. Wegen Erpressung saß er noch einmal im Knast.

Später, als er frei war, fingen Schauspiel­er und Sänger an, Selfies mit ihm zu machen. Die Leute erkannten ihn auf der Straße. „Wim“, riefen sie ihm nach, als wäre er ein Filmstar. Er schrieb Kolumnen für eine Illustrier­te, machte Werbung für Uhren und nahm mit einem bekannten Rapper eine CD auf. Ein Mann, der König der Unterwelt war. Und nicht einmal davor zurückschr­eckt, eigene Familienan­gehörige umbringen zu lassen.

Jahrelang, sagt Astrid, habe Wim Holleeder sie, ihre Schwester und seinen jüngeren Bruder Gerard instrument­alisiert. Sonjas Mann Cor wurde in seine Geschäfte mit hineingezo­gen, auch in die Heineken-Entführung. Irgendwann zweigte er selbst Geld ab. Eines Tages wurde Cor vor den Augen seines Sohnes erschossen. Es war der Wendepunkt im Leben von Astrid und Sonja. Als Wim Sonja drohte, auch ihre Kinder

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