Leitartikel
VW baut um. Das hat Auswirkungen auf die Arbeitnehmer in Augsburg. Das war schon bei Osram so. Zum Glück gibt es Felsen in der Brandung
In Wolfsburg saßen am Donnerstag die VW-Aufsichtsräte zusammen. Es ging um den Umbau des Vorstands und die Neuordnung des gesamten Konzerns. Und wie so häufig könnte auch der Standort Augsburg von der Neustrukturierung betroffen sein.
Denn am Lech arbeiten mehr als 5000 Menschen für Renk und MAN Diesel & Turbo. Beide gehören zu MAN. Diese VW-Tochter soll mittelfristig ausgegliedert und an der Börse platziert werden. Die neue Sparte wird in München daheim sein. Das liegt immerhin näher an Augsburg als der heutige Firmensitz Braunschweig.
Es kann aber auch anders kommen. Sicher ist noch nichts. Die Mitarbeiter sind unsichere Zeiten gewohnt. Denn schon lange gibt es Spekulationen über die Ausgliederung beider Unternehmen aus dem Volkswagen-Konzern. Die Großgetriebe von Renk für Windkraftanlagen oder Panzerfahrzeuge passen genau wie die Schiffsmotoren von MAN Diesel & Turbo nicht so richtig ins Portfolio des Autobauers aus Wolfsburg.
Die möglichen Veränderungen müssen für die Angestellten und ihre Familien aber gar nicht nachteilig sein. Denn beide Augsburger Unternehmen gelten als Renditeperlen. Sie sind profitabler als der Konzerndurchschnitt. Deshalb schauen die Männer und Frauen der Werke selbstbewusst in die Zukunft.
Das trifft leider nicht für alle Mitarbeiter aus der Region zu, die zum Spielball im Firmen-Monopoly geworden sind. Dies hat mit der Globalisierung Fahrt aufgenommen und die Spielregeln der Wirtschaft fundamental verändert. Früher lebte der Chef in der Augsburger Direktorenvilla. Heute arbeiten Manager und Entscheider in Wolfsburg, London oder Peking.
Ihnen fehlt das Gefühl für die Region und die Mitarbeiter. Manchmal sind sie ihnen sogar egal.
So war es, als der chinesische Investor MLS Ende 2017 die Schließung des Augsburger LedvanceWerkes, das jahrzehntelang Osram hieß, ankündigte. Die Versammlung dauerte 15 Minuten. Fragen wurden nicht zugelassen. Mitarbeiter, die zum Teil seit 30 Jahren im Unternehmen tätig sind, gingen mit Tränen in den Augen heim.
Auch einen Rettungsplan, der in Augsburg erarbeitet wurde, schmetterten die neuen Eigentümer in dieser Woche ab. Dabei tragen die Chinesen gar nicht die Hauptschuld an dem Desaster. Denn die strategischen Fehler sind noch unter dem Dach von Siemens und Osram gemacht worden, als in Augsburg auf Energiesparlampen gesetzt wurde statt auf moderne LEDLeuchten.
Zum Glück sind die großen Konzerne mit ihren fernen Zentralen aber nicht das Rückgrat der Wirtschaft in unserer Region. Das sind die zahlreichen familiengeführten Mittelständler zwischen Memmingen, Ulm und Ingolstadt.
Es ist ein unschätzbarer Vorteil für einen Wirtschaftsraum, wenn viele Unternehmer vor Ort arbeiten, die Identität der Menschen verstehen und ein Gefühl für die Heimat haben. Unternehmen wie die Spedition Dachser (Kempten), der Metallbauer Wanzl (Leipheim) oder der Maschinenbauer Grenzebach (Hamlar) sind Felsen in der Brandung der Globalisierung. Wie viele andere sind diese Beispiel-Firmen international tätig, doch das Unternehmerherz schlägt in der Heimat.
Dieses mittelständische Rückgrat zu erhalten, ist die Aufgabe von regionaler Wirtschaftspolitik. Investitionen in Gründerzentren machen ebenso Sinn wie der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, schaffen Familienunternehmer Arbeitsplätze und suchen nicht ihr Heil unter dem Dach großer Konzerne. Zu „Zerwürfnis über Kommunion“(Bayern) vom 5. April: Mit Enttäuschung, ja Bestürzung muss ich auf den Artikel reagieren, wonach sieben deutsche Bischöfe einen Beschluss der Bischofskonferenz vom Februar annullieren wollen, dass Ehepaare unterschiedlicher Konfessionen künftig (immerhin „im Einzelfall“!) an der Eucharistiefeier in katholischen Kirchen teilnehmen können. Ganz abgesehen davon, dass es um das Demokratieverständnis dieser Würdenträger (mehrheitlich gefasste Beschlüsse anzuerkennen) offensichtlich sehr schlecht bestellt sein muss, ist den vielen auf der unteren kirchlichen Hierarchie-Ebene erfreulicherweise betriebenen Anstrengungen in Sachen Ökumene ein Bärendienst erwiesen worden. In welcher rückwärtsgewandten Vorstellung von Kirche leben diese Herren? Rain Zum Leitartikel „Eine Strichliste ist noch keine Lösung“von Gregor Peter Schmitz vom 2. April: Wenn Herr Schmitz fordert, den Antisemitismus in welcher Form auch immer anzuprangern, verweist er auf eine neue antisemitische Front aus Islamisten, linken Antizionisten und rechten Rassisten, wobei radikale linke Kreise mit ihrem „Antizionismus“dem fanatischen Teil der Muslime Deutschlands falsche Signale geben. Der hilflose Umgang der Gesellschaft mit diesem neuen Antisemitismus lässt die einmalige Leistung der Deutschen – die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit – zu einem Scherbenhaufen werden. Zu Recht verweist Herr Schmitz auch darauf, dass der neue Antisemitismus mit der Zuwanderung von muslimischen „Geflüchteten“importiert wurde. Die Flüchtlinge stammen aus islamischen Ländern, in denen der Hass auf Juden gezielt geschürt wird und Antisemitismus zu einer kulturellen Selbstverständlichkeit geworden ist. Vollkommen richtig ist auch, dass der Islam selbst ein Antisemitismusproblem und ein Gewaltproblem hat.
Wie kann dem entgegengesteuert werden? Durch „Aufklärung innerhalb der muslimischen Gemeinschaft“. Den aufgeklärten und humanistischen Zum Interview „Sinn rechnet mit Merkels Politik ab“(Wirtschaft) vom 9. April: Der eloquente und zweifellos hoch kompetente Hanns-Werner Sinn gefällt sich immer noch als „Wirtschaftsweiser“mit plausibel erscheinenden Aussagen. Bei aller – teils berechtigten – Kritik mangelt es ihm aber aus meiner Sicht leider fast völlig an der wichtigen Fähigkeit zur Selbstkritik. Als ordoliberaler (wie er sich selbst bezeichnet) Ökonom hätte er sich als äußerst einflussreicher Wissenschaftler und Berater mehrerer deutscher Regierungen viel stärker einer neoliberalen Weltfinanz(un)ordnung entgegenstemmen müssen, als er es getan hat. Die sogenannte zunächst im angloamerikanischen Raum entstandene Finanzindustrie, die es so – abgekoppelt von der Wirtschaft – nie hätte geben dürfen, treibt heute entfesselt ihr zerstörerisches Werk weltweit. Eine ihrer wichtigsten europäischen Stützen – Mario Draghi – ist bis zum heutigen Tag für ihr breite Schichten enteignendes Unwesen verantwortlich. Hanns-Werner Sinn hätte ihn zusammen mit Angela Merkel beispielsweise zugunsten von Jens Weidmann verhindern können.
Augsburg Ebenfalls dazu: Herr Sinn gibt auch hier wieder seiner Einschätzung Raum, wie arm er doch nach dem Krieg (geboren 1948?) war. Der arme Mann hat mein Mitgefühl. Aus meiner Erfahrung (geboren 1938) ist Armut bzw. daraus resultierender Hunger subjektiv. Aus dieser ist man dann arm weil wirklich hungrig, wenn man den Hunger nach längerem zu wenig Essen nicht mehr als solchen wahrnimmt. Herrn Sinns Eltern hatten beide zumindest einen Job, mit dem sie Geld verdienen konnten. Und einen Acker für Gemüse. Das ganze Interview nenne ich dann Jammern auf hohem Niveau in Bezug auf die Zeit damals.
Leitershofen Zum Aufgefallen „Brennen wir bald alle aus?“(Bayern) von Josef Karg vom 9. April: Mit Entsetzen und Verärgerung habe ich diesen Beitrag gelesen und frage mich, ob er ein schlechter Scherz oder tatsächlich ernst gemeint war. Denn noch nie habe ich einen derart unqualifizierten Artikel zum Thema „Burnout“gelesen, der nicht nur ein weitverbreitetes Problem unserer Leistungsgesellschaft, das insbesondere von Arbeitgebern weiterhin nicht ernst genommen wird, ins Lächerliche zieht, sondern auch die davon Betroffenen. Ehingen