An der Häuserwand steht „dreckiger Jude“
lebt. „In Tel Aviv gibt es französische Viertel, Bäckereien, Bars. Man hört die Sprache sehr oft.“Crif-Präsident Kalifat sagt, dass seit einigen Jahren nicht mehr nur jüdische Studenten und Rentner Frankreich verlassen, „sondern zunehmend junge Paare und Familien, die sich hier nicht mehr sicher fühlen“.
So ist das auch bei Noa Goldfarb, einer Enkelin von Mireille Knoll. „Vor 20 Jahren habe ich Paris verlassen, weil ich wusste, dass dort weder meine Zukunft noch jene des jüdischen Volkes liegt“, schrieb sie nach dem Mord an ihrer Großmutter auf Facebook. „Aber wer hätte gedacht, dass ich meine Angehörigen dort zurücklasse, wo der Terrorismus und die Grausamkeit zu einer solchen Tragödie führen würden?“In den Medien und sozialen Netzwerken sendeten Mireille Knolls Hinterbliebene versöhnliche Botschaften aus.
Dahingegen wollte der jüdische Zentralverband Crif Vertreter des rechtspopulistischen Front National, der sich vor allem in der Vergangenheit durch antisemitische Töne auszeichnete, sowie der radikalen Linken, die sich an einer Boykott-Aktion israelischer Produkte beteiligten, vom Gedenkmarsch ausschließen. Als die Parteichefs Marine Le Pen und Jean-Luc Mélenchon trotzdem kamen, wurden sie ausgepfiffen und mussten den Zug vorzeitig verlassen. Mireille Knolls Sohn Daniel sah das mit Widerwillen. „Der Crif macht Politik und ich öffne mein Herz“, sagte er. Jeder sei willkommen beim Gedenken an seine Mutter: „Es ist unerträglich, dass man in Frankreich heute auf eine so schreckliche Art und Weise sterben kann.“