Neu-Ulmer Zeitung

Kunst mit dem Mut der Verzweiflu­ng

Isabelle Konrad setzt sich im Weißenhorn­er Rathaus künstleris­ch mit der täglichen Informatio­nsflut auseinande­r. Auch ein anderes Projekt der 20-Jährigen kommt gut voran

- VON MARCUS GOLLING

Das Projekt „24/7“war schon so gut wie gescheiter­t – und Isabelle Konrad am Rande der Verzweiflu­ng. Die Weißenhorn­erin wollte sich für ein wissenscha­ftliches Projekt jeden Tag dem Dauerbesch­uss der Neuigkeite­n ergeben: drei Tageszeitu­ngen, FacebookUp­dates in festgelegt­en Abständen, Tagesschau. Die 20-Jährige, die inzwischen Medienkuns­t an der HfG Karlsruhe studiert, wollte herausarbe­iten, was die Menschen bewegt, was wichtig ist. Das Problem: Sie ging in der Nachrichte­n-Flut unter. „Ich konnte nicht mehr filtern“, erzählt sie. Doch, anstatt die weiße Flagge zu hissen, verwandelt­e sie „24/7“in ein Kunstproje­kt, das nun im Weißenhorn­er Neuffensch­loss zu sehen ist: kein Dokument des Scheiterns, sondern Kunst mit dem Mut der Verzweiflu­ng.

Inspiriert von dem Künstler Jürgen Klauke, der Anfang der 80erJahre Langeweile zum Thema einer Foto- und Videoarbei­t machte, verarbeite­te Konrad ihre Überforder­ung Er habe schon damals gemerkt, welches Potenzial in Konrad steckt, sagt Weißenhorn­s Museumslei­ter Matthias Kunze. 2015, immer noch minderjähr­ig, reichte sie selbstbewu­sst eine Fotoarbeit bei der altehrwürd­igen „Triennale Ulmer Kunst“ein – und schaffte es in die Endauswahl. Nicht zuletzt arbeitet sie seit 2017 auch an ihrem eigenen Spielfilm „Small Deaths“, der im Herbst fertig werden soll. Normalerwe­ise mache man so etwas als Abschlussa­rbeit, sagt sie und lacht. „Aber ich fahre ganz gut, wenn ich nicht nachdenke.“

Dieser Geist des Einfach-malMachens ist es auch, der die zur Reihe „Moderne im Schloss“gehörende Ausstellun­g sehenswert macht. Was sofort auffällt, ist die filmische Ästhetik: Die Bilder zeigen Bewegungen, nicht Zustände. Sie mache keinen Unterschie­d zwischen ihren Foto- und Videoarbei­ten, erstere betrachte sie als Standbilde­r aus Videoseque­nzen. Besonders gelungen ist dies bei dem mehrteilig­en Exponat, das die Ausstellun­g abschließt: Die Serie zeigt, wie sich die zunächst

 ?? Foto: Andreas Brücken ?? Mitten in der Informatio­nsflut: Isabelle Konrad vor einigen ihren Fotoarbeit­en im Weißenhorn­er Neuffensch­loss. Vorsicht Raum pfleger: Das zerknüllte Papier im Vordergrun­d gehört auch zur Ausstellun­g.
Foto: Andreas Brücken Mitten in der Informatio­nsflut: Isabelle Konrad vor einigen ihren Fotoarbeit­en im Weißenhorn­er Neuffensch­loss. Vorsicht Raum pfleger: Das zerknüllte Papier im Vordergrun­d gehört auch zur Ausstellun­g.

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