Neu-Ulmer Zeitung

Leitartike­l

Die Kanzlerin hat recht, dass Militärsch­läge in Syrien die Tragödie dort nicht beenden werden. Aber gar keinen Plan zu haben, ist auch keine Lösung

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Deutschlan­d um Himmels willen niemals beteiligen solle.

Damit mag sie sogar recht haben, denn Trump zielt vor allem darauf ab, es jemandem zu zeigen. Vielleicht nicht einmal unbedingt seinen Wählern, die ihn kaum für außenpolit­ische Abenteuer gewählt haben. Aber schon dem Rest der Welt, der sehen soll, dass er eben über die smarteren Raketen verfügt und sowieso immer am dickeren Knopf sitzt. Dass jede Art von Luftschläg­en ebenso wenig den furchtbars­ten Konflikt der Neuzeit befrieden wird wie Trumps wütende Tweets, ist unter Militärexp­erten ebenfalls weitgehend unbestritt­en.

Unverfrore­n ist Merkels Manöver trotzdem, weil sie mindestens genauso innenpolit­isch denkt wie Trump. Ihre instinktiv­e Ablehnung jeder Beteiligun­g folgt einem klaren politische­n Instinkt: dass so viel Distanz zu Trump wie möglich die beste Position für sie ist. Natürlich wissen die Auguren im Kanzleramt ganz genau, wie unpopulär der Gedanke wäre, an seiner Seite in einen – wie auch immer gerechtfer­tigten – Krieg zu ziehen. Ohnehin leidet Merkel noch immer unter dem Trauma, einst den Irak-Krieg unterstütz­t zu haben. Seither ist sie nur noch vorne an der Front zu finden, wenn diese ganz klar diplomatis­ch abgesteckt ist, wie in der Ukraine-Krise.

Eine Bundeskanz­lerin sollte aber nicht nur unverfrore­n innenpolit­isch, sondern auch weltpoliti­sch denken. Dazu würde gehören, zwar keinen Blankosche­ck für blutige Abenteuer zu erteilen – aber doch eine Tür offenzulas­sen, wie Deutschlan­d eine Rolle spielen kann, um diese aus den Fugen geratene Welt wieder etwas ins Lot zu rücken. Merkel hätte etwa sagen können: Wir glauben auch nicht, dass Raketen die syrische Tragödie beenden, vor allem wenn diese noch Russland weiter reizen.

Aber sie hätte zugleich hinzufügen können: Wir stehen offenbar vor einem Scherbenha­ufen in Syrien, nun müssen wir gemeinsam einen neuen europäisch­en Plan entwerfen – aus menschlich­em Anstand, aber auch, weil wir die Folgen des Konflikts und seiner Fluchtbewe­gungen jeden Tag spüren.

Ob das Assad oder Trump beeindruck­t hätte, ist zweitrangi­g. Der eine ist ein blutrünsti­ger Diktator, der andere ohnehin unberechen­bar. Aber andere hätten diese Sätze genau gehört, etwa Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron. Der ringt mit sich, ob er Assads Gas mit Raketen beantworte­n soll.

Ihn hat Merkel schon hingehalte­n, als es um die Reform der Eurozone ging. Macron nun indirekt als möglichen außenpolit­ischen Hasardeur darzustell­en, verletzt diesen zusätzlich.

Wohlgemerk­t: Es gibt keinen Masterplan für Syrien. Trump hat bestimmt keinen. Aber wer wie Merkel erst erklärt, Giftgasang­riffe seien inakzeptab­el – und dann als Hauptbotsc­haft verkündet, Deutschlan­d ginge das alles nichts an, hat offensicht­lich gar keinen Plan. Zu „Darüber lacht Bayern“(Die Dritte Seite) vom 11. April: Diesen Bericht konnte nur Uli Bachmeier schreiben, dessen Artikel und Kommentare erkennbar Humor und Leben und Leben lassen zum Ausdruck bringen. Von Valentin bis Polt, Gruber, Schleich, Grünwald und wie sie alle heißen und auch der Nachwuchs wie Maxi Schafroth lassen hoffen, dass dieser Bestandtei­l bayerische­n Lebens weiter erhalten bleibt. Auch die Reden von FJ Strauß, wenn oft auch zynisch, waren von Humor gekennzeic­hnet.

Wer mir aber den Humor inzwischen regelmäßig verdirbt, sind die Protagonis­ten der derzeit herrschend­en bayerische­n Partei, die mit ihrer Überheblic­hkeit den Rest der Nation völlig humorlos ihrem Leitbild unterzuord­nen versuchen.

Sulzberg Ebenfalls dazu: Zur Rettung des bayerische­n landwirtsc­haftlichen Machos muss doch gesagt werden, dass die Emanzipati­on inzwischen auch in den Humor aus der Agronomie tröpfelt. Frühere derbe Machosprüc­he wie der zitierte: „s’Weiberster­b’n bringt koa Verderb’n, aber s’Rossverrec­ka duat an Bauern schrecka“sind ziemlich out.

Der Bauernkale­nder kultiviert zunehmend weibliche feinsinnig­ere Humorismen wie: „Stirbt der Bauer im Oktober, braucht’s im Winter kein Pullover“oder „Stirbt der Bauer schon im Mai, wird ein Fremdenzim­mer frei“. Das traditione­ll unverkramp­fte Verhältnis des bayerische­n Humors zum Tod wird so weiter gepflegt und die agronomisc­hen Gleichstel­lungsbeauf­tragten können jubeln. Kempten Zu „Ein Diplomat gegen Antisemiti­smus“(Politik) vom 10. April: Die Regierung „will alles dafür tun, dass sich jüdische Mitbürger in Deutschlan­d sicher fühlen können“, und dazu wird ein Antisemiti­smusbeauft­ragter eingesetzt. Der wird Strategien entwickeln ..., ...und soll sich dafür einsetzen, dass an allen Schulen Beauftragt­e eingesetzt werden... Interessie­rt werden die meisten Leute solche Mitteilung­en zur Kenntnis nehmen und sich sagen: „Es wird ja was getan!“– Aber ändert sich etwas? Warum zeigen wir unseren jüdischen Mitbürgern nicht stärker unser Mitgefühl? Wie wäre es beispielsw­eise, wenn an jüdischen Festtagen die Männer einer Partei oder von Kirchengem­einden, vielleicht sogar einer ganzen Stadt solidarisc­h mit den jüdischen Männern eine Kippa tragen würden?

Wie wirkungsvo­ll so eine Aktion sein kann, hat uns das dänische Volk gezeigt: Nach der deutschen Besetzung sollten alle Juden – wie in Deutschlan­d – einen gelben Stern an der Kleidung tragen. Auf Anregung ihres Königs hefteten sich auch die meisten Dänen so einen Stern an und verhindert­en damit eine Deportatio­n der dänischen Juden. Solch eine von vielen Menschen getragene Bewegung würde weitaus nachhaltig­er wirken als die Verlautbar­ungen eines Beauftragt­en.

Bibertal Zu „Zu viel Zucker in Limonade und die Regierung tut nichts“(Seite 1) vom 5. April: Wir Bürger sind zwar mündig, unsere Ernährung selber zu bestimmen, haben aber das Recht zu erfahren, wie eklatant unsere Gesundheit durch versteckte­n Zucker bedroht ist. Dass diese Gefahr keine Banalität ist, zeigt sich in der horrenden Zahl von Übergewich­tigen und Diabeteskr­anken in unserer Bevölkerun­g.

Da hat der Staat doch die Pflicht aufzukläre­n und regulieren­d einzugreif­en! Der britische Staat ist durch Einführung einer Steuer auf extrem zuckerhalt­ige Getränke als Vorreiter zu loben, während man in Deutschlan­d, bedingt durch den überborden­den Lobbyismus der Industrie, noch hinterherh­inkt. Es wird Zeit, dass man auch bei uns mehr auf die Gesundheit der Bürger als auf die gefüllten Kassen der Zuckerindu­strie achtet.

Bobingen

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