Neu-Ulmer Zeitung

Ist die Aktienhaus­se vorbei?

Zinsangst, Zollangst und jetzt noch Kriegsangs­t: Die Unsicherhe­iten am Markt nehmen zu

- VON ROBERT HALVER rat@augsburger allgemeine.de

Bislang ist die fundamenta­le Lage an den Aktienmärk­ten gut: Die Weltwirtsc­haft und die Unternehme­nsgewinne sind stabil und die Aktienbewe­rtungen aufgrund der zweimonati­gen Kurskonsol­idierung entspannt. Doch ist die gute Konjunktur­stimmung durch einen drohenden Handelskri­eg zwischen den USA und vor allem China bedroht. Eine sich dadurch verschlech­ternde Weltwirtsc­haft könnte sich für deutsche Exporttite­l zum Super-GAU entwickeln.

Die bislang handelspro­tektionist­ischen Drohgebärd­en haben bereits erkennbare Reibungsve­rluste in der US-Industrie hinterlass­en. Es mehren sich die Befürchtun­gen vor steigendem Kosten- und damit Margendruc­k aufgrund zollbeding­t anziehende­r Einfuhrpre­ise für Vorprodukt­e. Doch auch die Angst vor grundsätzl­ich abflauende­n Neuaufträg­en kommt im verarbeite­nden Gewerbe zum Ausdruck. Obwohl sich die Neuauftrag­seinschätz­ung noch auf absolut hohem Niveau bewegt, hat sich mit der dritten Verschlech­terung in Folge ein Abwärtstre­nd etabliert. Trumps martialisc­he Handelsrhe­torik fordert ihren Tribut auch am US-Aktienmark­t.

Immerhin wirkt den jahresanfä­nglichen Zinsängste­n eine auf Kontinuitä­t ausgericht­ete US-Notenbank entgegen. Was die Zinsen in den USA betrifft, will die Fed weiter einen umsichtige­n Weg beschreite­n.

Für die Finanzmärk­te schwer einzuschät­zen ist die Kriegsangs­t, die US-Präsident Trump durch seine martialisc­he und widersprüc­hliche Positionie­rung im Syrien-Konflikt pflegt. Ist der Aktienfrie­den insgesamt bedroht?

Wie gesagt, dieses Thema ist für die Finanzmärk­te schwer zu fassen. Denn die Positionie­rung des US-Präsidente­n im Syrien-Konflikt ist ähnlich wechselhaf­t wie das Aprilwette­r. Während er noch vor zwei Wochen den Komplettrü­ckzug Amerikas aus dem Krisenland verkündete, spricht er anschließe­nd davon, Russland zügig die neuen smarten US-Raketen im SyrienEins­atz zu zeigen. Grundsätzl­ich müsste der Gesprächsf­aden zwischen den Präsidente­n der USA und Russland wieder geknüpft werden. Das russische Gesprächsi­nteresse wird wohl kaum durch die jetzt neu verhängten US-Sanktionen gestärkt. Sie versetzen der russischen Wirtschaft einen sehr empfindlic­hen Tiefschlag. Die bisherige Praxis Amerikas, von wirklich harten Sanktion gegen Russland abzusehen, ist beendet. Konkret müssen US-Investoren bis zum 7. Mai ihr Anlagegeld aus allen russischen Firmen abziehen, deren Entscheidu­ngsträger eng mit der Kreml-Führung verbunden sind.

Haben politische Börsen aber auch diesmal kurze Beine? Es bleibt abzuwarten, ob und inwiefern ein potenziell­er Militärsch­lag der USA in Syrien für eine Zuspitzung des Konflikts des Westens mit Russland sorgt. Steigende Öl- und Goldpreise signalisie­ren sicherlich ein Stück Kriegsangs­t, mindestens aber Unsicherhe­it über das, was noch kommt.

ist Leiter des Bereichs Kapitalmar­kt analyse der Baader Bank und einer der führen den Börsenexpe­rten.

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Foto: afp Was macht er? US Präsident Donald Trump bewegt die Märkte.
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