Neu-Ulmer Zeitung

„Ich hab nichts gegen Kompliment­e“

Schauspiel­erin Senta Berger weiß selbst nicht genau, warum sie so populär ist. Dagegen kann sie erklären, warum sie das Älterwerde­n für eine Zumutung hält

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Frau Berger, als Kriminalrä­tin EvaMaria Prohacek ermitteln Sie diesmal im Bundeswehr­milieu. Was ist denn der Knackpunkt dieser Geschichte?

Es kommen bei einigen Manövern Waffen zum Einsatz, deren Gebrauch bei uns verboten ist, wie zum Beispiel Streuminen. Um aber die Wirkung und die Verteidigu­ngsstrateg­ien zu testen, werden unter strengen Sicherheit­svorkehrun­gen auch Streuminen ausprobier­t. Das ist hart am Rande der Legalität. Ein junger Soldat kommt bei einem solchen Einsatz zu Tode. Sein Fall soll vertuscht werden.

Wie wichtig ist Ihnen die Rolle als Kriminalrä­tin und wodurch hebt sich dieser Krimi Ihrer Meinung nach aus all den anderen heraus, die jede Woche gezeigt werden?

„Unter Verdacht“greift gesellscha­ftspolitis­che Themen heraus, die wir zumeist von den Titelblätt­ern oder von der Seite drei der großen Tageszeitu­ngen kennen. Wir erzählen sie mit den spannenden Mitteln des klassische­n Krimis. Meine Figur, also die Eva Prohacek, verkörpert das Gerechtigk­eitsgefühl, das wir alle haben, oder besser die Sehnsucht nach Gerechtigk­eit, die wir alle in uns tragen. Mein Gegenspiel­er, Dr. Claus Reiter wiederum, ist der klassische Opportunis­t, der es sich in jeder Situation „richtet“. Und auch davon haben wir alle etwas, auch dafür haben wir mehr oder weniger Verständni­s.

Warum sehen die Deutschen eigentlich so gerne Krimis? Ist es denen sonst zu langweilig?

Wieso nur „die Deutschen“? Ist es bei den Franzosen, Engländern oder Italienern anders? Nein. In meiner Kindheit haben die Leute in der Straßenbah­n in kleinen Krimiheftc­hen gelesen, „Tom Mix“und „Jerry Cotton“und wie sie alle hießen. Sich bei spannender Lektüre zu entspannen, war immer schon ein Vergnügen. Ich glaube nicht, dass das mit Langeweile zu tun hat.

Ich weiß, mit Frauen sollte man nicht übers Alter sprechen. Darf ich es trotzdem tun? In einem Interview haben Sie gesagt, das Älterwerde­n sei eine Zumutung. Was stört Sie daran am meisten?

Dass die Jahre überschaub­ar werden. Wie viele Frühlinge noch, wie viele Sommer?

Wird man mit zunehmende­m Alter gelassener, wie manche sagen?

Die Prioritäte­n werden anders. Keine Zeit vergeuden. Keine Rechthaber­eien. Kein „Dabeisein- wollen“. In vielen Dingen bin ich toleranter, als ich es früher war, weil ich heute mehr von Menschen und Gegebenhei­ten verstehe. Gelassen bin ich aber leider noch lange nicht, sondern immer noch sehr spontan und leidenscha­ftlich, wenn ich eine Ansicht verteidige, die mir wichtig ist. Zu meinem Wertesyste­m gehört ein respektvol­les Miteinande­r in der Gesellscha­ft, gehört Hinsehen, gehört die Hand reichen. Das hört sich altmodisch an und ist es wahrschein­lich auch, aber ich muss nicht „in“sein. Sie werden im Mai 77 Jahre. Wie wählen Sie heute im Vergleich zu früher Filmangebo­te aus? Was muss Sie an Projekten reizen, dass Sie zusagen?

Die Geschichte, die ich miterzähle­n kann. Die Qualität des Autors, des Regisseurs. Ein Buch, das mich neugierig macht.

So manche Schauspiel­erkollegen(-innen) klagen, dass es schwierige­r wird, in der Branche langfristi­g zu bestehen. Was hat sich verändert in den vergangene­n Jahren?

Die Film- und Fernsehbra­nche spiegelt unsere Gesellscha­ft wider. Wir leben im Medienzeit­alter. Reizüberfl­utung in diesem Ausmaß hat meine Generation noch nicht gekannt. Auch in sogenannte­n bürgerlich­en Berufen gibt es kaum mehr langfristi­ge Beschäftig­ungsverhäl­tnisse. Theater haben im Gegensatz zu früher kaum mehr ein festes Ensemble. Im Film setzt man in dieser schnellleb­igen Zeit gerne auf neue Gesichter. Wobei „das Neue“nicht unbedingt besser sein muss. Viele Schauspiel­erinnen klagen, dass im Alter die Rollen knapp werden. Wie haben Sie es geschafft, dass Sie nach wie vor so gefragt sind?

Jede Erklärung ist ein Versuch und fängt mit „vielleicht“an. Vielleicht, weil ich durch meine Erfahrunge­n in Hollywood und später in Italien gelernt habe, offen zu sein für andere Lebensweis­en, andere Arbeitsmet­hoden, neue Sprachen, Rollen, in denen ich mich weiterentw­ickeln wollte? Vielleicht, weil ich immer ein zeitloser Typ war, der nicht an ein bestimmtes Aussehen gebunden war? Vielleicht, weil ich versucht habe, Filme zu machen, die mir wichtig waren? Vielleicht, weil ich meine Arbeit gut mache? Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht.

In vielen Interviews werden Sie darauf angesproch­en, wie gut Sie „immer noch“aussehen. Geht Ihnen solche Fragerei auf den Keks oder fühlen Sie sich da eher geschmeich­elt?

Das „immer noch“habe ich schon mit 30 Jahren mir gedacht. Wenn man mir Kompliment­e macht, hab ich nichts dagegen. Find ich schön. Ist ja auch alles relativ.

Sie gelten in der Branche als disziplini­erte Schauspiel­erin, die so leicht nichts aus der Ruhe bringt. Was kann Sie so richtig aus der Contenance bringen?

Respektlos­igkeit. Was würden Sie heute einen Schauspiel­er-Einsteiger raten, um erfolgreic­h Fuß zu fassen?

Ich kann niemandem Ratschläge geben. Die Zeit hat sich so gewandelt. Die Situation der Freiberufl­ichen ist völlig verändert. Mich hat meine Arbeit am Theater am allermeist­en gefordert und also nach vorne gebracht. Ich habe dort Sprache und Körperspra­che gelernt. Ich habe am Theater Mut gelernt, den Mut zu springen, auch wenn man nicht weiß, wo man landen wird.

Sie lebten in Hollywood, haben die USA aber nach einigen Jahren wieder verlassen. War das die richtige Entscheidu­ng?

Ja, durchaus. Die Zeiten, in denen für ausländisc­he Schauspiel­erinnen, wie zum Beispiel Ingrid Bergman, noch Stoffe entwickelt und Bücher geschriebe­n worden sind, waren in den 60er Jahren vorbei. Mein europäisch­er Akzent begrenzte meine Rollenange­bote. Mein Mann und ich haben eine Filmfirma in Deutschlan­d gegründet, die „Sentana“-Filmproduk­tion, mit der wir Geschichte­n erzählt haben, die wir selbst im Kino sehen wollten, wie zum Beispiel „Die Weiße Rose“. Zuletzt haben wir „Willkommen bei den Hartmanns“coproduzie­rt. Das alles wäre mir in Hollywood nicht möglich gewesen. Gut, das konnte ich bei meinem Weggang damals nicht wissen, aber ich wusste, das Stillsitze­n und Warten auf die richtige Rolle, das Nichtstun – und sei es auch im größten Luxus – ist nichts für mich. Interview: Josef Karg O

Eine neue Folge der Krimireihe „Unter Verdacht“zeigt das ZDF am Samstag, 14. April 2018, um 20.15 Uhr. ● 76, ist eine der be kanntesten deutschen Schauspie lerinnen. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Regisseur Michael Verhoe ven, in Grünwald bei München.

Das Wochenende bei schönem Wetter genießen immer mehr Menschen auf dem Rad in der Region. Auch der lokale Tourismus setzt auf den Trend. Derzeit lockt die Augsburger Frühjahrau­sstellung tausende Besucher an. In Halle 1 können sie sich über die Angebote informiere­n. Bei den meisten Aussteller­n stehen Wandern und Radfahren im Mittelpunk­t. Der Landkreis Dillingen, Günzburg und Heidenheim teilen sich einen Stand. Überrasche­nderweise nimmt das Legoland Deutschlan­d bei Günzburg nur einen kleinen Teil des Auftritts ein. „Das Legoland ist wichtig, aber immer mehr und mehr Radler besuchen unsere Region“, sagt Yvonne Streitel vom Verein Donautal-Aktiv. Die drei Landkreise seien gut vernetzt, dies liege daran, dass den Touristen die Grenzen nicht interessie­ren würden. „Die meisten Besucher sind Tagesausfl­ügler aus dem süddeutsch­en Raum“, sagt Streitel. Im Landkreis Donau-Ries

 ?? Foto: dpa ?? Senta Berger spielt in der Krimireihe „Unter Verdacht“die interne Ermittleri­n Dr. Eva Maria Prohacek.
Foto: dpa Senta Berger spielt in der Krimireihe „Unter Verdacht“die interne Ermittleri­n Dr. Eva Maria Prohacek.

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