Typen wie Haftbefehl nennen sich nicht umsonst so
und den anderen am gewitztesten auszuweiden verstand, war Sieger.
Das Wachstum des Rap aus der Nische heraus in die weltweiten Jugendkulturen und in die Charts hat damit eine Pose und eine Sprache nicht nur in die Aufmerksamkeit des Mainstreams gespült – die Haltung und der Wettbewerb der Derbheiten haben auch längst in die Debatten der sozialen Netzwerke Einzug gehalten. Und wenn man sich heute, in Zeiten der #MeToo-Debatte, etwa über das sogenannte „Manspreading“, das breitbeinige Sitzen der Männer, empört – im Rap ist das geradezu die klassische Pose.
Gewesen. Denn in den USA hat sich inzwischen zumeist eine reflektiertere Form des Textens durchgesetzt, aktuell etwa mit Stars wie Kendrick Lamar. In Deutschland aber feiert seit einigen Jahren neben Nettigkeiten wie Cro der sogenannte Rüpel-Rap Urstände. Und sind einstige Protagonisten wie Sido oder Bushido älter und gemäßigter geworden – es stehen mit Typen wie Haftbefehl, Frauenarzt oder King Orgasmus One (die nennen sich ja nicht umsonst schon so) immer neue harte Typen auf, die meinen, die alte Pose mit immer neuen Provokationen aufrechterhalten, ja immer aufs Neue überbieten zu müssen.
Und noch immer gilt, gerade in Zeiten des medialen Überangebots und des gestiegenen Wettkampfs um Aufmerksamkeit: Skandale helfen. Aber wie soll man damit umgehen, wenn der kommerzielle Erfolg der Rapper sie unweigerlich in den Fokus von Hitparaden und Preisverleihungen rückt? Durch Zensur? Die Echo-Verleihung hat auch diese Debatte ausgelöst.