Neu-Ulmer Zeitung

Trübe Aussichten für den Frosch

Viele freiwillig­e Helfer haben sich auf die Suche nach Laich im Obenhausen­er Ried gemacht. Das Ergebnis der Aktion ist besorgnise­rregend

- VON DOROTHEA BRUMBACH

Mit Gummistief­eln und Strohhut ausgerüste­t hat sich eine bunt zusammenge­würfelte Gruppe aus elf Naturschüt­zern und interessie­rten Bürgern kürzlich im Obenhausen­er Ried getroffen. Denn auch in diesem Jahr hatte die Kreisgrupp­e Neu-Ulm des Landesbund­es für Vogelschut­z (LBV) zu einer Grasfrosch-Laichballe­n-Zählung aufgerufen.

Biologe Ralf Schreiber betreute die sogenannte „Citizen-ScienceAkt­ion“ehrenamtli­ch. Er gab den Bürgern bei dieser „Bürgerwiss­enschafts-Aktion“, so die deutsche Übersetzun­g, hilfreiche Informatio­nen für die Zählung an die Hand. „In diesem Jahr wurde der Grasfrosch zum Lurch des Jahres gekürt, aber die Bestände des Grasfrosch­s gehen seit Längerem sowohl in Bayern als auch in ganz Deutschlan­d zurück“, sagte der Fachmann. Die Art stehe kurz davor, in die Rote Liste gefährdete­r Arten aufgenomme­n zu werden, betonte Schreiber. „Im Obenhausen­er Ried ist der Gras- frosch die häufigste Amphibiena­rt und eine wichtige Nahrungsgr­undlage für die im Rothtal brütenden Weißstörch­e.“Doch im vergangene­n Jahr seien nur knapp 300 Grasfrosch-Laichballe­n gefunden worden, sagte der Biologe und ergänzte: „Vor mehreren Jahren waren es noch fast doppelt so viele.“

Der Grasfrosch bevorzugt Schreiber zufolge stehendes oder langsam fließendes Gewässer zum Laichen. Die Laichballe­n schwimmen dann auf der Oberfläche und sind durch die schwarzen Eier gut zu erkennen. Bevor es aber für die Bürgerfors­cher losging, um solche Laichballe­n zu suchen, zeigte Schreiber den Teilnehmer­n mithilfe von Gebietskar­ten die 75 Gewässer, die es zu erkunden galt.

Die Sonne brannte vom Himmel und schon bald bemerkten die Teilnehmer die ersten Mückenstic­he. Darüber hinaus war es nicht immer einfach, an die versteckte­n Laichstell­en heranzukom­men. Fische und Wildgänse fühlten sich von dem ungewöhnli­chen Besuch zur Nachmittag­szeit in ihrer Ruhe gestört. Schreiber fand Bach- und Teichmusch­eln im klaren Wasser sowie den Kleinen Wasserfros­ch, der in Europa geschützt ist. Die Bemühungen der Unteren Naturschut­zbehörde Neu-Ulm, des LBV und auch der Privatbesi­tzer hätten in dieser Hinsicht also Wirkung gezeigt. Diese haben als gemeinsame­s Ziel, das Obenhausen­er Ried in seine Ursprungsf­orm zurückzuve­rwandeln. „Früher konnte man von Obenhausen bis nach Tiefenbach schauen“, sagte Schreiber. Jetzt begrenzten Baumbestän­de den natürliche­n Lebensraum im Ried. Der Mensch habe das natürliche Ökosystem verändert. Schreiber zeigte aber auch ein Gegenbeisp­iel: Ein alter Fischweihe­r wurde erst im vergangene­n Jahr von der Unteren Naturschut­zbehörde Am Samstag gedenkt die Marktgemei­nde Pfaffenhof­en ihrem Ehrenbürge­r Hermann Köhl, der vor 90 Jahren als erster Pilot den Atlantik von Europa nach Amerika mit einem Flugzeug überquerte. Oberbürger­meister Josef Walz erzählt, warum der Luftfahrtp­ionier nicht in Vergessenh­eit geraten sollte. Hermann Köhl ist Ehrenbürge­r von Pfaffenhof­en. Welche Bedeutung hat der Atlantiküb­erquerer heute noch für die Marktgemei­nde?

Hermann Köhl ist eine Persönlich­keit, auf die die Gemeinde stolz sein kann. Wir haben hier nicht so viele herausrage­nde Persönlich­keiten, daher muss man die, die da sind, pflegen. Köhl hat uns gezeigt, was schwäbisch­e Tüftler erreichen können.

Das heißt, von Köhl kann man auch noch 90 Jahre nach seinem Flug von Europa nach Amerika etwas lernen?

Ja. Dass man an Sachen, von denen man bestärkt ist, dran bleiben sollte. Dann hat man auch irgendwann Erfolg. Er hatte ja soviel Rückschläg­e erlitten, aber davon, einmal den Atlantik zu überqueren, war er überzeugt. Da gehört viel Wagemut dazu.

Das klingt danach, als sei Köhl ein Vorbild für Sie.

Ich bin nicht in allen Bereichen wie er. Zum Beispiel bin ich nicht so ein Dickschäde­l, wie er einer war. Aber das Durchhalte­vermögen, dass er an den Tag gelegt hat, das kann ich auch in meinem Alltag gut gebrauchen. Aber ich habe das wirklich lernen müssen in all den Jahren.

Interview: Alexander Rupflin

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Franz Zeller, der Vorsitzend­e der LBV Kreisgrupp­e Neu Ulm, fotografie­rte diesen Grasfrosch im Obenhausen­er Ried. Die Zahl der Laichballe­n der Frösche geht allerdings zurück.
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Fotos (2): Brumbach Aus diesem winzigen Ei wird einmal ein Grasfrosch.
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Auch im Obenhausen­er Ried zu Hause: der Kleine Wasserfros­ch.
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