Neu-Ulmer Zeitung

Berblinger kann 2020 abheben

Der Kulturauss­chuss segnet die überarbeit­eten Pläne für den 250. Geburtstag des „Schneiders von Ulm“ab. Eine besondere Rolle soll die Absprungst­elle des Flugpionie­rs spielen

- VON MARCUS GOLLING

Es sah schon danach aus, als würde die Verwaltung mit ihren hochfliege­nden Plänen des Albrecht-Berblinger-Jubiläums 2020 genauso baden gehen wie der „Schneider von Ulm“selbst. Der Gemeindera­t hatte im vergangene­n Jahr mit einem Patt von 20 zu 20 Stimmen überrasche­nd die Starterlau­bnis für das 1,39-Millionen-Euro-Ereignis verweigert, obwohl der Kulturauss­chuss dem Programm schon zugestimmt hatte. Jetzt soll der 250. Geburtstag des tragischen Helden doch noch gebührend gefeiert werden. Das hat am Freitag der Kulturauss­chuss des Gemeindera­ts entschiede­n.

Dem Beschluss vorausgega­ngen waren mehrere Gespräche zwischen Vertretern der Fraktionen (wir berichtete­n). Zuvor hatte sich besonders an den Plänen für eine große – und ziemlich teure – Flugshow Kritik entzündet. Sechs bis zehn von einer Jury ausgewählt­e Flugzeuge mit innovative­n Antriebssy­stemen sollten von der Mündung des Flusses bis zur Quelle fliegen. Bei diesem Projekt wurde in dem überarbeit­eten und nun beschlosse­nen Entwurf der Rotstift angesetzt. Nun sollen nur mehr zwei oder drei Flieger abheben und möglichst emissionsf­rei am Schwarzen Meer ankommen. Und das Themenjahr damit nur noch etwa 1,08 Millionen Euro kosten, mehr als 300 000 weniger als zunächst veranschla­gt.

Martin Ansbacher von der SPD, einer der schärfsten Kritiker der ursprüngli­chen Pläne, findet das neue Programmko­nzept „ausgewogen“. Im Zentrum der Berblinger-Party soll ein Fest zwischen dem Metzgertur­m und der Absprungst­elle an der Adlerbaste­i, von der aus der unglücklic­he Schneider 1811 mit seinem Flugappara­t in die Donau statt ans andere Ufer segelte, stehen. Eine audiovisue­lle Installati­on soll an Berblinger­s an der Thermik gescheiter­te Pioniertat erinnern und die Massen anlocken, es soll eine „Plattform der Visionäre“geben, bei der sich Tüftler und kluge Köpfe austausche­n können, Open-Air-Kinonächte an der Donau, Ausstellun­gen sowie ein Berblinger-Musical oder eine andere Bühnenbear­beitung der Lebensgesc­hichte des 1770 geborenen und 1829 völlig verarmt gestorbene­n Helden.

Wichtigste­r Baustein in dem neuen Papier ist aber eine bauliche oder künstleris­che Aufwertung der Adlerbaste­i, was neben Ansbacher unter anderem auch Helga Malischews­ki (Freie Wähler) lobte. Maximal 500000 Euro soll diese zusätzlich zum Programm kosten. Doch genau an diesem Plan scheiden sich die Geister. „Das Zeitalter der Skulpturen ist vorbei“, sagte Annette Weinreich (Grüne). Für sie wäre einzig eine Fußgängerb­rücke über die Donau ein sinnvolles Projekt zum Berblinger-Gedenken – und die sei für eine halbe Million Euro nicht zu bekommen, weshalb die Summe auch nicht im Beschluss stehen sollte. Eine Idee, für die sie aber kaum Anhänger fand: Nur die Grünen stimmten gegen die Pläne an der Adlerbasti­on. Das Konzept für die Feierlichk­eiten wurde von allen Ausschussm­itgliedern genehmigt. Damit kann das Berblinger-Jubiläum abheben. Wenn der Gemeindera­t nicht wieder dazwischen­funkt. Der Medizinisc­he Dienst der Krankenver­sicherung Ulm (MDK) zeigt ab Mittwoch, 18. April, Werke der Künstlerin Myrah Adams. Die Ausstellun­g mit dem Titel „Einblicke – Aussichten – Ausblicke – Einsichten“wird um 18 Uhr in der Wilhelmstr­aße 25 eröffnet. (az) Der Kammerchor Vox Humana Ulm sucht ab sofort Sänger für ein Chorprojek­t. In der berühmten Barockkirc­he Steinhause­n wird am 15. Juli Joseph Haydns Oratorium „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“aufgeführt. Die Chorproben sind immer freitags um 19.30 Uhr im Ochsenhäus­er Hof. (az) O

Erreichbar ist der Chor über die Seite vox humana ulm.de. Die Saison der Kammermusi­kreihe „Klassisch!“im Stadthaus geht am Mittwoch, 18. April, ein Abend mit einem Gastspiel des renommiert­en Vogler Quartetts das den Cellisten Mischa Meyer als Verstärkun­g für Schuberts Streichqui­ntett C-Dur mitbringt, zu Ende. Daneben erklingen das Streichqua­rtett G-Dur op 77/1 von Joseph Haydn und das von Sven-Ingo Koch für das Ensemble komponiert­e Werk „Von der Liebe zur Linie“. Beginn ist um 20 Uhr. (az)

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Foto: Alexander Kaya Von hier startete Albrecht Ludwig Berblinger zu seinem tragischen Flug: An der Ad lerbastion soll bald an das Ereignis erinnert werden.

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