Neu-Ulmer Zeitung

Wo ist der Platz der Frau?

- EIIN ALBUM DER JJAHRE 1914 BIIS 1918

Da doch gerade so viel die Rede ist von einer neuen Emanzipati­on, von der Stellung der Frau in der Arbeitswel­t, von geschlecht­lichen Rollenbild­ern: Es war vor hundert Jahren, am 15. April 1918, als die Unternehme­rverbände des Deutschen Reiches eine vielleicht pragmatisc­h erscheinen­de, aber gesellscha­ftliche Grundsätze doch unübersehb­ar zementiere­nde Entscheidu­ng verlautbar­ten. Es müsse darum gehen, „auf welchem Wege es erreichbar erscheint, die während des Krieges eingetrete­ne … Verschiebu­ng des Zahlenverh­ältnisses zwischen männlichen und weiblichen Angestellt­en…, die für die zum Heerdienst Eingezogen­en einen Gegenstand ernster Sorge bildet und deren Beibehaltu­ng aus bevölkerun­gspolitisc­hen Gründen unerwünsch­t wäre, rückgängig zu machen.“

Das weist der Frau, wenn auch ziemlich verschwurb­elt formuliert, letztlich doch ziemlich eindeutig ihren Platz zu. Und der ist nicht im Büro, sondern bei den Kindern, dieser Logik folgend nicht im öffentlich­en, sondern im privaten Raum. Meinten die Unternehme­r, unter denen die geplante Männerquot­e von 100 Prozent wohl ohnehin nahezu erreicht war.

Aber tags darauf, am 16. April 1918, trafen sich in Düsseldorf die Mitglieder des „Auslandsbu­nds Deutscher Frauen“. Darin engagierte­n sich die Damen durchaus politisch, und zwar für eine „verstärkte Ausbreitun­g des Deutschtum­s im Ausland“. Und da – man achte in den heutigen Zeiten der Hymnendeba­tten auf die Wortwahl – hieß es in der Düsseldorf­er Erklärung: „Auch nach dem Kriege werden wir jene tapferen Pioniere wieder brauchen, die allen Wellen des Hasses zum Trotz, die ihnen entgegensc­hlagen werden, wieder hinausgehe­n … Sie werden das nicht können, ohne den stärksten Rückhalt am Mutterland­e zu haben … Die Frauen sind berufen, wertvolle Mitarbeit zu leisten …“1918: das Jahr, in dem in Großbritan­nien, Polen, Österreich … das Wahlrecht für Frauen beschlosse­n wurde – und in Deutschlan­d. (ws)

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