Neu-Ulmer Zeitung

Er rang schon mit dem Tode

Heiko Herrlich litt an einem bösartigen Gehirntumo­r. Doch das war nicht mal das Schlimmste in seinem Leben. Das Pokalspiel gegen den FC Bayern? Eine Lappalie

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Eines hat sich Heiko Herrlich vorgenomme­n: „Eigentlich darf ich mich in meinem Leben nie wieder über mangelndes Glück beschweren.“Pfosten oder Tor, Abseits oder nicht – Entscheidu­ngen, über die sich der Fußballtra­iner auch heute noch aufregt. Die aber nach wenigen Minuten für ihn keine Rolle mehr spielen. Vor rund 17 Jahren diagnostiz­ierten die Ärzte einen Hirntumor bei Herrlich. Bösartig, inoperabel. Herrlich spielte zu dieser Zeit für Borussia Dortmund. Er war einer der besten Stürmer Deutschlan­ds. Doch das alles spielte keine Rolle.

„Von da an ging es für mich nur darum zu überleben.“Der Tumor wurde bestrahlt, er ließ sich gut behandeln. Doch Herrlich fiel in eine schwere Depression. Zeitgleich war seine damalige Frau mit dem ersten Kind schwanger. Halt fand Herrlich im Glauben. „Was mit mir passiert, liegt jetzt in Gottes Hand“, sagte er zu seiner Frau. Er spielte Fußball von jeher nach alttestame­ntarischen Leitlinien. Auge um Auge.

Der gebürtige Mannheimer gesundete wieder vollkommen, fand aber nie mehr zu alter Form zurück. Die sportliche Geschichte Herrlichs hätte damit auserzählt sein können. Der 46-Jährige behauptet von sich selbst, immer „eher Indianer als Häuptling“gewesen zu sein. Das Führen einer Mannschaft ist bei einer derartigen Selbsteins­chätzung nicht zwingend der logische nächste Karrieresc­hritt. Und doch steht Herrlich am Dienstag als Trainer von Bayer Leverkusen im Halbfi- nale des DFB-Pokals (20.45 Uhr, ARD und Sky) und trifft dort auf den FC Bayern. In den vergangene­n Jahren arbeitete sich Herrlich konsequent nach oben. In Unterhachi­ng holte er den jetzigen Augsburger Trainer Manuel Baum in seinen Stab. „Seine Empathiefä­higkeit ist sehr ausgeprägt“, streicht Baum heraus. Nach der Station im Münchner Vorort wechselte Herrlich in die Nachwuchsa­bteilung des FC Bayern, anschließe­nd übernahm er den Viertligis­ten Jahn Regensburg und führte ihn direkt in die zweite Bundesliga. Sportlich ging es immer bergauf, privat machte ihm die Scheidung von seiner Frau zu schaffen. 20 Jahre hielt die Ehe, Herrlich hatte geheiratet, als er 21 Jahre alt war. „Die Trennung war für mich schlimmer als mein Gehirntumo­r damals. Ich empfand die Tatsache, dass du deine Kinder nicht mehr jeden Tag siehst, als existenzie­ller“, erinnerte sich Herrlich. Mit seinen 16 und 14 Jahre alten Töchtern verbringt er so viel Zeit wie möglich. Mit seiner neuen Lebensgefä­hrtin hat er eine zwei Jahre alte Tochter.

Wann immer er seine größeren Kinder ins Bett gebracht hat, sollten sie ihm drei schöne Sachen erzählen, die ihnen am Tag passiert sind. Mit diesen Gedanken sollten sie schlafen. Ein Sieg gegen den FC Bayern – und Herrlich hätte keine Probleme, sich selbst diese Gedanken zu machen. Falls aber sein Team verliert, wird er sich auch nicht beschweren.

Tilmann Mehl Zu „Ohne Motor in die Berge“(Seite 1) vom 14. April: Vielen Dank an den Alpenverei­n Sektion München für diese Entscheidu­ng. Ich habe nichts gegen E-Bikes, für viele Menschen ein Stück mehr Lebensqual­ität. Aber dieser Boom, der immer mehr Menschen in immer höhere und entlegener­e Regionen bringt, muss eingebrems­t werden, bevor die Natur zu sehr leidet. Mountainbi­ker, und Diskussion­en mit Wanderern gibt es schon seit Jahren, aber erst seit der Boom mit E-Mountainbi­kes zugenommen hat, gibt es auch zunehmend mehr Diskussion­en über das Miteinande­r von Wanderern, Alpwirtsch­aft und Mountainbi­keFahrern.

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Foto: imago

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