„Die Hamas spielt mit dem Bild des Schwachen“
kamen in den Kämpfen mit der israelischen Armee bereits ums Leben. „Wir können es einer Horde von Randalierern nicht erlauben, nach Israel einzudringen“, sagt ein Sprecher des Militärs.
Tel Aviv im April. Arye Sharuz Shalicar sitzt im Cafe Landwer im Szeneviertel Sarona und erzählt von einem Konflikt, den Israel nicht gewinnen kann – zumindest nicht in der öffentlichen Wahrnehmung. „Die Hamas spielt mit dem Bild des Schwachen“, sagt der 40-jährige Major der Reserve. Am Wochenende zuvor haben die Islamisten ein Mädchen im rosa Jogginganzug auf den Grenzzaun klettern lassen, unschuldig, verängstigt – und dabei doch nur Mittel zum Zweck, nämlich Israel als kalte, brutale Macht vorzuführen, die nicht einmal ein Kind in ihr Land lässt. „Nur Jürgen Todenhöfer kann das noch besser inszenieren“, sagt Shalicar. Der frühere Bundestagsabgeordnete der CDU hatte sich nach einem israelischen Vergeltungsschlag auf einem Trümmerberg in Gaza fotografieren lassen, hinter sich einen Kinderwagen, um sich herum Spielzeug – ein Bild, so trostlos wie anrührend, eine einzige Anklage, als säßen in Gaza nur Opfer und keine Täter. Dass der Wagen und die Puppen seltsam neu wirkten, wie gerade gekauft, um eben jenes Bild zu erschaffen, fiel damals nur wenigen auf. Todenhöfer nennt das Journalismus. Journalisten nennen das Manipulation.
Eigentlich arbeitet Shalicar im Stab des israelischen Geheimdienstministers Moshe Katz, an diesem Nachmittag aber ist er bereits in seine Uniform geschlüpft, weil er noch weiter muss, an die Grenze nach Gaza. Seit drei Wochen ruft die Hamas dort jeden Freitag zu einem „Marsch der Rückkehr“auf, doch was nach friedlicher Heimkehr klingt, ist in Wirklichkeit eine gezielte Provokation. Unter dem Qualm von tausenden brennenden versuchen Kämpfer der Hamas die Scharfschützen der israelischen Armee zu irritieren und nach Israel einzudringen. Mindestens zehn der bisher Getöteten, sagt der Reserveoffizier Shalicar, der als Sohn persischer Juden in Berlin aufgewachsen ist, seien einschlägig bekannte Terroristen gewesen. „Da ist doch klar, wer hier die Fäden zieht.“Im Rest der Welt aber werde Israel nach solchen Krawallen regelmäßig vorgeworfen, es übertrieben zu haben. Um sich in einer derart fragilen Region zu behaupten, sagt Shalicar, bleibe seinem Land aber keine andere Wahl. Wenn das Militär sich dabei gelegentlich vielleicht etwas zu heftig wehre,„dann nur, weil wir auch abschrecken müssen“.
Eine gute Autostunde entfernt, in Tel Aviv, ist der Konflikt mit der Hamas gefühlte Lichtjahre entfernt. In Sarona sitzen die Menschen in der Frühlingssonne, nichts mehr hier erinnert noch an den blutigen Anschlag vor knapp zwei Jahren, gleich neben dem Cafe Landwer, als zwei Attentäter in die Menge feuerten und vier Menschen töteten. Dass nicht noch mehr passierte, war nur einem ehemaligen israelischen Offizier zu verdanken, der zufällig dort saß und einen Angreifer beherzt attackierte. Shalicar erzählt die Geschichte gerne, weil sie ein gutes Beispiel dafür ist, dass Israel sich zu wehren weiß, wenn es angegriffen wird. Sei es in Tel Aviv, sei es an der Grenze zu Gaza, wieder einmal.
Aus israelischer Sicht allerdings sind die Palästinenser und die HaReifen