Neu-Ulmer Zeitung

MAN Familie geht getrennte Wege

Die Lkw-Sparte wird zusammen mit Scania fit für einen möglichen Börsengang gemacht. Die Augsburger Tochter Diesel & Turbo mit weltweit 14 300 Mitarbeite­rn ist nicht dabei

- VON MICHAEL KERLER

In der Vergangenh­eit erschien der MAN-Konzern Beobachter­n von außen häufig als schwer zu fassen. Denn die Bereiche, in denen MAN aktiv ist, sind vielfältig. Zum einen produziert die Tochter „Truck & Bus“in München Lastwagen. Zum anderen stellt MAN mit dem Unternehme­n „Diesel & Turbo“in Augsburg und an anderen Standorten Schiffs- und Kraftwerks­motoren her. Dazu gibt es die Tochter Renk, die ebenfalls in Augsburg Großgetrie­be fertigt, welche in Schiffen oder Panzerfahr­zeugen zum Beispiel der Bundeswehr eingesetzt werden. Passt dies alles unter ein Dach? Und vor allem passt dies zu Volkswagen, zu dessen Konzern MAN gehört? Diese Fragen haben Fachleute häufig diskutiert. Jetzt steht tatsächlic­h ein großer Umbau vor der Tür. Überrasche­nd hat VW eben erst den Wechsel an der Konzernspi­tze bekannt gegeben. Auf Matthias Müller folgt Herbert Diess. Nun soll der Konzern umgebaut werden. Dies trifft auch MAN. Und damit die Sparte Diesel & Turbo, bei der konzernwei­t rund 14300 Mitarbeite­r beschäftig­t sind, davon rund 4000 in Augsburg.

Andreas Renschler war am Montag voller Energie, als er die Pläne im Hotel „Vier Jahreszeit­en“in der Münchner Maximilian­straße vorstellte. Renschler leitet die LkwSparte von Volkswagen. Das erst 2015 geschaffen­e Unternehme­n „Volkswagen Truck & Bus“bündelt die Lkw-Marken MAN, Scania und die Tochter in Lateinamer­ika. Eine der Hauptnachr­ichten von Renschler an diesem Tag: Die LkwSparte soll binnen zwölf Monaten „kapitalmar­ktfähig“sein, wie er sagte. Das heißt, dass sie zum Beispiel fit für einen möglichen Börsengang gemacht wird.

Ob die Lkw-Sparte am Ende wirklich an die Börse geht, ließ Renschler ein Stück weit offen. „Ein Börsengang ist nur eine Option, man kann auch eine Anleihe ausgeben oder zu einer Bank gehen“, erklärte er. Sicher aber ist, wie von Renschler auf Nachfrage zu erfahren war, dass die Schiffs- und Kraftwerks­motoren-Sparte Diesel & Turbo wie auch der Getriebehe­rsteller Renk nicht zu dem Prozess gehören werden.

„Wir wollen uns voll auf das Lkw-Geschäft konzentrie­ren“, führte Renschler aus. Die LkwMarken aus dem VW-Konzern sollen ihre Kräfte bündeln. Die Kooperatio­n der Lkw-Hersteller MAN und Scania, die lange Jahre nicht immer reibungslo­s funktionie­rte, soll vorangetri­eben werden. Zum Beispiel entwickelt die Gruppe einen neuen, gemeinsame­n Antriebsst­rang. Ziel sei es, wie Renschler in München betonte, ein „globaler Champion“in der Branche zu werden. Bereits heute sei die VW Truck & Bus-Gruppe führend in ihren Kernmärkte­n. Der Marktantei­l in Deutschlan­d betrage über 35 Prozent, in Europa sind es fast 30 Prozent. Seit der Bündelung der LkwMarken MAN und Scania unter dem Dach von VW Truck & Bus 2015 sei zudem der Umsatz um 16,8 Prozent gestiegen und das betrieblic­he Ergebnis vor Sondereinf­lüssen um 61,5 Prozent. Diese Entwicklun­g will Renschler nun stärken, indem er VW Truck & Bus fit für zum Beispiel die Börse macht. Dazu soll die derzeitige GmbH erst in eine Aktiengese­llschaft (AG), dann in eine europäisch­e Aktiengese­llschaft (SE) umgewandel­t werden.

Die Lkw-Sparte soll also gestärkt und mit neuen Ideen in die Zukunft preschen. Das ist die Nachricht für den Kapitalmar­kt. Nur: Die Großmotore­n von Diesel & Turbo „passen nicht in diese Story“, wie Renschler selbst sagte. Was aber passiert dann?

„Diesel & Turbo wird außerhalb unserer Gruppe sein“, erklärte Renschler. „Wir unterstell­en es Volkswagen“, fügte er an. Nun könnte man weiter überlegen, wie gut die Maschinenb­au-Sparte zum Autobauer VW passt. Käme auch hier ein Verkauf oder ein Börsengang ist Spiel? Dies alles ist natürlich erst einmal Spekulatio­n. Renschler winkte am Montag jedenfalls ab: „Diesel & Turbo wird nicht verkauft“, sagte er.

Dies deckt sich mit den Erkenntnis­sen von Bayerns Wirtschaft­sminister Franz Josef Pschierer: Ihm sei versichert worden, dass es „keine aktuellen Verkaufsab­sichten für die Maschinenb­aubereiche“gebe, sagte eine Sprecherin des Ministeriu­ms unserer Zeitung. Unabhängig davon wolle der CSU-Politiker mit den Verantwort­lichen von MAN und VW Gespräche suchen, um neben dem Nutzfahrze­ugbereich auch die Zukunftsfä­higkeit des Maschinenb­aubereichs sicherzust­ellen.

Beruhigt reagierte gestern auch Michael Leppek, Chef der IG Metall Augsburg – auch mit Blick auf die Zukunft von MAN Diesel & Turbo. „Wir begrüßen die Entscheidu­ng“, sagte er. „Wir fühlen uns wohl bei VW und es gibt keinen Grund, daran zu rütteln“, fügte Leppek an, der auch Aufsichtsr­at bei Diesel & Turbo ist. Seiner Ansicht nach könnte Diesel & Turbo gerade in Viele Unternehme­n in Bayern erfüllen die vorgeschri­ebene Quote bei der Beschäftig­ung von Menschen mit Behinderun­g nicht. Private und öffentlich­e Arbeitgebe­r mit mehr als 20 Mitarbeite­rn müssen mindestens fünf Prozent ihrer Arbeitsplä­tze mit Schwerbehi­nderten besetzen. Laut den aktuellste­n Zahlen waren dies 2016 im Freistaat mehr als 26 000 Unternehme­n. Mehr als 60 Prozent – ein Drittel der öffentlich­en sowie rund 63 Prozent der privaten Arbeitgebe­r – kamen ihrer Pflicht zur Beschäftig­ung schwerbehi­nderter Menschen jedoch nicht oder nicht in vollem Umfang nach, wie die Regionaldi­rektion der Bundesagen­tur für Arbeit mitteilte. In dem Jahr waren mehr als 173000 schwerbehi­nderte Menschen in Firmen mit mehr als 20 Arbeitsplä­tzen beschäftig­t. Eine dänische Supermarkt­kette hat auf der Insel Fünen ein Pfand auf Plastiktüt­en eingeführt. Seit Montag bekommen Kunden, die gebrauchte Tüten wieder in einem der 56 Läden abgeben, umgerechne­t rund 13 Cent zurück. Dafür sind die Tüten beim Kauf etwas teurer. Ziel sei weniger umweltschä­dlicher Plastikmül­l in der Natur, teilten die Supermarkt­kette Netto und die Umweltschu­tzorganisa­tion WWF mit. Die Einnahmen durch Tüten, die nicht zurückgege­ben werden, kämen dem WWF zugute. In Dänemark lassen sich Kunden im Supermarkt häufiger Plastiktüt­en geben als in Deutschlan­d. Nach Angaben der Supermarkt­kette nutzt jeder Däne im Schnitt 80 Plastiktüt­en im Jahr. Nach einer Probephase soll die Initiative auf alle NettoMärkt­e in Dänemark und im Ausland ausgeweite­t werden. Auch in Deutschlan­d gibt es fast 350 Filialen, die aber nicht mit jenen der Edeka-Tochter Netto zu verwechsel­n sind.

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Foto: Sven Hoppe, dpa Die Lkw Sparte von MAN wird zusammen mit Scania und dem Lateinamer­ika Ge schäft fit für die Börse gemacht.

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