Mit dem Fahrrad durch hellgrüne Reisfelder
gibt keine Rostbratwürstchen, keinen Aufschnitt, wahlweise Käse oder Wurst. Yannis Martineau ist Franzose und kann auch auf kleinstem Raum große Gaumenfreuden zubereiten: geschmortes Lamm mit Kürbis, Zucchini und PapadamKrackern. Asiatischer ZitrusfruchtSalat mit einem Medley von Meeresfrüchten an geriebener BuddhaHand. Mousse von Matcha- und Jasmin-Tee, umgeben von weißer Schokolade. Das alles sind Gerichte, die sich mit denen in Feinschmecker-Lokalen messen lassen können.
Und Martineau hat noch einen anderen Anspruch: Er möchte den Passagieren alle drei Länder kulinarisch nahe bringen, die der Zug auf seiner Reise durchquert. Singapur, Malaysia, Thailand – jedes der Ziele erhält eine besondere Geschmacksnote. So besonders, dass man drei Tage lang problemlos mittags und abends vier Gänge verdrücken kann.
Fast würde es einem genügen, die Welt am Zugfenster an sich vorbeiziehen zu lassen… Die Landausflüge jedoch bringen einen Hauch von Erdung auf dieser Luxustour. In Kuala Kangsar, der Residenzstadt eines Sultans, geleitet eine kleine Frau die Zugreisenden voller Stolz durch das Royal Museum, in dem auch das erste Fahrrad des Sultans ausgestellt ist. Sie selbst, sagt die Gästeführerin, ist Chinesin, aber man spürt ihren devoten Stolz auf die politische Spitze des Landes. Einen Tag später führt ein Ausflug mit dem Fahrrad durch hellgrüne Reisfelder. In einem Dorf backen die Frauen Reisfladen für die E&O-Passagiere. Wenn die Luxusreisenden sich wieder in ihr klimatisiertes Schienenhotel zurückziehen, gehen die Frauen wieder ihrer harten Arbeit auf den Feldern nach, von der sie sich abends auf einfachen Holzpritschen ausruhen.
Diese Gegensätze haben wohl fast alle Passagiere zu Beginn ihrer Reise ausgeblendet – ja, konnten sie gar nicht sehen. Luxus ist in Malaysia und Thailand für die meisten Menschen ein Fremdwort. Der feudale Zug, der ein paar Mal pro Woche in wenigen Metern Entfernung an ihren Schlafzimmern vorbeifährt, ist für sie so weit entfernt wie die Gestirne am Himmel. Und vielleicht ebenso leuchtend – aber stets aus einer anderen Welt.