Neu-Ulmer Zeitung

Ein Prosit aus Attenhofen

Robert Neumaier setzt die Tradition seiner Familie fort und braut wieder Bier im „Hirsch“. Seine Kreationen werden auch in der Weißenhorn­er Schlossgas­tstätte ausgeschen­kt

- VON JENS NOLL

Eine Brauerei erwacht aus ihrem Dornrösche­nschlaf. So beschreibt Robert Neumaier die Entwicklun­g, die sich in den vergangene­n Monaten im Gasthof Hirsch in Attenhofen abgespielt hat. Bis 1963 wurde neben dem Wirtshaus noch ständig Bier gebraut, fast 500 Hektoliter im Jahr. Dann wurde die Brauerei in dem Weißenhorn­er Stadtteil stillgeleg­t. Anfang 2018 griff Neumaier, der Enkel von Karl Neumaier, dem letzten Braumeiste­r im „Hirsch“, die Tradition wieder auf. „Es war immer ein Traum von mir, die Brauerei wieder aufzumache­n“, sagt der Gastronom.

Schon in den „Bürgerstub­en“im Neu-Ulmer Stadtteil Reutti produziert­e der ausgebilde­te Bier-Sommelier und leidenscha­ftliche Hobbybraue­r Gerstensaf­t. Diesen Betrieb gab Neumaier allerdings auf, als er im vergangene­n Jahr unter Andreas Kierndorfe­r, dem Inhaber des „Hirsch“, auch Küchenchef in der neuen Schlossgas­tstätte in Weißenhorn wurde. Seine Geräte zog er nach Attenhofen um und richtete in einem Nebengebäu­de des „Hirsch“wieder eine kleine Braustätte ein – exakt an der Stelle, wo früher schon das Bier hergestell­t wurde.

Eingerahmt an der Wand hängt das bayerische Reinheitsg­ebot, an das sich auch der 42-Jährige hält. Der Betriebsle­iter des Gasthofs mit angeschlos­senem Landhotel braut zwar mehrere Biersorten, aber in Summe nur noch etwa ein Zehntel der Menge, die bis 1963 über den Tresen und im Gassenauss­chank an die Käufer ging. „Wir wollen das Kulturgut Bier wieder auf eine Plattform heben“, sagt Neumaier. „Die Verbrauche­r wollen wissen: Wo kommt das her? Wie wird das hergestell­t?“Um das zu erklären, bietet der Gastronom auch Brausemina­re oder spezielle Menüs an. Was den Geschmack betrifft, gebe es auch beim Bier ein sehr breites Spektrum, sagt er.

Drei selbst gebraute Sorten hat der „Hirsch“immer im Ausschank. Derzeit gibt es ein Kellerbier, auch Zwickel genannt, ein Märzen und als Spezialitä­t den „Schlosstru­nk“, ein Emmerbier. Neumaier ist nach eigenen Angaben einer der wenigen Brauer im weiteren Umkreis, der Malz aus dem Urgetreide zur Bierherste­llung verwendet. Sein Emmerbier ist recht dunkel und hat einen ganz eigenen Geschmack. „Ein Bier mit Ecken und Kanten“, sagt Neumaier, der sich ganz bewusst auf traditione­lle Sorten konzentrie­rt.

Dabei schlägt der „Schlosstru­nk“einen Bogen zur Gegenwart. Denn der Namensgebe­r ist das Alte Schloss in Weißenhorn. Im „Anno 1460“, der Schlossgas­tstätte, schenken Andreas Kierndorfe­r und sein Team nämlich auch das Emmerbier aus. Neumaier freut sich, dass am Schlosspla­tz heute wieder Bier aus zwei Weißenhorn­er Braustätte­n getrunken wird. Schließlic­h gibt es auch im „Barfüßer“eigenen Gerstensaf­t. Der 42-Jährige erinnert daran, dass Weißenhorn einst eine Brauereist­adt war: „Um 1900 gab es 16 Brauereien im Stadtgebie­t.“

Passend zum Mai, so viel verrät der Kleinbraue­r schon jetzt, wird es auch ein Starkbier aus Attenhofen geben. Einen kleinen Ausflug in die Geschichte der Attenhofer Brauerei können Besucher übrigens im Untergesch­oss des Gasthauses Hirsch unternehme­n. Dort sind alte Gerätschaf­ten, Transportk­isten, Steinkrüge und Gläser ausgestell­t.

Im Sinne der Verknüpfun­g von Tradition und Moderne verfolgt Neumaier mit dem „Hirsch“noch ein weiteres Ziel: Er will die Dorfwirtsc­haft als Treffpunkt für Jung und Alt wieder in den Mittelpunk­t rücken. „Dazu planen wir auch Schafkopf-Seminare“, sagt er. Unter dem Motto „Endlich wieder herzhaft lachen“informiert Andreas Reich am Montag, 23. April, in einem Vortrag über das Thema Blasenschw­äche. Er klärt dabei auch über Diagnose und Behandlung­smöglichke­iten auf. Die Veranstalt­ung des Bayrischen Bauernverb­andes findet im Gasthof Neumaiers Hirsch in Attenhofen statt und beginnt um 20 Uhr. (az) O

Weitere Informatio­nen erhal ten Interessie­rte unter der Rufnummer 08221/36970. Die Stadt Vöhringen führt in den Tagen bis zum Freitag, 27. April, eine Reinigung der Straßen in Vöhringen und den Ortsteilen Illerzell und Illerberg/Thal durch. Anwohner werden gebeten, ihr Fahrzeug während dieses Zeitraumes nicht am Straßenran­d abzustelle­n, teilt die Stadtverwa­ltung mit. Durch die Aktion soll insbesonde­re Streumater­ial vom Winter von den Straßen entfernt werden. (az)

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Foto: Andreas Brücken Robert Neumaier hat seine Brauanlage von Reutti nach Attenhofen umgezogen. Dort stellt er Spezialitä­ten wie Märzen oder Em merbier her, die es auch in Literflasc­hen zu kaufen gibt. SENDEN ATTENHOFEN

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