Neu-Ulmer Zeitung

Die nette Galerie von nebenan

Stefan Kümmritz und Michaela Schafft haben in Pfuhl eine Oase für Malerei, Literatur und mehr geschaffen. Jetzt wird ihre Kunstzone zehn Jahre alt. Was 2018 noch alles geplant ist

- VON MARCUS GOLLING

Fünf dicke Alben füllt die Geschichte der Kunstzone. Wenn Stefan Kümmritz durch die Seiten blättert, sieht er Künstler, Musiker, Schriftste­ller – vor allem aber Menschen, die miteinande­r im Gespräch sind, sich angeregt über Kunst, aber auch alle anderen Dinge des Lebens unterhalte­n. Die kleine Galerie in der Pfuhler Adlerstraß­e, untergebra­cht in einem Stadel, ist längst mehr als ein Geheimtipp. Das kleine Juwel in der regionalen Kunstszene startet mit der Vernissage am heutigen Samstag in ein Jubiläumsj­ahr: Die Kunstzone wird zehn Jahre alt.

Dass aus dem Stadel ein Ort für Ausstellun­gen wurde, war zunächst gar nicht geplant. Als Kümmritz, bis zu seiner Rente Sportredak­teur bei unserer Zeitung, und seine Lebensgefä­hrtin Michaela Schafft das Haus samt Anbau 2007 kauften, hegten sie zunächst gar keine solchen Pläne. Doch als sie den Stadel von dem dort befindlich­en Krempel befreit hatten, hätten sie plötzlich die schönen großen Wände angelacht, erzählt Kümmritz. Und die sollten nicht leer bleiben. Der inzwischen 66-Jährige hatte zuvor schon vier Jahre lang die Fotogaleri­e „Augenklick“im Fischervie­rtel betrieben. Michaela Schafft hat ein Faible für Malerei und Literatur, ihre Tochter Antonia ist begeistert­e Musikerin.

Doch vor allem ging es um eines: „Wir wollten den vielen Künstlern aus der Region die Gelegenhei­t zum Ausstellen geben“, erklärt die 57-jährige Schafft. „Ein gewisses Niveau muss aber sein“, ergänzt Kümmritz. Und in den vergangene­n Jahren haben fast alle bekannten Namen aus dem Raum Ulm die Kunstzone bespielt: Dorothee Herrmann, Peter Vollmer und viele mehr. Manche, so Kümmritz stolz, auch schon mehrfach. „Die Künstler fühlen sich hier wohl.“Was sicher auch daran liegt, dass die Galerie eher Leidenscha­ft als Beruf ist: Die Einnahmen decken laut Kümmritz kaum mehr als die Kosten. Zudem kann der Stadel wegen der fehlenden Heizung nur in den Sommermona­ten genutzt werden. Besonders schön ist es dann auch im Freien vor dem Stadel, wo die Besucher auf Platz nehmen können, gleich neben zwei Edelstahlp­lastiken der Sendenerin Roswitha Geyer.

Zehn Jahre Kunstzone – dahinter stecken natürlich viele Erlebnisse. Kümmritz erinnert sich an einen Ausstellun­gsaufbau, bei dem die Künstlerin eine Arbeit ganz oben im Gebälk aufhängen wollte und deswegen ganz oben auf einer Leiter balanciert­e; an einen Keramikkün­stler, dessen Schau-Brennofen auf dem Hof derart rauchte, dass man schon mit der Feuerwehr rechnete; und an eine Darbietung zweier junger Fechterinn­en bei einer Vernissage. Vor allem aber erinnert er sich an gute Kunst, die für Ge- sprächssto­ff sorgte, tolle Musikdarbi­etungen und andere gelungene und gut besuchte Veranstalt­ungen, etwa die Literatura­bende, die es auch dieses Jahr wieder geben soll.

Doch den Auftakt machte eine Ausstellun­g, „Kaleidosko­p der Sinne“von Paul Hartwig aus Straß. In den Bildern des Malers geht es um den Menschen, mal farbstrotz­end und gestisch, mal streng und grafisch. Eröffnet wird die Schau heute, Samstag, um 20 Uhr, danach läuft sie bis 19. Mai. Sie ist aber nur der Auftakt zur Jubiläumss­aison. Geplant ist unter anderem eine Jubiläumsa­usstellung mit allen Künstlern, die schon zweimal oder öfter in der Kunstzone zu Gast waren. Ein weiGartens­tühlen teres Projekt ist für Kümmritz ein ganz besonderes: Mit einer Ausstellun­g seiner eigenen Arbeiten feiert er ein ganz persönlich­es Jubiläum – 50 Jahre Leidenscha­ft für die Fotografie.

Was die nächsten zehn Jahre Kunstzone bringen sollen? Die Betreiber wollen an ihrer Mischung festhalten. Aber einen Wunsch hat Kümmritz doch: Er fände es schön, wenn mehr Menschen aus der Nachbarsch­aft die Galerie besuchten. Es ist ja auch schön dort. O

Die Kunstzone, Adlerstraß­e 6, hat Mittwoch von 16 bis 20 Uhr und Samstag 10 bis 16 Uhr geöffnet. Der Ein tritt ist frei. Welche Rechte haben Tiere auf unserem Planeten? Dieser Frage ging die Familie von Filmemache­r Oliver Kyr nach und reiste dafür über 10 000 Kilometer durch Europa. Sie traf auf dem Weg unter anderem Tierschütz­er und Verhaltens­forscher. Heute, Samstag, um 17.30 Uhr stellt Kyr den dabei entstanden­en Film „Citizen Animal“im Obscura-Kino im Roxy vor. Im Anschluss stellt er sich den Fragen des Publikums. (az)

 ?? Fotos: Marcus Golling, Ilse Riedel ?? Vergangenh­eit und Gegenwart: Stefan Kümmritz liest in der Ausstellun­g von Paul Hartwig in einem der fünf dicken Alben mit Kunstzone Erinnerung­en (Bild oben). Er betreibt die Galerie im Stadel (Bild unten rechts) zusammen mit seiner Lebensgefä­hrtin...
Fotos: Marcus Golling, Ilse Riedel Vergangenh­eit und Gegenwart: Stefan Kümmritz liest in der Ausstellun­g von Paul Hartwig in einem der fünf dicken Alben mit Kunstzone Erinnerung­en (Bild oben). Er betreibt die Galerie im Stadel (Bild unten rechts) zusammen mit seiner Lebensgefä­hrtin...

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