Neu-Ulmer Zeitung

Der Charakter blitzt auf

Ulm zeigt gegen Bayreuth die von Trainer Thorsten Leibenath geforderte mentale Stärke – allerdings nur phasenweis­e

- VON GIDEON ÖTINGER

Das Wunder, das die Ulmer Basketball­er brauchen, um doch noch die Play-offs der Bundesliga zu erreichen, schwillt immer weiter an. Gestern Abend verloren sie auswärts gegen Medi Bayreuth mit 75:88. Bester Ulmer Werfer war Katin Reinhardt (19), bei Bayreuth waren es Andreas Seiferth und Assem Marei (beide 16).

Charakter hatte Trainer Thorsten Leibenath von seinen Spielern gefordert. Und den zeigten sie. Problemati­sch war nur, dass sie nach dem ersten Viertel zunächst damit aufhörten. Das konnten sie allerdings mit 23:22 noch knapp für sich entscheide­n. Sie agierten bissig und überrumpel­ten die in der Tabelle deutlich besser platzierte­n Gastgeber. Wieder waren es Katin Reinhardt und Isaac Fotu, die wichtige Punkte erzielten. Bayreuth wirkte überrascht. Lange dauerte dieser Zustand aber nicht an. Gegen Ende der ersten zehn Minuten hatten sich das Team wieder herangetas­tet.

Aus diesem Herantaste­n wurde im zweiten Viertel ein beherztes Greifen. Bayreuth schnappte sich die Ulmer und kontrollie­rte sie. Das Ergebnis war schnell gedreht und zur Mitte des zweiten Viertels stand es schon wieder 40:29 für die Hausherren. Nur 14 Punkte fabriziert­en die Donaustädt­er in dem Durchgang. Reinhardt traf gar nicht und auch seine Mitspieler stellten sich nicht besser an. Zu sehr verrannten sie sich in Einzelakti­onen, was unnötige Ballverlus­te und Punkte auf der eigenen Seite zur Folge hatte. Was Thorsten Leibenath unter der Woche gesagt hatte, bewahrheit­ete sich auf dem Platz: seine Spieler können mit mentalen Rückschläg­en nicht umgehen. Und so einer war der Lauf der Bayreuther definitiv. Mit 48:40 ging es in die Pause.

Es dauerte bis etwa zur Hälfte des dritten Viertels, ehe Ulm wieder damit anfing, Charakter zu zeigen. Mit Einsatzwil­le und Bissigkeit kamen die Spieler langsam wieder zurück. Dabei profitiert­en sie freilich auch von Bayreuther Fehlern. Die Oberfranke­n gaben den Ball oft fahrlässig her und bestärkten die Ulmer so in deren Offensivbe­mühungen. Vier Minuten vor Ende des dritten Viertels kam Ulm so mit 54:56 den Bayreuther­n bedrohlich nahe.

Doch es war wie so oft in dieser Saison: Wenn es zählt, kommt zu wenig von den Ulmern. Ismet Akpinar versuchte es zu oft mit dem Kopf durch die Wand, Ryan Thompson ließ seine Gefahr am Korb komplett vermissen und Kapitän Per Günther stand auch neben sich. Nur Isaac Fotu und Katin Reinhardt zeigten Einsatz. Davon zu viel in den falschen Situatione­n offenbarte Jerrelle Benimon. In der Defensive schien er überforder­t und wusste sich nur noch mit Fouls zu helfen. Im letzten Viertel rächte sich das. Da musste er nach seinem fünften Foul vom Platz. Weil er sich dabei lautstark echauffier­te, bekam er ein technische­s Foul obendrauf.

Er hätte seinen Ulmern wohl eh kaum geholfen. Ihr Rückstand blieb zweistelli­g und Bayreuth machte es vor allem in der Defensive stark. Ulm wiederum hatte da seine Probleme. Luke Harangody war oft zu langsam, um gut gegen die agilen Bayreuther verteidige­n zu können. Nur in den Rebounds zeigte Ulm gute Defensiv-Qualitäten. Da ließen sie keine einzige Ballerober­ung Bayreuths zu. Letztlich brachen die vergebenen Würfe das Ulmer Genick. Morgen (11 Uhr) melden sich auch die Hockeyherr­en des SSV 1846 Ulm aus der Winterpaus­e zurück, um die beiden letzten Vorrundens­piele zu bestreiten, bevor es dann direkt in die Rückrunde der Oberliga geht. Die Vorbereitu­ng verlief für die Mannschaft von Trainer Sascha Heinrich nicht optimal. Einige Trainingse­inheiten auf dem Platz sowie ein Trainingsw­ochenende in Basel fielen dem lang anhaltende­n kalten Winterwett­er zum Opfer. Auch im Kader gibt es nach der Hallensais­on Veränderun­gen. Morgen treten die Ulmer zum Feldauftak­t beim tabellense­chsten VFB Stuttgart an. (az) Nach der deutlichen 1:5-Heimnieder­lage gegen den Mannheimer Hockey Club müssen die Ulmer Oberligada­men morgen (11 Uhr) beim Tabellenfü­hrer und Aufstiegsa­spiranten HTC Stuttgarte­r Kickers antreten. Nach dem Spiel gegen Mannheim kritisiert­e Trainer Lukas Poustka vor allem den fehlenden Kampfgeist. Sein Fazit zum Rückrunden­auftakt und den enttäusche­nden sechsten Tabellenpl­atz fällt also entspreche­nd ernüchtern­d aus. (az)

 ?? Foto: Eibner/Markus Förster ?? Der Ulmer Katin Reinhardt (rechts) Arm in Arm mit James Robinson von Bayreuth. Reinhardt war zusammen mit Isaac Fotu mal wieder einer der treffsiche­rsten Ulmer Werfer. Von seinen Teamkolleg­en kam allerdings nicht allzu viel.
Foto: Eibner/Markus Förster Der Ulmer Katin Reinhardt (rechts) Arm in Arm mit James Robinson von Bayreuth. Reinhardt war zusammen mit Isaac Fotu mal wieder einer der treffsiche­rsten Ulmer Werfer. Von seinen Teamkolleg­en kam allerdings nicht allzu viel.

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